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Krankenkassendaten

Mehr Kinder mit eingeschränkter Beweglichkeit

Haben Kinder Probleme, einen Ball zu fangen oder einen Purzelbaum zu schlagen, kann dies auf motorische Entwicklungsstörungen hindeuten. Laut einer Analyse der Kaufmännischen Krankenkasse haben diese deutlich zugenommen. Die Gründe bleiben oft ungeklärt, doch Eltern können effektiv gegensteuern.
Wiebke Gaaz
24.02.2023  15:00 Uhr

Eine Analyse der anonymisierten Daten von 200.000 Versicherten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) ergab, dass die Zahl der Heranwachsenden zwischen 6 und 18 Jahren mit motorischen Entwicklungsstörungen im Zeitraum von 2011 bis 2021 um 43,5 Prozent gestiegen ist. Insgesamt erhielten drei Prozent der bei der KKH versicherten Kinder und Jugendlichen im Jahr 2021 die Diagnose. Dabei waren Jungen mehr als doppelt so häufig betroffen wie Mädchen (4,2 zu 1,8 Prozent).

»Haben Heranwachsende Schwierigkeiten, sich zu bewegen, kostet sie das nicht nur enorme Energie und Konzentration, sondern kann auch empfindlich an ihrem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl nagen«, sagt Vijitha Sanjivkumar vom Kompetenzteam Medizin bei der KKH. Isolierten sich die Kinder und Jugendlichen aus Frust über ihre Bewegungsschwierigkeiten, könne das die Entwicklung beeinflussen und mit Verhaltensauffälligkeiten einhergehen, so die Expertin. Auch Übergewicht und andere Erkrankungen können die Folge sein. Möglicherweise der Beginn eines Teufelskreises.

Die motorischen Defizite zeigen sich unter anderem in verminderter Gelenkigkeit, Gleichgewichtskontrolle und Koordination. Neben der Grobmotorik wie Laufen, Hüpfen oder Balancieren kann auch die Feinmotorik betroffen sein, also die Geschicklichkeit der Hände. Die Ursachen bleiben häufig ungeklärt. Neben körperlichen und genetischen Faktoren kann auch die psychische oder psychosoziale Situation eine Rolle spielen. Oft wachsen sich die Bewegungsschwierigkeiten mit den Jahren aus, können aber auch bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Bei starken Einschränkungen kann der Kinderarzt gezielt ergo-, physiotherapeutische und gegebenenfalls psychotherapeutische Behandlungen verordnen.

Natürlich stecke nicht hinter jedem Stolpern eine Entwicklungsstörung der Motorik, relativiert Sanjivkumar. »Haben aber Eltern den Eindruck, ihr Kind lernt spät zu laufen, die Schuhe zu binden oder bewegt sich ungeschickt, sollten sie den Kinderarzt um Rat fragen.«

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