Mumps trotz Impfung möglich |
Schmerzhafte Schwellung: Eine Ohrspeicheldrüsenentzündung ist charakteristisches Symptom für eine Mumpserkrankung ist. / Foto: Adobe Stock/Jirus
Einer Studie des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zufolge erkranken immer wieder Menschen an Mumps, obwohl sie alle empfohlenen Impfungen bekommen haben. Dazu haben die Forschenden die zwischen 2007 und 2019 in den USA aufgetretenen Mumps-Fälle untersucht und herausgefunden, dass bei etwa einem Drittel der Infektionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erkrankten. Und: Die Mehrheit von ihnen war entsprechend der US-amerikanischen Impfempfehlung geschützt.
Auch in Deutschland beobachten Experten Ähnliches. Obwohl die bundesweite Inzidenz mit 0,6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (2018) vergleichsweise niedrig ist, so ist doch auffällig, dass knapp 20 Prozent der gemeldeten Fälle zum Zeitpunkt der Infektion vollständig geimpft waren. Den größten Ausbruch gab es laut Robert-Koch-Institut (RKI) 2010/2011 in Bayern. Von den mehr als 300 übermittelten Fällen waren mehr als die Hälfte zwischen 16 und 24 Jahren. Es betraf vor allem Jugendliche und junge Erwachsene in weiterführenden Schulen, Fachhochschulen, Universitäten und Sportvereinen.
Die Ursache hierfür sehen die Experten des RKI in einem über die Zeit nachlassenden Impfschutz. Durch die strengen Impfquoten kämen die Menschen nur noch selten in Kontakt mit zirkulierenden Wildtypen, eine natürliche Boosterung bleibe aus. Zudem sei es möglich, dass ein Antigen-Missmatch zwischen den verimpften Viren und einem Ausbruchsstamm vorliege.
Dennoch ist die Einführung der Standardimpfung im Jahr 1976 eine Erfolgsgeschichte. So betrug die jährliche Inzidenz Mitte der 1970er-Jahre 200 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Am wahrscheinlichsten traf es damals Kinder zwischen fünf und neun Jahren.
Beim Mumps-Virus handelt es sich um RNA-Viren aus der Familie der Paramyxoviridae. Sie sind sehr empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen wie Hitze, Licht, UV-Strahlen, fettlöslichen Substanzen und Desinfektionsmitteln und können nur wenige Stunden auf der Oberfläche von Gegenständen überleben. Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich über Tröpfchen, die beim Sprechen, Niesen oder Husten in die Luft gelangen, und über direkten Speichelkontakt. Die Viren werden nur selten über mit Speichel kontaminierte Gegenstände übertragen. Die Inkubationszeit beträgt 16 bis 18 Tage.
Wie stellt sich eine Mumps-Infektion (Parotitis epidemica) noch mal dar? Die früher auch Ziegenpeter genannte Erkrankung führt charakteristisch zu einer entzündlichen Schwellung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis). Die Schwellung tritt bei 20 bis 30 Prozent der Erkrankten auf einer Seite auf, in 70 bis 80 Prozent der Fälle sind beide Ohrspeicheldrüsen betroffen. Die Entzündung dauert durchschnittlich drei bis acht Tage an. Auch die Speicheldrüsen im Unterkiefer beziehungsweise unter der Zunge können sich entzünden. Die Schwellung ist so schmerzhaft, dass die Betroffenen Probleme beim Kauen haben und ihnen manchmal bereits der Gedanke an Essen und den damit verbundenen Speichelfluss unangenehm ist. Auch Ohrenschmerzen können auf eine Infektion hinweisen.
Bei kleinen Kindern verläuft die Krankheit oft subklinisch (30 bis 40 Prozent), das heißt, ohne dass nennenswerte Symptome auftreten. Bei anderen äußert sich Mumps lediglich mit erkältungsähnlichen Beschwerden (40 bis 50 Prozent). Die Infektionsdaten weisen laut den Experten des RKI jedoch darauf hin, dass es seit Einführung der Impfung eine Verschiebung der Mumps-Infektionen in ein höheres Lebensalter gibt. Ein höheres Alter führt allerdings auch zu einer höheren Komplikationsrate. Neben hohem Fieber kommt es bei 15 bis 30 Prozent der postpubertären männlichen Jugendlichen und Männer zu einer Hodenentzündung (Orchitis), die in seltenen Fällen auch zur Unfruchtbarkeit führen kann. Frauen entwickeln mit einer 30-prozentigen Wahrscheinlichkeit eine Brustdrüsen-, 5 Prozent leiden unter einer Eierstockentzündung. Auch das zentrale Nervensystem (ZNS) kann durch eine Mumps-Erkrankung Schaden nehmen: Etwa jeder Zehnte entwickelt eine Hirnhautentzündung. Bei einem von 20.000 Erkrankten kann eine Infektion zudem zu einem bleibenden Hörschaden bis hin zur Taubheit führen.