Meditation verringert nachweislich Langzeitstress |
Nach sechs Monaten Medidationstraining war die Cortisolkonzentration in den Haaren der Studienteilnehmer deutlich gesunken – im Schnitt um 25 Prozent. / Foto: Getty Images/Nagy Melinda / EyeEm
Über den Schopf ihrer Studienteilnehmer ist es Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften sowie der Forschungsgruppe Soziale Neurowissenschaften der Max-Planck-Gesellschaft gelungen, herauszufinden, dass die Förderung von Achtsamkeit, Dankbarkeit oder Mitgefühl die Konzentration des Stresshormons Cortisol verringert.
Bislang habe das Problem wie bei vielen Untersuchungen zu chronischem Stress darin bestanden, dass die Ergebnisse anhand von Selbstauskünften ermittelt wurden und damit der Gefahr einer subjektiven Verzerrung unterlagen, heißt es in der Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft. Anders als etwa bei pharmakologischen Studien, in denen die Studienteilnehmer nicht wüssten, ob sie den Wirkstoff erhalten oder nicht, seien sogenannte Blindstudien bei mentalen Trainings nicht möglich.
»In der Achtsamkeitsforschung nutzen wir daher zunehmend objektivere, also physiologische Methoden, um stressreduzierende Wirkungen präziser messen zu können«, erklärt Lara Puhlmann, Doktorandin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften und Erstautorin der Studie, für die die Cortisol-Konzentration im Haar als geeignete, reproduzierbare Messgröße gewählt wurde.
Wie die Max-Planck-Gesellschaft erklärt, ist Cortisol ein Hormon, das ausgeschüttet wird, wenn Menschen sich mit überwältigenden seelischen und körperlichen Herausforderungen konfrontiert sehen. Der Körper werde in Alarmbereitschaft versetzt und Energie mobilisiert, um die Situation zu bewältigen zu können. Je länger der Stress anhalte, umso länger zirkulieren erhöhte Cortisol-Konzentrationen im Körper – und umso mehr Stresshormone sammeln sich in den Haaren an.
Die Studie habe gezeigt, dass die Cortisolmenge in den Haaren der Probanden schon nach sechs Monaten Achtsamkeitstraining deutlich gesunken war – im Schnitt um 25 Prozent. Im Laufe des insgesamt neunmonatigen Programms (30 Minuten westliche und fernöstliche mentale Übungen an sechs Tagen die Woche) hätten sich in den ersten drei Monaten zunächst leichte Effekte gezeigt, die sich in den darauffolgenden drei Monaten verstärkten. Im letzten Drittel sei die Konzentration schließlich auf niedrigem Niveau geblieben. Dabei habe der Inhalt des Trainings keine Rolle gespielt. »Möglicherweise sind also mehrere der untersuchten mentalen Ansätze ähnlich effektiv, um den Umgang mit chronischem Alltagsstress zu verbessern«, heißt es in dem Pressestatement.
»Weltweit gibt es viele Erkrankungen, darunter Depressionen, die direkt oder indirekt mit Langzeitstress zusammenhängen«, erklärt Puhlmann. »Wir müssen daran arbeiten, den Auswirkungen von chronischem Stress präventiv entgegenzuwirken. Unsere Studie belegt anhand physiologischer Messwerte, dass meditationsbasierte Trainingsinterventionen auch bei gesunden Personen die allgemeine Stressbelastung mildern können.«