Möglichst lang ein scharfer Blick |
Die Erkrankung beginnt zunächst unbemerkt, denn sie verursacht keine Schmerzen. Da anfangs meist nur ein Auge betroffen ist, kann das gesunde Auge den Sehverlust zudem eine gewisse Zeit lang ausgleichen. Farben erscheinen etwas blasser, die Augen benötigen beim Wechsel von Hell nach Dunkel ein wenig länger als üblich, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnen. Tagsüber herrscht etwa beim Lesen ein erhöhter Lichtbedarf, in der Dunkelheit dagegen steigt die Blendempfindlichkeit, etwa nachts beim Autofahren. Mit der Zeit – manchmal dauert es mehrere Jahre – nehmen Sehschärfe (Visus), Farbensehen und Kontrastempfinden ab.
Amsler-Gitter (Test zur Früherkennung von Netzhauterkrankungen): Beim Blick auf das Gitter wird ein Auge abgedeckt, mit dem anderen wird der Punkt in der Mitte fixiert. Anschließend wird auf diese Weise das andere Auge geprüft. Falls der Punkt in der Mitte nicht zu sehen ist oder »Löcher« beziehungsweise graue Schleier, dunkle oder verschwommene Stellen, unterschiedlich große Kästchen oder verbogene, verzerrte Linien erscheinen, sei die augenärztliche Konsultation unumgänglich. Betont wird, dass der Selbsttest mit dem Amsler-Gitter regelmäßige augenärztliche Kontrollen ergänzt, sie aber nicht ersetzt. / Foto: Superbild
Geht die AMD in die feuchte Verlaufsform über, wirken die Farben zunehmend verschwommen, erscheinen gerade Linien verbogen oder unterbrochen, verschwimmen beim Lesen die Buchstaben oder fehlen ganz. Später taucht in der Mitte des Gesichtsfelds ein heller oder dunkler Fleck, ein sogenanntes Skotom, auf, der sich mit der Zeit vergrößert. Schließlich können die Betroffenen Dinge nur noch am Rand des Sehfelds schemenhaft erkennen, beispielsweise bei einer Uhr zwar das Ziffernblatt, nicht aber die Zeiger, oder zwar die Haare, aber nicht mehr das Gesicht eines anderen Menschen. Der fortschreitende Verlust des Sehvermögens führt normalerweise nicht zu einer vollständigen Erblindung, die Sehbehinderung kann jedoch so stark sein, dass die betroffene Person sozialrechtlich als blind eingestuft wird.
Die Retina, wie die Netzhaut auch genannt wird, bildet die innerste Zellschicht des Augapfels. Sie besteht aus einem mehrschichtigen Nervengewebe und liegt nach außen der dünnen Aderhaut an, die ihrer Blutversorgung dient. In einer der Schicht befinden sich die Fotorezeptoren: Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen sind lichtempfindlicher als die Zapfen, können aber keine Farben unterscheiden. Sie sind für das Sehen bei Dämmerung und in der Nacht zuständig. Die Zapfen, von denen der Mensch drei verschiedene Typen besitzt, ermöglichen das scharfe Sehen in Farbe, benötigen aber eine höhere Lichtintensität. Jeder Fotorezeptortyp enthält ein spezifisches Sehpigment, bei allen ist aber Retinal der lichtaufnehmende Bestandteil.
Die etwa 120 Millionen Stäbchen und 6 Millionen Zapfen sind ungleich in der Netzhaut verteilt. In der Makula, einem ovalen, etwa 5 Millimeter großen Areal im Zentrum der Retina sind die Zapfen besonders dicht gepackt, dort ist die Stelle des schärfsten Sehens. Ihre Farbe erhält die Makula durch die eingelagerten Farbstoffe Lutein und Zeaxanthin, die sie vor zu starker Lichteinwirkung schützen.
Die äußerste Schicht der Netzhaut wird von einer Lage dunkel pigmentierter und gefäßreicher Zellen gebildet, dem retinalen Pigmentepithel (RPE). Dieses steht mit der Aderhaut in Kontakt und ist für die Verarbeitung und Entsorgung der Stoffwechselprodukte aus dem Sehzyklus zuständig. Sein hoher Gehalt an Melanin sorgt zudem für die Absorption von kurzwelligem (Blau-)Licht und schützt das Auge vor oxidativen Schäden.
Die Sehzellen wandeln das in das Auge fallende Licht in Nervenimpulse um, die der Sehnerv ins Gehirn weiterleitet. Die bei diesem Vorgang entstehenden Stoffwechselprodukte werden von den Zellen des RPE weiterverarbeitet. Verbrauchte Stoffe wie das Retinal müssen regeneriert und erneut für die Fotorezeptoren bereitgestellt werden. Außerdem transportiert das RPE die entstandenen Abfallprodukte ab. Durch den permanenten Umbau kommt es mit dem Alter zu Ablagerungen von Zellschutt im RPE, was längerfristig die Entstehung von Drusen begünstigt.
So muss die Netzhaut aussehen: gut durchblutet und ohne Drusen, um als Leinwand unseres Sehapparates fungieren zu können. / Foto: Bundesverband der Augenrzte Deutschlands e.V.