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Korngröße mit dem Mikroskop bestimmen

Die neu eingestellte PTA Frau Sommer soll heute in der Rezeptur die Teilchengröße von Betamethasonvalerat bestimmen. Die erfahrene Apothekerin und Chefin der Rezeptur, Frau Müller, unterstützt sie dabei.
Ingrid Ewering
19.09.2019  14:00 Uhr

Alle benötigten Arbeitsgeräte wie das Mikroskop, Objektträger mit passenden Deckgläsern, eine Auftragshilfe für den Wirkstoff, zum Beispiel ein Mikrospatel oder Augenspatel aus Glas, liegen einsatzbereit auf dem Labortisch. In einer Pipettenflasche mit rotem, ölfestem Gummihütchen befindet sich Paraffin. Es dient dazu, die Untersuchungssubstanz zu benetzen. Die PTA hat die Arbeitsweise im DAC/NRF unter DAC Probe 22, Methode A bereits gelesen, ebenso wie die alternative Identifizierung von Betamethasonvalerat. Sie fragt nach: »Die Überprüfung der Korngröße ist doch genau genommen keine Identitätsprüfung im eigentlichen Sinn, oder?«

Dies bestätigt Frau Müller: »Im NRF wird sie als prozessbegleitendes Merkmal beschrieben. Denn viele Klassiker der Apothekenrezeptur wie beispielsweise die Glucocorticoide, die beiden Hautantimykotika Clotrimazol und Miconazolnitrat sowie auch die zum Teil als obsolet eingestuften Hautantibiotika Erythromycin oder Neomycinsulfat können dermal nur wirken, wenn sie mikronisiert vorliegen. Erst bei Korngrößen unter 90 µm dringen sie in die Haut ein und entfalten ihren pharmakologischen Effekt«.

Frau Müller weiß auch, warum drei Proben des Wirkstoffs geprüft werden müssen: »Aus statistischen sowie mischungstechnischen Gründen ist jeweils eine Probe bodennah, mittig sowie deckelnah zu ziehen. Denn fahren die Transporter der Lieferanten zum Beispiel über Kopfsteinpflaster, entmischen sich die Teilchen je nach Größe und Gewicht. Deshalb und aus statischen Gründen ist die dreimalige Überprüfung gefordert!« Zum besseren Verständnis ergänzt sie: »In Deiner Ausbildungszeit an der PTA-Schule hast Du zur Bestimmung des Gehaltes auch jeweils drei Mal titriert, oder?« Nach kurzem Überlegen nickt die PTA mit dem Kopf.

Umgang mit dem Mikroskop

Bevor sie mit dem Mikroskop arbeiten, sehen sich beide in aller Ruhe den PTAForum Live-Film zum Thema »Mikroskopie« an.

Nachdem der Staubschutz vom Mikroskop entfernt und der Stromstecker an seinem Platz ist, schaut die PTA durch das Okular und entdeckt Striche. »Ich habe bereits ein Okularmikrometer eingesetzt«, erläutert die Apothekerin. Vanessa, Apothekerin und Protagonistin der PTAForumLive-Filme, erklärt in dem Video, dass sie eine Kamera statt des Okularmikrometers aufgesetzt hat. So sehen Zuschauer das mikroskopische Bild auf dem Computerbildschirm. Zum Kalibrieren benötigt man sowohl ein Okularmikrometer als auch ein Objektmikrometer.

Apothekerin Müller erläutert: »Ich bezeichne diese Striche des Okulars als Zählstriche. Durch Drehen kannst Du die Skala beliebig einstellen, um auch beispielsweise nadelförmige Kristalle sowohl in der Breite als auch Länge auszumessen. Dazu benötigen wir jedoch ein Objektmikrometer und müssen zunächst einmalig kalibrieren.«

Mit diesen Worten überreicht sie ihrer Kollegin eine kleine Schachtel aus Plastik, in der das Objektmikrometer gut geschützt zwischen zwei Schaumstoffpolstern liegt. »Das ist ein ganz spezieller und leider kostspieliger Objektträger, auf dem wie bei einem Lineal eine Skala eingraviert ist«, weist sie die PTA ein. Diese hält die Glasplatte gegen das Licht, und genau in der Mitte eines weißen Kreises erkennt sie die winzigen Striche.

Müller fordert sie auf, die Platte auf dem Mikroskop einzuspannen und einen Abgleich, also eine Kalibrierung, mit dem Objektmikrometer durchzuführen. Dazu erklärt sie: »Die Prüfsubstanz können wir nicht auf das Objektmikrometer geben, denn dann erkennen wir die eingravierten Linien nicht mehr. Deshalb müssen wir jedes Mikroskop zur Korngrößenbestimmung von Feststoffen einmalig kalibrieren.«

Der Objekttisch befindet sich auf seiner untersten Position beim Einspannen des Objektmikrometers. Das hat Frau Sommer in der PTA-Schule gelernt.

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