Krebsgefahr durch Haarefärben? |
2003 hat die EU eine Initiative gestartet, die Haarfärbemittel sicherer machen soll. Seitdem sind mehr als 100 Produkte als sicher eingestuft worden, 180 Inhaltsstoffe dagegen verboten. / Foto: Getty Images/ra3rn
Während die US-amerikanischen Behörden ein Krebsrisiko bislang nicht ausschließen wollten, äußerte sich die EU-Komission hier zuletzt 2016 zuversichtlicher und betitelte die EU als sichersten Markt der Welt für Haarfärbemittel. Beim Haarefärben in Eigenregie bestehe kein erhöhtes Blasenkrebsrisiko – im Gegensatz zur beruflichen Nutzung, also bei Friseuren.
In einer neuen Analyse im »British Medical Journal« wurden die Daten von 117.200 Frauen der Nurses Health Study ausgewertet – über einen Zeitraum von 36 Jahren. Die vielleicht wichtigste Nachricht: Insgesamt starben Frauen, die färbten, nicht häufiger an Krebs als Frauen, die ihr Leben lang bei ihrer natürlichen Haarfarbe blieben. Für die meisten Krebsarten konnte kein erhöhtes Erkrankungsrisiko festgestellt werden bei den Frauen, die sich die Haare färbten im Vergleich zu denen, die nie ein Färbemittel angerührt hatten. Dazu zählten Krebserkrankungen der Blase, des Gehirns, des Darms, der Nieren, der Lunge, des Blutes und des Immunsystems sowie die meisten Subtypen von Hautkrebs (Melanome und kutane Plattenepithelkarzinome) und Brustkrebs (Estrogen-Rezeptor-positives, Progesteron-Rezeptor-positives oder Hormon-Rezeptor-positives Mammakarzinom).
Dagegen fand das Team vom Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School in Boston ein leicht erhöhtes Risiko für Basalzellkarzinome der Haut, Eierstockkrebs und Rezeptor-negative Brustkrebsformen. Das Risiko stieg mit der kumulativen Dosis über die Jahre betrachtet. Frauen, deren natürliche Haarfarbe dunkel war, hatten beim Färben zudem ein erhöhtes Risiko für ein Hodgkin-Lymphom. Eine mögliche Erklärung sei hier, dass Schattierungen von dauerhaften Haarfärbemitteln mit der Konzentration der Inhaltsstoffe verbunden sind, wobei dunklere Farben höhere Konzentrationen aufweisen, schreiben die Autoren.
Sie weisen auch auf gewisse Einschränkungen ihrer Ergebnisse hin. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, könne kein Kausalzusammenhang damit bewiesen werden, sondern lediglich eine Assoziation gezeigt werden. Hauptsächlich nahmen an der Studie hellhäutige US-amerikanische Frauen europäischer Abstammung teil. Darüber hinaus seien die Auswertungen der Exposition gegenüber Haarfärbemitteln relativ früh in der Nachbeobachtungszeit eingestellt worden, sodass einige Frauen nach dieser Zeit möglicherweise mit der Färbung begonnen, diese gestoppt oder geändert haben und einige Nutzerinnen von nicht permanenten Haarfärbemitteln wie Tönungen sich möglicherweise als Benutzer von Mitteln zur dauerhaften Färbung falsch eingestuft haben.