Kopfgneis oder Milchschorf? |
Guck-guck! Sind die Kopfschuppen noch da? / Foto: Getty Images/Foremniakowski
Eine schuppige Kopfhaut ist bei Säuglingen gar nicht selten. Bei etwa jedem zweiten zeigen sich ab der zweiten Lebenswoche kleieförmige, fettige, gelb-braune, fest haftende Schuppen auf der Kopfhaut, die sich bis zur Stirn ausbreiten können. Dieser sogenannte Kopfgneis ist eine Manifestationsform der seborrhoischen Säuglingsdermatitis. Grund ist vermutlich eine gesteigerte Talgdrüsenfunktion. Die Talgproduktion wird nach der Geburt durch Androgene, die über die Muttermilch übertragen werden, hochgefahren. Weil sich dieser Prozess mit steigendem Lebensalter normalisiert, wachsen sich die Kopfschuppen im Laufe des ersten Lebensjahres gewissermaßen von selbst aus. Da ihnen kein entzündlicher Prozess zugrunde liegt und die Kleinen nicht beeinträchtigt sind, besteht aus medizinischer Sicht auch keine Behandlungsnotwendigkeit.
Abzugrenzen davon ist eine frühe Form der atopischen Dermatitis, die sich jedoch meist erst etwas später, etwa im dritten bis fünften Lebensmonat entwickelt. Dabei zeigen sich die Schuppen eher hart, es bilden sich Verkrustungen, der Wundgrund ist mitunter entzündet. Die Schuppen sitzen zwar oft auf dem Kopf, so gut wie immer werden sie aber auch von entzündeten Stellen in der Gesichtspartie – meist auf den Wangen - begleitet.
Die Schuppen erinnern an das Aussehen von angebrannter Milch, weshalb dieser Zustand häufig mit dem Begriff Milchschorf bezeichnet wird. Die weiß-gelblichen Schuppen jucken und können nässen. Aufgrund ihres entzündlichen Charakters sind diese Hauterhebungen ein Fall für den Kinderarzt und sollten zunächst nicht in Eigenregie behandelt werden. Kinder, die an Milchschorf gelitten haben, tragen ein erhöhtes Risiko, später an Neurodermitis zu erkranken und sind auch anfälliger für allergische Erkrankungen.
Viele Eltern empfinden die Schuppen als optisch störend. Im Falle des Kopfgneises und nach ärztlicher Abklärung durch den Kinderarzt geht man am besten wie folgt vor: Die Schuppen lösen sich, indem man eine Öl-haltige Zubereitung über Nacht einwirken lässt. Geeignet sind Mandel-, Jojoba-, Macadamia- oder Ringelblumenöl (wie Babybene® Gel von Pädia, Weleda Babyöl Calendula, Penaten Babyöl ultra sensitiv). Das mitunter empfohlene Olivenöl wirkt in der Solo-Anwendung dagegen austrocknend. Die Kopfhaut kann abends vor dem Schlafengehen mit dem Babyöl eingerieben werden, so dass dieses unter einer Baumwollkappe über Nacht einwirken kann. Des Morgens lässt sich dann das Öl mit den angelösten Schuppen mit einem milden Waschgel wieder entfernen. Das Entstehen neuer Krusten wird nicht verhindert. Wenn die Kinder schon Haare haben, können Eltern unterstützend einen Kinderkamm mit abgerundeten Zinken benutzen, um die angelösten Schuppen auszukämmen. Eine Babybürste mit soften Borsten massiert die Kopfhaut.
In keinem Fall sollten die Schuppen durch Rubbeln oder Einweichen der Kopfhaut mit Babyshampoo entfernt werden. Nicht zu verwenden sind Präparate mit keratolytischen Zusätzen oder Antischuppenshampoos für Erwachsene, also etwa Harnstoff oder Salicylsäure. Urea brennt auf der zarten Babyhaut und bei Salicylsäure besteht das Potenzial, dass es über die Haut in den Organismus des Kindes eindringen und dort Nebenwirkungen verursachen kann. Auch das Abkratzen der Schuppen ist keine gute Idee. Zu empfindlich würde die Babyhaut mit entzündeten Wunden reagieren. Die Krusten schützen den Wunduntergrund.
Charakteristikum | Kopfgneis | Milchschorf |
---|---|---|
zugrundeliegende Erkrankung | seborrhoische Dermatitis | atopische Dermatitis |
Auftreten | 2. Lebenswoche bis 6. Lebensmonat | 3. bis 5. Lebensmonat |
Dauer, Verlauf | verschwindet meist spontan | häufig mehrere Jahre, oft Chronifizierung im Rahmen einer atopischen Dermatitis |
Erscheinungsbild | fettige, kleieförmige, gelb-braune, oft festanhaftende Schuppen auf Kopfhaut und Stirn | harte Schuppen, Verkrustungen, teils entzündliche, eventuell nässende Veränderungen, auch auf Stirn und Wangen |
Juckreiz | meist nicht | häufig |