Mit Impfungen für Senioren die Lunge schützen |
Impfen steht diesen Winter hoch im Kurs. Insbesondere Senioren sollten darauf achten, dass sie alle nötigen Immunisierungen haben. / Foto: Imago/emil umdorf
Die Leistung des Immunsystems nimmt mit dem Alter ab. Daher sind Senioren besonders gefährdet, bei Infektionskrankheiten einen ernsten Verlauf durchzumachen oder Komplikationen wie eine schwere Lungenentzündung zu entwickeln. Zudem fällt die Immunantwort nach einer Impfung schwächer aus als bei Jüngeren.
Kommen ältere Menschen mit SARS-CoV-2- in Kontakt, kommt es trotz zweifacher Immunisierung häufiger zu einem Impfdurchbruch mit einem potenziell schwereren Krankheitsverlauf als bei Jüngeren. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI), dass alle Personen über 70 Jahre eine dritte Impfung zur Boosterung erhalten. Auch Bewohner unter 70 Jahren und Pflegende in Alten- oder Pflegeheimen, sowie Personal in medizinischen Einrichtungen sollten zum Schutz der Älteren eine Booster-Impfung bekommen. Ob der dritte Impftermin generell für alle kommt, wird derzeit noch diskutiert.
Laut RKI sollen Senioren frühestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung eine mRNA-Vakzine bekommen, unabhängig davon, welcher Impfstoff zuvor verwendet wurde. Die mRNA-basierten Impfstoffe Comirnaty® und Spikevax® haben im Vergleich zu den Vektor-Impfstoffen die bessere Datenlage: Sie konnten durch eine höhere Wirksamkeit und weniger Nebenwirkungen überzeugen. Haben die Patienten bereits bei der Grundimmunisierung einen mRNA-Impfstoff erhalten, soll zum Auffrischen möglichst die gleichen Vakzine verwendet werden. Eine vorherige Antikörpertestung ist nach Ansicht der STIKO nicht grundsätzlich notwendig; lediglich Patienten mit einer schweren Immundefizienz wird zu einem solchen Test geraten. Hier soll die Untersuchung frühestens vier Wochen nach der zweiten Impfdosis und frühestens vier Wochen vor der dritten Impfdosis erfolgen.
In der vergangenen Saison gab es durch die Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen gegen SARS-CoV-2 nur sehr wenige Influenza-Fälle. Wie die kommende Grippesaison werden wird, ist schwer vorauszusehen. Dennoch sollten Patienten über 60 Jahre die Grippeschutzimpfung nicht versäumen. Insbesondere für Patienten mit verschiedenen Vorerkrankungen ist das wichtig. Der beste Zeitpunkt für die Grippe-Impfung liege zwischen Oktober und Dezember, raten die Experten der STIKO.
Ein Impfabstand zur Corona-Impfung von 14 Tagen ist nicht mehr notwendig, auch wenn ihn viele Ärzte ihn immer noch einhalten. Um die Compliance zu verbessern ist es auch möglich, beide Spritzen am selben Tag zu verabreichen. Eine Spritze in den rechten Arm, und danach eine in den linken: So wird wenigstens keine der beiden wichtigen Immunisierungen vergessen. Dies kann jedoch dazu führen, dass Impfreaktionen häufiger als bei getrennter Gabe auftreten können. Wirksamkeit und Sicherheit sind bei gleichzeitiger Verabreichung jedoch genauso hoch.
Die Zusammensetzung der Influenza-Vakzine war in diesem Jahr nur schwierig zu bestimmen: Zu wenige Daten standen den Experten zur Verfügung. Einer Studie der Universität Melbourne zufolge sei seit April 2020 die Zahl der Influenza-Nachweise im Vergleich zu den Vorjahren um 99 Prozent gesunken. Zudem habe die Diversität der Viren stark abgenommen.
Dieses Jahr empfiehlt die STIKO für Senioren zum ersten Mal die Verwendung von Hochdosis-Impfstoffen. Die erhöhte Antigenkonzentration soll eine verbesserte Immunantwort bewirken. Haben Patienten in dieser Saison bereits ein herkömmliches tetravalentes Vakzin erhalten, ist eine erneute Impfung mit einem Hochdosis-Präparat nicht sinnvoll, da es keine Daten gibt, was eine doppelte Immunisierung für den Menschen bedeutet.
Derzeit gibt es in Deutschland nur einen Hochdosis-Impfstoff (Efluelda®). Das Präparat enthält 60 anstelle der sonst üblichen 15 µg Antigen pro Influenza-Stamm und ist ab einem Alter von 60 Jahren zugelassen. Alternativ ist noch ein adjuvantierter Impfstoff (Fluad® Tetra, zugelassen ab 65 Jahre) auf dem Markt. Der hinzugefügte Wirkverstärker verspricht einen höheren Antikörperspiegel als durch eine Impfung mit einem nicht adjuvantierten Impfstoff. Eine klare Empfehlung der STIKO gibt es zu adjuvantierten Impfstoffen allerdings noch nicht, da hier noch vergleichende Studien zu konventionellen Impfstoffen fehlen.
Im Vergleich zu anderen Grippeimpfungen haben Hochdosis- und adjuvantierte Impfstoffe eine erhöhte Reaktogenität: Das heißt, dass sie häufiger lokale Nebenwirkungen wie Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle auslösen. Diese Effekte verschwinden jedoch nach einigen Tagen von selbst.
Beide der sogenannten Senioren-Impfstoffe sind auf der Basis von Hühnereiern produziert. Das kann für Menschen mit ausgeprägter Hühnereiweißallergie problematisch sein. Für diese Patientengruppe gibt es einen Impfstoff, der auf Basis von Zellkulturen hergestellt wurde (Flucelvax® Tetra).