Mikroalge gegen Lippenherpes |
Dass diese Wirkungen auch klinische Relevanz besitzen, demonstrierte Reich anhand der Ergebnisse einer Studie mit 198 Probanden mit Lippenkontur-Tattoo, die prophylaktisch entweder eine Creme mit Calcium-Spirulan oder mit Aciclovir anwandten. Personen, die sich die Lippenkonturen permanent nachziehen lassen, sind besonders empfänglich für wiederkehrenden Lippenherpes, erklärte der Dermatologe die Wahl der Probandengruppe. Ergebnisse: Durch die Mikroalgen-haltige Creme kommt es signifikant weniger häufig zu einem Herpes-Ausbruch als durch die prophylaktische Anwendung einer Aciclovir-Creme (61 versus 86,8 Prozent). Zugleich vermindert die Spiralin-Creme die Krustenbildung stärker als das Virustatikum (52 versus 87,8 Prozent) und sorgt für weniger Spannungsgefühle rund um die Lippe, fasste Reich zusammen.
»Die Betroffenen sind in jedem Fall gut beraten, wenn eine Therapie frühzeitig einsetzt«, erklärte Offizinapotheker Wolfram Kurschat. »Wenn man nachfragt, berichten Kunden immer über das gleiche Beschwerdebild in unterschiedlich starker Ausprägung: Kribbeln und Bläschen an der Lippe, Hautläsionen und Krusten, trockene Lippen und Spannungsgefühl und allgemeine Empfindlichkeit der Lippen. An dieser Stelle ergibt sich eine gute Chance, den Betroffenen durch eine gute Beratung abzuholen. Wenn rechtzeitig mit der Behandlung mittels der Mikroalgen-Creme begonnen wird, kann man auf Aciclovir verzichten«, meint der Apotheker.
Aber auch die Kombination beider Präparate sei möglich. Bestehe der ausdrückliche Kundenwunsch nach einer Aciclovir-haltigen Creme, könne diese für die Akutphase von zwei Tagen aufgetragen werden, um die Viruslast zu senken. Anschließend lohne sich jedoch die Verwendung von Ilon Lippencreme, um die Krustenbildung weitestgehend zu vermeiden und die Wundheilung zu unterstützen. Der Mikroalgen-Extrakt hilft, die benachbarten, nicht infizierten Zellen zu schützen, und kurbelt gleichzeitig die Zellregeneration an.
Kurschat: »Durch die leicht gängige Textur – eine W/O-Formulierung bestehend aus den Pflanzenölen von Rizinus, Färberdistel und Jojoba – kommt automatisch viel Pflege auf die Lippen. Das reduziert Spannungsgefühle und schützt vor Austrocknung. Der zusätzlich enthaltene Lichtschutzfaktor 10 unterstützt die protektive Wirkung gegenüber UV-Strahlung, einem Triggerfaktor für einen Herpesausbruch.« Einen weiteren Pluspunkt sieht Kurschat in der Transparenz der Grundlage. Die Creme ist somit nach dem Auftragen nicht sichtbar. Bei häufigen Infektionen sei das Kosmetikum auch als Dauer-Lippenpflege denkbar. Kurschat hat die Erfahrung gemacht, dass einige Kunden die Aciclovir-haltigen Cremes zu lange oder sogar prophylaktisch verwenden, in dem Glauben, mit der Cremegrundlage die Lippe zu pflegen. »Das macht aber an dieser Stelle vor dem Hintergrund der wirkstoffhaltigen und nicht fettenden Cremegrundlage keinen Sinn.«
In der Beratung geht es eigentlich darum, dem Kunden mehr mit auf den Weg zu geben, ist der Apotheker überzeugt. »Es geht nicht nur um die akute Phase, es geht um eine dreistufige Therapieempfehlung: Erstens Stopp der akuten Phase es, zweitens die Regeneration und Heilung lädierter Hautbereiche und drittens die Prophylaxe und den Schutz der Haut.«
Etwa 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung erleben mindestens einmal im Leben einen Herpes labialis. Etwa 10 bis 20 Prozent vor allem der jüngeren Erwachsenen haben mehrfache oder gelegentliche Rückfälle. Bevorzugte Stellen des Rezidivs sind der Übergangsbereich zwischen Haut und Lippenrot oder die Mundwinkel. Dort befindet sich eine hohe Dichte an sensorischen Nervenenden, die dem Virus Zugang zu den Epithelschichten verschaffen.
Nach Abklingen der Primärinfektion wandern die Viren entlang der sensorischen Nerven zu den Spinalganglien des Rückenmarks, wo die Viren lebenslang persistieren.