Kommt die Corona-Impfung per Pflaster? |
Über die vielfältigen Möglichkeiten – aber auch über die Limitationen – der HD-MAP-Technologie erschien kürzlich ein umfassender Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift »Pharmaceutics«. Danach haben Mikronadeln eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Immunisierungsmethoden – abgesehen von der Tatsache, dass sie schmerzfrei sind.
Wie die aus der Wundversorgung bekannten Pflaster sehen die Mikroarray-Pflaster nicht aus. / Foto: The University of Queensland
Vielfach konnte gezeigt werden, dass diese Art des Impfens eine starke Immunreaktion auslöst, weil die 25 bis 1000 µm langen Nadeln die Impf-Antigene effektiv in der Epidermis und Dermis platzieren, wo diese dann von einer großen Anzahl von Immunzellen (Langerhans- und dendritischen Zellen) aufgenommen werden.
Die Anordnung der Mikronadeln ähnelt Pflastern und bietet somit den Vorteil, dass meist eine Lagerung in einer Kühlkette nicht erforderlich ist. Zudem lassen sich die Pflaster auch durch den Impfling selbst verabreichen.
So scheint die Zukunft von Impfstoffen auf Mikronadelbasis vielversprechend. Allerdings müssen auch bestimmte Einschränkungen wie möglicherweise eine nicht ausreichende Dosierung, kritische Aspekte der Stabilität und Probleme mit der Sterilität noch geklärt werden, bevor Mikronadeln erfolgreich für die Verabreichung von Impfstoffen eingesetzt werden können.
Das Technologie-Start-up-Unternehmen Vaxxas beschäftigt sich seit Langem mit der Verbesserung der Wirksamkeit von Impfstoffen durch die Applikation des Antigens in die Haut mithilfe eines Mikroarray-Pflasters.
Bereits im Oktober vergangenen Jahres zeigten Dr. Christopher L. D. McMillan von der School of Chemistry and Molecular Biosciences der University of Queensland in St Lucia, Australien, in einer Arbeit im Journal »Science«, dass sich durch die Applikation eines SARS-CoV-2-Impfstoffs mithilfe Mikroarray-Pflasters sowohl die zelluläre als auch die humorale Immunantwort verstärken lässt. Die gebildeten Antikörper neutralisierten klinisch relevante Isolate, einschließlich der Alpha- und Beta-Varianten des Coronavirus. Eine einmalige Applikation des Impfpflasters bot im Mausmodell einen vollständigen Schutz vor einer tödlichen Virusinfektion.
Ende letzten Jahres berichtete zudem das britische Unternehmen Emergex von ersten klinischen Studien mit einem neuartigen Impfstoffkandidaten zum Schutz vor Covid-19, die gezielt T-Zellen trainieren und mithilfe eines speziellen Pflasters appliziert werden.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.