Künstliche Intelligenz als Diagnosehilfe |
Isabel Weinert |
22.05.2023 08:30 Uhr |
Heute ergänzen moderne Diagnoseverfahren klassische Methoden der Hautkrebs-Vorsorge. / Foto: ©fovito - stock.adobe.com
»Je früher eine exakte Hautkrebsdiagnose gestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Zur Früherkennung von Hautkrebs haben sich in den letzten Jahren insbesondere beim malignen Melanom, Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom (und der aktinischen Keratose als Vorstufe) neben der Auflichtmikroskopie nicht-invasive bildgebende oder physikalische Methoden der Routinediagnostik in spezialisierten Einrichtungen etabliert«, schreibt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) in einer Pressemitteilung. Über 50 Kliniken und Praxen in Deutschland setzten Verfahren wie die konfokale Lasermikroskopie und die optische Kohärenztomographie (OCT) bereits ein. Daneben würden weitere innovative Bildgebungsverfahren das Spektrum erweitern, so die DDG. »Die Bildgebung in der Dermatologie hat sich in den letzten 20 Jahren rasant entwickelt. Davon profitiert vor allem die Hauttumordiagnostik, aber mittlerweile auch die Diagnostik vieler entzündlicher Dermatosen«, so Professor Dr. med. Julia Welzel, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg, Medizincampus Süd, in der Pressemitteilung. Die »optischen Biopsien« erlaubten eine umgehende Einordnung und eine schnelle Therapieentscheidung – und zwar ohne Operation, Schmerzen und Narben, weiß Welzel, ihres Zeichens auch Generalsekretärin der DDG.
Dabei böten die neuen Verfahren auch den Vorteil, dass Diagnostik und Therapie sofort bei einem Besuch erfolgen könnten. Dieses Konzept nennen die Experten »One stop shop«. Die nicht-invasive Diagnostik ermögliche es also, sofort mit einer nicht-chirurgischen Therapie zu starten. Ein Beispiel hierfür sei die Behandlung von Basalzellkarzinomen, der häufigsten Krebsform des Menschen, und von aktinischen Keratosen, beispielsweise mit dem Immuntherapeutikum Imiquimod, anderen örtlich anzuwendenden Chemotherapien oder einer Photodynamischen Therapie (PDT). Bei letzterer erfolgt die Behandlung von Tumoren und Tumorvorstufen des »weißen Hautkrebs« in Kombination mit einem Photosensibilisator (einer lichtaktivierenden Substanz). Mit Hilfe der neuen Methoden ließen sich auch Ressourcen einsparen, so Welzel, indem die Früherkennung große Operationen und systemische Therapien verhindern helfe.
Die Auflichtmikroskopie, seit vielen Jahren Standard in der Hautkrebs-Vorsorge, eigne sich, weil sie digitale Bilder liefert, auch dazu, durch KI unterstützt zu werden. So helfen KI-basierte Softwareanalysesysteme dabei, initiale Melanome aufzuspüren. Sequenzielle Videodermatoskopie und Ganzkörperfotografie nutzen laut DDG ebenfalls digitale Auswertungstools mit KI und unterstützen damit die Arbeit der Dermatologen durch eine automatisierte Läsionserkennung und -verfolgung. Um die Methoden qualitätsgesichert einzusetzen, müssen Hauärztinnen und Hautärzte die Technik beherrschen, in der Indikationsstellung sicher sein, über die Evidenz Bescheid wissen und die Limitierungen kennen. »Neben vielen weiteren noch durchzuführenden Studien zum Einsatz nicht-invasiver Bildgebung müssen diese Fähigkeiten in der dermatologischen Aus- und Fortbildung noch stärker verankert werden«, ergänzt in der DDG-Pressemitteilung deren Präsident, Professor Dr. med. Michael Hertl, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg. Mit modernen bildgebenden Verfahren und dem Einsatz von KI zur automatisierten Analyse und klinischen Entscheidungsunterstützung könne die Zahl unnötiger Biopsien und Exzisionen bei gutartigen Läsionen verringert werden. »Mit diesen Techniken können wir die Frühdiagnostik sowie das Therapiemonitoring von Hauttumoren und zahlreichen anderen entzündlichen Dermatosen deutlich verbessern«, resümiert Hertl.