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Covid-19

Klassischer Totimpfstoff zugelassen

Die EU-Kommission hat Ende Juni den ersten inaktivierten Ganzvirus-Impfstoff gegen Covid-19 zugelassen. Damit stehen in der Europäischen Union bald sechs Corona-Impfstoffe zur Verfügung – zumindest theoretisch.
Verena Schmidt
11.07.2022  11:30 Uhr
Klassischer Totimpfstoff zugelassen

VLA2001 beziehungsweise Covid-19-Impfstoff (inaktiviert, adjuvantiert) Valneva - so die derzeitige Bezeichnung - enthält ganze abgetötete SARS-Coronaviren-2 des Ursprungsstamms. Er ist damit der erste klassische Totimpfstoff gegen Covid-19 in der EU. Sein Vorteil: Da dem Immunsystem ganze Viren angeboten werden, gibt es mehr Angriffsziele als nur das Spike-Protein. Hersteller Valneva hofft, mit diesem klassischen Prinzip auch Menschen anzusprechen, die sich bisher noch nicht haben impfen lassen, da sie etwa den neueren mRNA- und Vektorimpfstoffen skeptisch gegenüberstehen.

Die neue Vakzine verkörpert nun ein viertes Impfstoffprinzip zum Schutz vor Covid-19. Comirnaty® von Biontech/Pfizer und Spikevax® von Moderna basieren auf mRNA-Technologie, Vaxzevria® von Astra-Zeneca und Jcovden® von Johnson & Johnson arbeiten mit viralen Vektoren. Der jüngste Impfstoff Nuvaxovid® von Novavax ist proteinbasiert. Es handelt sich um einen Spaltimpfstoff, Nuvaxovid enthält keine vollständigen abgetöteten Viren wie VLA2001. Totimpfstoffe sind im Prinzip alle sechs Impfstoffe, da sie keine vermehrungsfähigen Viren enthalten.

Zugelassen ist der Impfstoff von Valneva für 18- bis 50-Jährige. Das hat folgenden Hintergrund: Statt einer placebokontrollierten Wirksamkeitsstudie hat der Hersteller mit VLA2001 eine sogenannte Immunbridging-Studie durchgeführt. Dabei wird die Wirksamkeit eines Impfstoffs abgeschätzt, indem die durch die Impfung hervorgerufene Immunantwort mit einer bereits zugelassenen Vakzine verglichen wird.

Laut der europäischen Arzneimittelagentur EMA zeigt die Studie mit etwa 3000 Probanden im Alter ab 30 Jahren, dass VLA2001 eine stärkere Produktion von Antikörpern auslöst als der Vergleichsimpfstoff Vaxzevria. Zusätzliche Daten belegen auch in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen eine Wirksamkeit. Valneva scheint also wohl mindestens so wirksam zu sein wie Vaxzevria. Zur Wirksamkeit bei über 50-Jährigen hätten die Daten aber keine Rückschlüsse zugelassen, für ältere Menschen ist die Vakzine daher nicht zugelassen. Auch wichtig zu wissen: Der Impfstoff basiert auf dem Ursprungsvirus. Ob und in welchem Ausmaß er auch vor den neueren SARS-CoV-2-Varianten wie etwa den Omikron-Subtypen schützt, ist noch nicht klar.

Wann beziehungsweise ob der Impfstoff überhaupt in Deutschland verfügbar sein wird, ist aktuell noch unklar. Da sich die Zulassung verzögerte, hatte die EU-Kommission angekündigt, einen Vorab-Kaufvertrag mit Hersteller Valneva womöglich zu kündigen. Sollte es hier keine Einigung geben, stünde der Impfstoff in Europa wohl nicht zur Verfügung.

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