Komplementärmedizin bei Krebserkrankungen |
Evidenzbasierte Empfehlungen sind für einige Verfahren möglich. Akupunktur kann laut Leitlinie zum Beispiel zur Senkung von bestimmten Tumorschmerzen empfohlen werden. / Foto: Adobe Stock/photocrew
Ein Ziel der Leitlinie war es, die wichtigsten zur komplementären und alternativen Medizin zählenden Methoden, Verfahren und Substanzen nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin zu bewerten. Die Autoren orientierten sich dabei an den aktuell in Deutschland von Patienten genutzten oder angebotenen Möglichkeiten der Komplementärmedizin.
Mit der Leitlinie sollen Ärzten, Fachpersonal und den Patienten selbst evidenzbasierte Positiv- und Negativ-Empfehlungen an die Hand geben werden. Darüber hinaus sollen die Aus-, Fort- und Weiterbildung auf diesem Gebiet gefördert und Versorgungsstrukturen verbessert werden.
Gleich zu Beginn der Leitlinie geht es um Patienteninformation und -aufklärung. Es wird großen Wert darauf gelegt, dass Patienten zu komplementären Maßnahmen befragt und gezielt auf mögliche Interaktionen zwischen diesen Anwendungen und der Krebstherapie hingewiesen werden.
Interessierten Patienten sollen verlässliche Informationsquellen genannt werden. Dies ist besonders relevant, weil sich im Internet mitunter Falschinformationen finden. Auch die unseriösen Methoden sollten zum Schutz des Patienten klar benannt werden. Zudem sollen diejenigen, die komplementärmedizinische Maßnahmen anbieten, onkologisch fortgebildet sein und die Wirkweise, Indikationen, Kontraindikationen sowie die Grenzen dieser Maßnahmen bei onkologischen Patienten kennen.
Zur Identifizierung seriöser Anbieter wurden acht Kriterien in einem Konsensusprozess im Rahmen des von der Deutschen Krebshilfe geförderten Netzwerkprojektes KOKON erarbeitet. Eine Broschüre mit den Kriterien für Patienten ist frei zugänglich.
Die S3-Leitlinie »Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen« ist unter Beteiligung sehr vieler medizinischer Fachgesellschaften und Organisationen erarbeitet und jetzt publiziert worden. Gefördert wurde diese umfangreiche Leitlinie von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie. Beweggründe für die Erstellung waren die verbreitete Nutzung von komplementären und alternativen Methoden, die große Anzahl verschiedener Verfahren und die fehlende Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten zu den Themen.
Die der Leitlinie zugrundeliegende Evidenz beinhaltet ausschließlich Studien mit onkologischen Patienten. Die Autoren weisen darauf hin, dass es für einige Schlüsselthemen in dieser Leitlinie nur wenige Daten aus randomisierten klinischen Studien gibt. Das gilt insbesondere für die Phytotherapie, aber auch für zentrale Fragen bei den Mikronährstoffen.