Legionellen – Gefahr aus dem Duschkopf |
Legionellen lieben es feucht, und so kann eine ausgiebige Dusche zur Gesundheitsgefahr werden. / Foto: Adobe Stock/sementsova321
Seit Einführung der Meldepflicht gibt es in Deutschland und auch weltweit kontinuierlich steigende Fallzahlen an Legionellosen. Wurden in Deutschland 2015 noch 1,1 Legionärskrankheiten pro 100.000 Erkrankungen gemeldet, lag die durchschnittliche Fallzahl 2019 schon bei 1,9. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) und Umweltbundesamtes liegt dies vermutlich nicht nur an einer verbesserten Fallerkennung, sondern auch an einer älter werdenden Bevölkerung und sich ändernden klimatischen Bedingungen. Das Zusammentreffen von hohen Temperaturen und vermehrtem Niederschlag scheint mit einem erhöhten Auftreten von Legionärskrankheit assoziiert zu sein.
Aber der Reihe nach: Legionellen sind weit verbreitete gramnegative aerobe Stäbchenbakterien, die in Süßwasser (Oberflächen- und Grundwasser) sowie in Feuchtbiotopen wie feuchten Böden, Mischerde für Topfpflanzen, Humus und Kompost vorkommen. Während sie sich bei Temperaturen unter 20 °C kaum vermehren, liefern ihnen Temperaturen zwischen 25 und 45 °C ideale Wachstumsbedingungen. Wassertemperaturen über 55 °C hemmen ihr Wachstum, solche über 60 °C töten sie.
Infektiologisch relevant sind Legionellen laut RKI in technischen Einrichtungen wie offenen Rückkühlwerken, Kläranlagen und Wassersystemen wie Duschen und Wasserhähnen sowie in Whirlpools, wenn sich dort mit Legionellen kontaminierte Aerosole bilden, die der Mensch einatmet. Gute Bedingungen für eine Legionellenvermehrung bestehen an Oberflächen, die mit Wasser benetzt sind wie Rohre, Armaturen und Klimaanlagen. Ein Legionellenrisiko besteht bei nicht nach den Regeln der Technik gebauten und verwendeten (etwa zu niedrige Warmwassertemperatur), wenig genutzten (Totleitungen, stehendes Wasser – etwa auch in Feuerlöschleitungen) und schlecht gewarteten Wasserleitungen.
1976 erkrankten 182 Teilnehmer während eines Treffens der American Legion, einer Vereinigung von Kriegsveteranen, an einer schweren Lungenentzündung. 29 Menschen starben. Auslöser waren Erreger, die sie alle mit dem Wasserdampf eines benachbarten Kühlwerks eingeatmet hatten – in der Wissenschaft bis dato unbekannt. Bezugnehmend auf den Anlass ihrer Entdeckung erhielten die Erreger den Namen Legionellen. Heute sind von diesen gramnegativen, aeroben Bakterien mehr als 60 Arten bekannt.