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Endokrinologen warnen

Keine Hormontherapie in Eigenregie

Die Hormontherapie zur Geschlechtsangleichung von transidenten Personen gehört in ärztliche Hand. Das macht die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) im Vorfeld der Hormonwoche vom 18. bis 25. September 2021 deutlich. Werden die Hormone nicht sachgemäß eingenommen, ergeben sich Risiken für Körper und Seele.
Juliane Brüggen
07.09.2021  14:00 Uhr

»Wir raten deshalb dringend, sich zur Behandlung in ärztliche Hände zu begeben«, sagt Professor Dr. Günter K. Stalla, Präsident der DGE und Leiter des Medicover Neuroendokrinologie in München. Eine Hormontherapie in Eigenregie – zum Beispiel mit Präparaten aus dem Schwarzmarkt oder dem Internet – sei mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden. Bei unkontrollierter oder überdosierter Behandlung könnten zum Beispiel Stoffwechselstörungen, Thrombosen, Tumoren oder psychische Störungen wie Depressionen auftreten. 

Die Behandlung erfordere ein interdisziplinäres Team aus erfahrenen Psychiatern, Psychologen, Endokrinologen und spezialisierten Chirurgen. Dann könne die Therapie das Befinden der Betroffenen jedoch deutlich verbessern. Der Leidensdruck und der Wunsch nach einer Geschlechtsangleichung seien oft groß, berichtet Stalla, der bisher etwa 1000 transidente Personen bei der Transition betreut hat.

Wie läuft die geschlechtsangleichende Hormontherapie ab?

Bevor die Behandlung beginnen kann, müsse ein Psychiater die Transidentität bestätigen. Zudem gelte es, anderweitige Geschlechtsentwicklungsstörungen und psychische Erkrankungen auszuschließen: »Diese können zwar ähnliche Symptome hervorrufen, bedürfen jedoch einer unterschiedlichen Behandlung«, so Stalla.

Sind schließlich auch Risiken wie bestehende Leberschäden oder hormonempfindliche Tumoren abgeklärt, könne die geschlechtsangleichende Hormontherapie (GAHT) beginnen. Männer, die sich als Frauen identifizieren und eine Transition anstreben, erhalten Östrogen in Kombination mit Antiandrogenen. Im umgekehrten Fall, bei der Frau-zu-Mann-Transidentität, ist Testosteron die Basis. Schon nach kurzer Zeit zeigen sich deutliche und teils irreversible Veränderungen des Körpers: So entwickeln sich bei trans Frauen Brüste, die Libido sowie das Volumen von Prostata und Hoden nehmen ab. Bei trans Männern nimmt die Körperbehaarung zu, es kommt zu Bartwuchs und die Fett- und Muskelverteilung verändert sich hin zu einer männlich gelesenen Körperform.

»Eine engmaschige Kontrolle im Laufe der Hormonbehandlung sowie eine regelmäßige jahrelange Nachsorge durch den behandelnden Arzt sind für eine verantwortungsvolle Therapie entscheidend«, resümiert Professor Dr. Stephan Petersenn von der Endoc Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg.

Dieser Artikel wurde aktualisiert.

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