Mit Erdnussallergie durch die Adventszeit |
Für Allergiker ist es wichtig, genau zu wissen, ob in dem Gebäck Erdnuss enthalten ist – auch wenn es nur Spuren sind. / Foto: Adobe Stock/cooknsoul.de
Kribbeln und Juckreiz in Mund und Rachen, mitunter Übelkeit und Erbrechen: Die typischen Symptome der Erdnussallergie treten direkt nach dem Verzehr des Allergens auf, darauf macht Aimmune Therapeutics aufmerksam. Das Unternehmen hat in diesem Jahr die erste orale Immuntherapie gegen Erdnussallergie auf den deutschen Markt gebracht.
Lebensbedrohlich wird der Kontakt mit Erdnuss, wenn ein Allergieschock auftritt: Der Rachen schwillt zu, es kommt zu Atemnot und Kreislaufproblemen und in schlimmen Fällen zu Bewusstlosigkeit, Atem- und Kreislaufstillstand. Dann müsse umgehend ein Notarzt gerufen werden, so das Unternehmen. Bei manchen Betroffenen können schon Mikrogramm-Mengen von Erdnuss ausreichen.
Das Allergen zu vermeiden, sei alles andere als einfach – vor allem in der Adventszeit. Denn Erdnussprodukte werden in Weihnachtsgebäck oft als günstiger Ersatz für Haselnüsse, Mandeln oder auch Milch eingesetzt, schreibt die Firma. Hinzu komme, dass es für Lebensmittel, die möglicherweise im Herstellungsprozess mit Erdnuss kontaminiert wurden, keine Kennzeichnungspflicht gebe. Während Produkte, die Erdnüsse enthalten, zwingend gekennzeichnet werden müssen, ist der Hinweis »kann Spuren von Erdnüssen enthalten« freiwillig. Das führe zu Unsicherheit im Alltag, da jedes Produkt versteckte Allergieauslöser enthalten kann.
Trotz aller Vorsicht kämen viele Kinder unbeabsichtigt mit dem Allergen in Kontakt. »Eltern berichten uns immer wieder davon«, sagt Dr. Yvonne Braun von der Betroffenenorganisation Nuss/Anaphylaxie Netzwerk (NAN). »Daher ist der Alltag für Betroffene häufig von Angst und Unsicherheit bestimmt. Besonders Eltern sorgen sich, ob sie an alles gedacht haben und nichts übersehen. Darunter leidet unserer Erfahrung nach in vielen Fällen die Lebensqualität in den Familien.« Eine europäische quantitative Studie (2020) bestätige dies: Demnach litten in Deutschland etwa 52 Prozent der teilnehmenden Erdnussallergiker und Angehörigen unter Angst in Verbindung mit der Allergie. 90 Prozent gaben an, sich in ihrem Sozialleben eingeschränkt zu fühlen.
Um Betroffene zu unterstützen, könnten Menschen ohne Allergie beim Weihnachtstreffen zum Beispiel darauf achten, erdnussfrei zu kochen und zu backen oder erdnusshaltige Speisen und Backwaren mit Hinweisschildern zu versehen. »Aufklärung in der Bevölkerung zu Erdnussallergie ist sehr wichtig. Personen, die Bescheid wissen, wie schlimm die allergischen Reaktionen auf Erdnüsse sein können, werden eher Verständnis dafür haben, dass sich Erdnussallergiker vor einem versehentlichen Kontakt mit Erdnüssen fürchten«, so Braun.
Um zu verhindern, dass der unbeabsichtigte Verzehr von Erdnüssen gleich zu schwersten allergischen Reaktionen führt, werde an neuen Therapieansätzen wie der Allergen-Immuntherapie (AIT) geforscht, so Aimmune Therapeutics. Das Prinzip entspricht dem der Desensibilisierungen gegen Pollen, Wespengift oder Hausstaubmilben. Untersucht würden derzeit unter anderem Pflaster, die Erdnuss über die Haut an den Körper abgeben, oder die orale Gabe von genau dosiertem Erdnusspulver, das regelmäßig der Nahrung beigemischt und so über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Mit diesen Erdnusstherapien müsse jedoch weiterhin vollständig auf Erdnüsse verzichtet werden.