Langzeittherapie mit Sauerstoff |
Die Sauerstoff-Therapie ermöglicht auch Menschen mit schweren Lungenerkrankungen, wieder aktiver am Leben teilnehmen zu können. / Foto: Your Photo Today
Im gesunden Organismus arbeiten Lunge, Herz, Kreislauf und Muskulatur zusammen, um eine kontinuierliche und konstante Sauerstoffversorgung von Zellen und Organen sicherzustellen. Schwere Funktionseinschränkungen an einem dieser Organe können das System zum Kippen bringen. Die Folge ist ein chronischer Sauerstoffmangel. Mediziner sprechen von einer chronischen Hypoxie, die besonders Patienten mit schweren Lungenerkrankungen betrifft. Dazu gehören die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Lungenfibrose, Cystische Fibrose sowie wiederkehrende Lungenembolien oder ein Lungenemphysem. Aber auch Herz- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der Lungenhochdruck, ein Lungenherz oder eine schwere chronische Herzinsuffizienz, starke Verformungen von Rippen oder Wirbelsäule sowie Lähmungen der Atemmuskulatur kommen als Ursache in Frage.
Ein chronischer Sauerstoffmangel äußert sich zunächst recht unspezifisch. Betroffene fühlen sich müde und abgeschlagen, die Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt. Mit zunehmender Unterversorgung werden die Belastungen, die zu Atemnot und Erschöpfung führen, immer geringer. War es zu Beginn das Treppensteigen, ist es nun bereits der Gang in die Küche. Neben diesen, für den Patienten deutlich spürbaren Folgen, verursacht ein chronischer Sauerstoffmangel Schäden an den für die Sauerstoffversorgung zuständigen Organen. Das Herz pumpt verstärkt Blut aus der rechten Herzkammer in die Lungenarterie. Es kommt zum Lungenhochdruck, einer Verdickung und Verengung der Gefäßwände sowie einer Rechtsherzinsuffizienz. Alle Veränderungen führen dazu, dass die Sauerstoffversorgung des Körpers weiter herabgesetzt wird. Das blutbildende System reagiert mit einer verstärkten Bildung von Erythrozyten (Polyglobulie). Durch die hohe Anzahl an roten Blutkörperchen dickt das Blut ein, das Blutvolumen und der Strömungswiderstand erhöhen sich. Es entstehen Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen, das Thromboserisiko steigt.
Betroffene geraten in einen Teufelskreis aus Sauerstoffmangel, Folgeschäden und weiter zunehmendem Sauerstoffmangel, der nur gestoppt werden kann, wenn das Sauerstoffangebot im Körper erhöht wird. Mittel der Wahl ist eine Sauerstoff-Langzeittherapie, auch LTOT (»long term oxygen therapy«). Sie gilt laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin als indiziert, wenn der arterielle Sauerstoffpartialdruck unter Ruhebedingungen während einer stabilen Krankheitsphase von vier Wochen mindestens dreimal bei einem Wert von 55 mmHg oder darunterliegt und medikamentöse Maßnahmen erschöpft sind. Für Patienten mit COPD und Begleiterkrankungen wie das Lungenherz liegt der Grenzwert bei 60 mmHg.