Milderes Bienengift, bessere Wirkung |
Das Gift von Wildbienen hat das Potenzial, zukünftig in der Arzneimittelforschung gegen Brustkrebs getestet zu werden. / Foto: Getty Images/MoKa
Dem Gift der Honigbiene wird allerlei Wirkung nachgesagt. Der Hauptwirkstoff ist Melittin, ein Peptid aus 26 Aminosäuren. Er ist stark entzündungshemmend, und zwar rund hundertfach stärker als Cortison. Und auch als Agens gegen Mikroben und Krebszellen wird Melittin erforscht. Mit seiner starken Wirkung kann der Naturstoff jedoch auch gesunde Zellen schädigen, was freilich für die Anwendung hinderlich ist.
In den bislang nur wenig untersuchten Giften von Wildbienen konnten die Forschenden nun mildere Melittin-Peptide nachweisen. Die Überlegung, die dahinter steckt: »Die Idee für unsere vergleichenden Analysen war, dass Melittin erst im Laufe der Evolution so stark toxisch geworden ist und die evolutionär älteren Wildbienen eventuell ursprünglichere Melittin-Varianten im Gift produzieren, die pharmakologisch besser nutzbar sind«, informiert Koautor Dr. Björn M. von Reumont vom Fachbereich Biowissenschaften in einer Pressemitteilung der Universität. Bei diesen neu entdeckten Peptiden könnte darauf verzichtet werden, die starke Toxizität mit hemmenden Substanzen wieder auszugleichen.
»Im Blickpunkt dieser Forschung standen die unterschiedlichen Wirkungsweisen auf Entzündungen und Krebserkrankungen«, so Professor Dr. Robert Fürst vom Institut für Pharmazeutische Biologie der Frankfurter Universität auf mögliche zukünftige Einsatzgebiete. Seine Mitarbeiterin Dr. Pelin Erkoc-Erik, Erstautorin der Publikation, erklärt: »Dafür haben wir die Auswirkungen von Melittin-Peptiden auf die Zellschädigung sowie die Freisetzung von Botenstoffen und Entzündungsmarkern geprüft – und zwar sowohl in krebsartigen als auch in nicht krebsartigen menschlichen Zellen.« Die Laboranalysen zeigten eine vielversprechende Wirkung auf Brustkrebszellen. Besonders aufgefallen ist dem Team dabei das Melittin der Violetten Holzbiene, einer speziellen Wildbienenart. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden nun in »Toxins«.