Lasse ich mein Kind gegen Corona impfen – oder besser nicht? |
In den USA und in Kanada wird der Impfstoff von Biontech/Pfizer schon seit Mai an 12- bis 15-Jährige verabreicht. / Foto: Getty Images/Roberto Jimenez Mejias
Der Impf-Wettlauf gegen Corona geht weiter: Mit Biontech/Pfizer hat der erste Hersteller eine EU-Zulassung für 12- bis 15-Jährige beantragt. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will voraussichtlich in zwei Tagen schon ihre Entscheidung dazu bekanntgeben.
In Deutschland muss dann aber nicht zwingend eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Kinder folgen: Momentan wisse man kaum etwas über die Nebenwirkungen von Corona-Impfungen bei Kindern, erklärte STIKO-Mitglied Rüdiger von Kries in der Sendung «RBB-Spezial». «Bei unklarem Risiko kann ich zur Zeit noch nicht vorhersehen, dass es eine Impfempfehlung für eine generelle Impfung geben wird.» Wichtige Aspekte für eine Einschätzung:
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern streben an, Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren bis Ende August ein Impfangebot zu machen – über die Umsetzung wollen am morgigen Donnerstag auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten beraten.
Kinder sind aber biologisch gesehen keine kleinen Erwachsenen. Es reicht also nicht, eine Impfdosis einfach an ihre Körpergröße oder ihr Körpergewicht anzupassen. Für jedes Medikament sind grundsätzlich eigene Studien in der jungen Altersgruppe nötig. Für den Antrag auf Zulassung für 12- bis 15-Jährige reichte für Hersteller Biontech/Pfizer allerdings ein Test an nur rund 1000 Teenagern.
Der STIKO ist das für ihre Empfehlung nicht genug. «Das ist deutlich zu gering, um seltene Komplikationen nach der Impfung vorhersagen zu können», sagte STIKO-Mitglied Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt in Berlin, kürzlich im rbb-Inforadio. Deshalb warte das ehrenamtliche Gremium auf mehr Daten aus den USA und Kanada, wo der Impfstoff seit Mai an 12- bis 15-Jährige verabreicht wird. Es geht um eine Prüfung zu Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit. Die STIKO-Empfehlung werde deshalb wahrscheinlich erst deutlich nach der EMA-Entscheidung kommen, so Terhardt. Und sie könnte Einschränkungen enthalten – etwa, dass zunächst nur chronisch kranke Kinder geimpft werden sollten.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.