Kampf gegen Zucker und Säure |
Lecker, aber schlecht für die Zähne: Wer sich zahnfreundlich ernähren will, sollte Schokolade nur in Maßen verzehren. / Foto: Shutterstock/Refat
Kariesbakterien nutzen Zucker für ihre eigene Ernährung und scheiden Milchsäure als Abfallprodukt aus. Die Säure greift den Zahnschmelz an und macht ihn bröckelig. Deshalb ist, das leuchtet ein, die Reduzierung des Zuckeranteils der Ernährung eine wichtige Basis für gesunde Zähne. Vor allem bei viskosen, klebrigen Lebensmitteln haben die Bakterien besonders viel Zeit, den Zucker umzusetzen. Honig, Rübensirup und Trockenobst bleiben beispielsweise lange an den Zähnen haften und sollten deshalb nur in Maßen verzehrt werden. Auch Obst liefert Zucker, aber natürlich auch viele Vitamine, Pflanzen- und Ballaststoffe.
Zurückhaltung ist deshalb vor allem bei den wahren »Zahnfeinden« angebracht, zum Beispiel Gummibärchen, Lutschbonbons, Schokoriegel, Nuss-Nougat-Cremes und Softdrinks. Auch in versteckter Form richtet Zucker Schaden an, etwa in Ketchup, Fruchtsaftgetränken und industriell hergestellten Fruchtjoghurts und Fruchtbuttermilch. Stärkehaltige Lebensmittel (wie Chips, Weißbrot, gesüßte Cornflakes) mit sogenannten leeren Kohlenhydraten wirken ebenfalls kariogen, denn sie werden schnell in die einzelnen Zuckerbausteine zerlegt.
Prinzipiell gilt: Ein paar Gummibärchen oder ein Stückchen Schokolade als Nachspeise nach der Hauptmahlzeit zu essen, ist zahnfreundlicher als zuckerhaltige Snacks über den gesamten Nachmittag zu verteilen. Denn dann verrichten die Kariesbakterien nonstop ihre Arbeit und greifen die Zähne kontinuierlich an. Nach der Mahlzeit sollte man nicht vergessen, die Zähne zu putzen, aber erst etwa 30 Minuten nach dem Essen. Dann hat sich der Zahnschmelz regeneriert und das Putzen verursacht keine Schäden durch das Reiben.
Säurehaltige Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Softdrinks, Fruchtsäfte, Wein, Sekt und saure Drops erweichen den schützenden Zahnschmelz und machen ihn somit angreifbar. Das fördert die Entmineralisierung der Zähne. Diesen Prozess nennt man säurebedingten Zahnschmelzabbau oder dentale Erosion.
Zahnfeinde: Softdrinks enthalten nicht nur Zucker, sondern auch Säure. / Foto: Adobe Stock/rockvillephoto
Softdrinks etwa sind nicht nur süß, sondern enthalten auch Zitronensäure. Dadurch sind sie gleich doppelt schädlich für die Zähne. Dies gilt auch für Fruchtsäfte. Auch nach dem Verzehr von solch säurehaltigen Nahrungsmitteln ist sofortiges Zähneputzen keine gute Idee. Wer beispielsweise abends ein Glas Rotwein getrunken hat, sollte zuerst den Mund mit Leitungswasser ausspülen und mindestens eine halbe Stunde bis zum Zähneputzen verstreichen lassen.
Speichel ist ein wahres Anti-Karies-Wunder: Er spült Nahrungsreste von den Zähnen, wirkt antibakteriell und mineralisiert die Zähne. Seine Enzyme puffern zudem die Zahnschmelz-schädigenden Säuren ab. Der Speichelfluss lässt sich hervorragend beispielsweise mit Salaten, Gemüse sowie Vollkornprodukten und gründlichem Kauen anregen. Durch das feste Material an den Zähnen werden zudem Beläge abgeschliffen und das Zahnfleisch wird massiert. Dies funktioniert auch etwa mit einem knackigen Apfel. Kräuter und Gewürze wie Ingwer sowie zuckerfreie Kaugummis regen ebenfalls die Speichelproduktion an.
Wie bei vielen Dingen gilt auch bei den potenziellen Zahnfeinden: Die Dosis macht das Gift. Wer zusätzlich mit speziellen Lebensmitteln die Zahn- und Zahnfleischgesundheit fördert, der muss keine Bedenken bei einem Riegel Schokolade oder ab und zu einem Glas Rotwein haben. Die Zähne profitieren beispielsweise von einen Häppchen Hartkäse zum Wein. Das Kauen regt den Speichelfluss an, das Fett des Käses bildet einen Schutzfilm über den Zähnen. Käse ist zudem eine gute Quelle für Calcium, das zur Stärkung des Zahnschmelzes und der Kieferknochen wichtig ist. Auch Naturjoghurt liefert Calcium, aber auch Milchsäurebakterien, die Zahnbeläge verhindern und Entzündungen vorbeugen.
Milchprodukte liefern wertvolles Calcium und Milchsäurebakterien, die Zahnbeläge verhindern können. / Foto: Fotolia/photocrew
Nicht nur Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Quark und Käse wie Parmesan, Emmentaler, Bergkäse sind gute Calciumlieferanten – vorzugsweise in der fettarmen Variante. Wer den Milchzucker Lactose nicht verträgt, der hat kann auf lactosefreie Milchprodukte umsteigen und auch zahlreiche pflanzliche Quellen nutzen. Unter anderem Grünkohl, Brokkoli, Fenchel, Petersilie, Sojaprodukte, Sesam und Nüsse liefern ebenso wie calciumreiche Mineral- oder Heilwässer (mindestens 150 mg pro Liter) einen wichtigen Beitrag – auch für Veganer.
Calcium aus Pflanzen wird jedoch insgesamt schlechter verwertet, da Pflanzenstoffe wie Oxal- und Phytinsäure aus Gemüse, Getreide und Samen die Resorption beeinträchtigen. Tierisches Calcium wird leichter vom Körper aufgenommen. Empfehlenswert ist daher eine gesunde Mischung aus allen Quellen.
Auch Grüntee darf auf einem zahnfreundlichen Speiseplan nicht fehlen. Das darin enthaltene Spurenelement Fluorid hemmt die Plaque- und Kariesbildung und kann kleinere Zahnschmelzschäden reparieren. Die sekundären Pflanzenstoffe im Grüntee reduzieren zudem Mundgeruch und die Bildung von Zahnstein und verändern die Speisereste im Mund biochemisch so, dass Kariesbakterien keinen Spaß mehr daran haben. Dafür sollte der Grüntee lauwarm und ungesüßt getrunken werden. Die Schutzwirkung ist ebenfalls vorhanden, wenn man nach dem Essen die Mundhöhle gründlich mit grünem Tee ausspült.
Mundgeruch kann auf Magen-Darm-Probleme hindeuten, meist liegt die Ursache aber in der Mundhöhle. In vielen Fällen kann der unangenehme Geruch durch gründliches regelmäßiges Zähneputzen, Mundspülungen, Zungenschaber oder –bürsten und regelmäßige professionelle Zahnreinigungen beseitigt werden.
Kurzfristige Hilfe bei Mundgeruch kann Zink bieten. Denn Zink hemmt das Wachstum von Bakterien, die Speisereste im Mund zersetzen und dabei flüchtige übelriechende Schwefelverbindungen freisetzen. In der Apotheke sind beispielsweise Lutschtabletten oder Kaugummis mit Zink erhältlich, ebenso wie Mundspülungen und Zahnpasta mit Zink. Ebenfalls hilfreich bei Mundgeruch ist das Blattgrün Chlorophyll. Dieses kann die Aktivität bestimmter eiweißspaltender Enzyme vermindern und so üblen Gerüchen vorbeugen. In der Apotheke sind Chlorophyll-Dragees erhältlich, und auch der Tipp, Petersilie zur Beseitigung von Mundgeruch zu kauen, beruht auf diesem Prinzip. Ein weiterer Tipp gegen schlechten Atem ist Ingwer: Der enthaltene Scharfstoff 6-Gingerol stimuliert ein Enzym im Speichel, das die schwefelhaltigen Substanzen abbaut.
Fetter Seefisch wie Lachs und Hering liefert neben Fluorid zudem Vitamin D, das für starke Zähne und Kieferknochen ebenfalls wichtig ist. Die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Docosahexaensäure (= DHA), können zudem einer Parodontitis vorbeugen und den Heilungsprozess des entzündeten Zahnfleisches beschleunigen.
Die im Herbst anstehende Kürbis- und Kohlsaison bietet ebenfalls viele Mikronährstoffe für die Mundgesundheit. Kürbis und Kohlgemüse enthalten neben dem antioxidativ wirksamen Vitamin C, das das Zahnfleisch vor Entzündungen schützt, auch sekundäre Pflanzenstoffe wie Carotinoide und andere Mikronährstoffe, die die Mundschleimhaut stärken. Die Schwefelverbindungen (auch bioaktive Pflanzenstoffe) der Zwiebeln bekämpfen erfolgreich schädliche Bakterien im Mund, ebenso wie der japanische grüne Meerrettich Wasabi.
Die Zahnfarbe ist zwar kein direkter Bestandteil der Zahngesundheit. Strahlend weiße Zähne gehören jedoch für die meisten Menschen zu einem attraktiven Erscheinungsbild dazu. Der regelmäßige Verzehr säurehaltiger Lebensmittel ist mitverantwortlich für Zahnverfärbungen, da sie den Zahnschmelz aufrauen und Farbstoffe leichter haften bleiben. Neben Nikotin sind vor allem Kaffee, Schwarztee und Rotwein als Farbgeber bekannt. Aber auch Heidelbeeren, Sauerkirschen, Traubensaft, Kurkuma und Soja-Sauce hinterlassen dunkle Spuren auf den Zähnen. Diese Lebensmittel werden aber im Gegensatz zu Kaffee und Schwarztee meist nicht täglich verzehrt.
Grüntee schützt vor Mundgeruch und Karies. / Foto: Fotolia/Guido Vrola
Störungen des Immunsystems, Stress, Diäten, Medikamente, eine schlechte Ernährung sowie Nikotin und Alkohol können Spuren auf der Mundschleimhaut und dem Zahnhalteapparat hinterlassen. Entzündungen und Blutungen am Zahnfleisch bis hin zum Zahnausfall können die schweren Folgen einer Parodontitis sein. Neben einer sorgfältigen Mundhygiene kann auch eine gezielte Zufuhr an Mikronährstoffen die klassische Parodontitis-Behandlung ganzheitlich ergänzen.
Coenzym Q10 wirkt dabei entzündungshemmend und fördert den Heilungsprozess des Zahnfleisches. Die Mikronährstoffe Vitamin C, Zink und Mangan wirken zudem als Antioxidanzien. Sie wehren freie Radikale ab und reduzieren dadurch auch entzündliche Prozesse. Ein weiterer guter Radikalfänger ist Grüntee-Extrakt mit seinen sekundären Pflanzenstoffen, der – wie schon erwähnt – zudem eine gute Fluorid-Quelle ist. Calcium sorgt gemeinsam mit den Vitaminen D, K, C und den Spurenelementen Zink und Mangan für stabile und ausreichend mineralisierte Zähne.
Das ayurvedische Ölziehen soll die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch fördern und der Entgiftung des Körpers dienen. Dazu nimmt man morgens vor dem Zähneputzen einen Esslöffel eines kaltgepressten Pflanzenöls, etwa Sonnenblumen- oder Olivenöl, in den Mund und bewegt dieses etwa 15 bis 20 Minuten hin und her. Das Öl soll dabei auch durch die Zähne gezogen werden. Anschließend spuckt man das Öl aus, spült den Mund mit Wasser und putzt dann die Zähne. Nach der ayurvedischen Lehre sollen beim Ölziehen Viren, Bakterien und Pilze aus der Mundschleimhaut in das Öl übergehen. Wissenschaftlich belegt ist das allerdings nicht, eine Wirksamkeit ist fraglich.