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Synkopen

Kurz bewusstlos? Abklären lassen!

Statistisch gesehen wird jede dritte Person einmal im Leben zumindest für einige Sekunden bewusstlos. Meist sind langes Stehen, Schreck- oder Schmerzerlebnisse die Ursache. Manchmal weisen die sogenannten Synkopen aber auch auf Störungen von Blutdruck und Herzkreislauf hin. Deshalb sollten sie medizinisch abgeklärt werden.
Barbara Erbe
16.03.2020  09:30 Uhr
Kurz bewusstlos? Abklären lassen!

Der Volksmund nennt es »Umkippen«: »Am häufigsten sind junge, gesunde Menschen von kurzen Ohnmachten beziehungsweise Synkopen betroffen – zum Beispiel wenn sie lange Zeit in einer stickigen Disco waren«, berichtet Professor Dr. Rolf R. Diehl, Dipl.-Psychologe an der Klinik für Neurologie im Alfried Krupp Krankenhaus Essen im Gespräch mit PTA-Forum. Zwei Drittel aller Synkopen hätten solch vasovagale Ursachen: Das vegetative Nervensystem reagiert auf schlechte Luft, den Anblick von Blut, Angst, Schmerzen oder Schock mit einem plötzlichen Blutdruck- und Pulsabfall.

»Das ist eine angeborene Schutzreaktion unseres Körpers«, erklärt der Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). »Er reguliert den Kreislauf herunter, damit der Mensch im Verletzungsfall nicht verblutet.« Meist sei das Ereignis harmlos und die Betroffenen könnten sich nach dem Aufwachen rasch wieder orientieren. »Allerdings kann es durch den plötzlichen Verlust der Muskelspannung zu plötzlichen Stürzen und dadurch bedingt auch zu Verletzungen kommen.« Auch wenn die kurze Ohnmacht meist nicht schlimm ist, rät Diehl den Betroffenen, das Ereignis ärztlich abklären zu lassen, um mögliche schwerwiegende Ursachen betreffend Gefäße, Herz oder Gehirn auszuschließen.

Der Bewusstseinsverlust kann auch orthostatisch begründet sein, das heißt, er entsteht nach dem Wechsel von einer liegenden in eine aufrechte Position oder durch langes Stehen. Oft betrifft das sehr schlanke und/oder große Menschen, die einen niedrigen Blutdruck haben. Eine solche orthostatische Hypotonie kann aber auch als neurologische Begleiterkrankung von Diabetes, Parkinson oder Multipler Sklerose auftreten. Die Gefäße können sich dann nur noch schwer zusammenziehen, sodass es ihnen kaum noch möglich ist, im Stehen ausreichend Blut von unten aus den Beinen nach oben Richtung Herz und Gehirn zu transportieren.

Von einer kardialen Synkope sprechen Mediziner, wenn die Kurzohnmacht als Folge einer Herzerkrankung auftritt. Sie kann auf ernste medizinische Probleme, etwa einen Herzklappenfehler, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder gar einen Herzinfarkt hindeuten. In all diesen Fällen wird die Blutzufuhr zum Gehirn zeitweilig eingeschränkt, sodass es nicht ausreichend mit Sauerstoff und Energie versorgt wird.

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