Königin der Winterblüher |
Die Christrose (Helleborus niger) gehört zur Gattung der Nieswurze (Helleborus) in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Wie alle Hahnenfußgewächse ist sie giftig. Die winterharten, immergrünen Stauden werden 10 bis 40 cm hoch und können ab November bis in den April hinein blühen. Während dieser Zeit bringt die Christrose immer wieder neue strahlend weiße Blüten hervor.
Die leicht nickenden Blüten bestehen aus fünf großen weißen Blütenblättern, die drei bis acht Kronblätter sind zu tütenförmigen Nektarblättern umgebildet, die UV-Licht absorbieren und so auf Insekten besonders attraktiv wirken. Die älteren weißen Blütenblätter werden mit der Zeit grün. In der Mitte der Blüte bilden sich aus den tütenförmigen Nektarblättern die Balgfrüchte, in denen die Samen reifen. Die ledrigen drei- bis neunteiligen dunkelgrünen Blätter entspringen fingerförmig jeweils aus einem Blattstiel.
Gegen die Kälte hat die Christrose einen Trick auf Lager: Sie kann das Wasser aus ihren Leitungsbahnen abziehen, damit sie nicht vom Frost gesprengt werden. So können die Winterblüher Temperaturen bis -10 °C überstehen. Die Blätter hängen dann schlapp am Boden. Doch sobald es wieder wärmer wird, zieht die Pflanze das Wasser zurück in ihre Blätter, die sich dann wieder aufrichten. An ihrem natürlichen Standort in den Alpen sind die frostempfindlichen Blätter jedoch meist durch Schnee geschützt.
Christrose (Helleborus niger), Gattung der Nieswurze (Helleborus), Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Christrosen blühen bereits ab November und treiben bis zum Frühling immer wieder neue Blüten nach. In ihrem natürlichen Lebensraum, in den Kalkalpen, sind Christrosen vom Aussterben bedroht und deshalb streng geschützt. In Deutschland wachsen sie natürlich nur im Berchtesgardener Land und hier bis in einer Höhe von 1500 Metern. Christrosen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen, denn ihre dauerhafte Winterblüte fasziniert die Menschen seit langem. So werden Schneerosen in Gärten kultiviert und sind als Zierpflanze für Balkon, Terrasse sowie als Friedhofsbepflanzung sehr beliebt.
Foto: PTA-Forum/Egermeier/Adobe Stock/MaskaRad
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Christrosen sind für Mensch und Tier in allen Pflanzenteilen stark giftig. Die höchste Giftkonzentration befindet sich in den Wurzeln und in den Samen. Verantwortlich sind das in allen Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) vorkommende Protoanemonin. Beim Kontakt mit der Haut kann es reizen und zur Blasenbildung führen. Bei entsprechender Dosis kann das Nervengift auch Lähmungserscheinungen hervorrufen. In der Gattung Helleborus kommen das Gift Helleborin hinzu. Es wirkt stark reizend auf die Schleimhäute und deshalb stark abführend. Ebenso ist das stark herzwirksame Steroidsaponin Hellebrin enthalten, das ähnlich wie die Herzglykoside der Gattung Fingerhüte (Digitalis) wirkt.
Bereits der Pflanzensaft der Christrose kann starke Hautreizungen verursachen, was auf die Protoanemonin-Wirkung zurückzuführen ist. Daher sollten beim Schneiden der Pflanze Handschuhe getragen werden. Auch getrocknetes Pflanzenmaterial bleibt giftig. Vergiftungen mit Helleborus niger sind zwar selten, doch kann der Verzehr von reifen Samen schwere Vergiftungen hervorrufen, auch bei Tieren, die Samen versehentlich fressen. Drei reife Samenkapseln haben schon zu ernsten Vergiftungen geführt. Bei Vergiftung mit der Christrose kommt es zu Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Ohrensausen und Herzklopfen mit verlangsamten Puls. In schweren Fällen kann es zum Delirium bis hin zum Tod kommen. Der Tod tritt meist durch Atemlähmung ein. Im Vergiftungsfall sollte man deshalb sofort ein Notarzt zu Hilfe rufen.
Bei oraler Einnahme in jedem Fall einen Arzt aufsuchen, gegebenenfalls mit dem Notarzt in eine Klinik einliefern lassen. Als Therapie ist eine Giftentfernung mit der wiederholten Gabe von medizinischer Kohle und Abführmitteln sowie eine intensivmedizinische Überwachung angezeigt.
Der heute übliche Name der Christrose entstand mit dem Aufkommen des Christentums, da die Pflanze zu Christi Geburt an Weihnachten ihre Blüten entfaltet. Der Name Nieswurz kommt daher, dass die pulverisierte Wurzel einen starken Niesreiz auslöst. Früher wurde die Wurzel deshalb in Schnupftabak und Niespulver verwendet, heute ist der Einsatz zu diesem Zweck wegen ihrer Giftigkeit verboten. Auch von einer Verwendung als Brech- und Abführmittel, wozu Christrosen im Altertum in der Volksmedizin eingesetzt wurde, wird heute abgeraten. Denn die Wirkung basiert auf den Symptomen einer Vergiftung.
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