Männergesundheit auf dem Prüfstand |
Neben den unterschiedlichen Verhaltensweisen sind es aber auch biologische Unterschiede, die Mann und Frau anders erkranken lassen. So weiß man mittlerweile, dass das Phänomen »Männerschnupfen« nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Männer, die besonders wehleidig reagieren, scheint ein grippaler Infekt tatsächlich mehr mitzunehmen als die Frauen. Für verschiedene virale Infektionskrankheiten zeigen sich Männer überdies empfänglicher, und bei Hepatitis B, Tuberkulose oder Covid-19 sind im Schnitt schwerere Verläufe und höhere Todesraten dokumentiert.
Frauen widerfahren dagegen häufiger Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis, rheumatische Erkrankungen, Multiple Sklerose oder Typ-1-Diabetes. Das mag daran liegen, so die Vermutung, dass ihr Immunsystem bis zu den Wechseljahren aktiver und stärker, damit aber auch anfälliger für überschießende Reaktionen ist. Aus evolutionsbiologischer Sicht ergibt dies Sinn, sollen doch Frauen das ungeborene und neugeborene Leben schützen. Viele Gene, die das Immunsystem regulieren, liegen ausschließlich auf dem X-Chromosom. Heute weiß man, dass Immunzellen bei Frauen Gene auf beiden X-Chromosomen ablesen können. Dadurch steht ihnen ein vielfältigeres Spektrum an Abwehrmechanismen zur Verfügung, was die effektivere Reaktion des weiblichen Immunsystems erklären könnte. Zudem kann bei Frauen der Ausfall von einem Gen auf einem der beiden X-Chromosomen kompensiert werden, indem die Information vom anderen herangezogen wird.
Bei einem deutlich kleineren Y-Chromosom des Mannes ist vor allem die Sexdetermining Region of Y-Gen (SRY), also die das Geschlecht bestimmende Region, relevant. Sie ist unter anderem für die verstärkte Produktion von Testosteron verantwortlich. Die männlichen und weiblichen Geschlechtshormone wirken sich unterschiedlich auf das Abwehrsystem aus. Estrogen stimuliert die Immunantwort und regt die Vermehrung von spezifischen Abwehrzellen an. Dieser Effekt ist allerdings abhängig von der Konzentration von Estrogen im Körper und unterliegt zyklusbedingten Schwankungen. Testosteron wirkt supprimierend auf das Immunsystem. Der Effekt des zweiten wichtigen weiblichen Geschlechtshormons Progesteron auf das Immunsystem ist bislang unklar. Das Hormon wirkt wie Testosteron eher antientzündlich und supprimiert bestimmte Reaktionen der körpereigenen Abwehr. Fest steht: Der geschlechterspezifische Hormoncocktail beeinflusst nicht nur das Immunsystem, sondern auch den gesamten Stoffwechsel inklusive des Herz-Kreislauf-Systems.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.