Muskatnuss – mehr als nur ein Weihnachtsgewürz |
Kerstin Pohl |
21.12.2021 14:00 Uhr |
Muskatnüsse enthalten 5 bis 13 Prozent ätherische Öle, etwa 40 Prozent Fett, außerdem 25 Prozent Stärke und Harze. Das Fett wird als sogenannte Muskatbutter vorwiegend in der Lebensmittelindustrie verwendet. Es wird durch das Auspressen der Muskatnüsse gewonnen. Darüber hinaus findet sich Eisen, Magnesium, Phosphor, Zink und Natrium sowie Vitamin A und C in Muskatnüssen.
In der Samenhülle (Macis) sind zudem Lignane und der Farbstoff Lycopin, ein Carotinoid, enthalten.
Nicht nur in der Küche hat Muskatnuss ihren festen Platz:
Muskatnuss und Macis können alternativ beim Würzen von Speisen verwendet werden, wobei Macis sanfter würzt, ohne die helle Farbe eines Gerichtes, wie beispielsweise einer Bechamelsauce, zu beeinträchtigen. Bei Bedarf sollten beide Gewürze erst kurz vor Ende des Kochvorganges oder dem Servieren zugefügt werden, möglichst frisch gerieben mit einer Muskatreibe, damit die Aromen nicht so schnell verfliegen.
Muskatnuss und Macis passen sowohl zu herzhaften als auch zu süßen Speisen. Besonders beliebt sind sie in Kartoffelgerichten (Gratin, Püree), Gemüse, Fleischgerichten (besonders bei Hammel- und Lammgerichten), Süßspeisen (Milch- und Grießbrei), heißem Kakao, Honig- und Lebkuchen oder auch Glühwein und Punsch. Wichtig bei allen Gerichten: Eine kleine Prise reicht aus. Wenn doch mal etwas zu viel in das Essen kommen sollte, können Sahne oder Milch den Geschmack der Muskatnuss neutralisieren.
Gemahlene Macis ist in der Gewürzmischung Garam Masala zusammen mit Kardamom, Nelken, Zimt, schwarzem Pfeffer und Gewürznelken enthalten.
Beide Gewürze, sowohl die Muskatnuss als auch die Muskatblüte (Macis) haben ein ähnliches, volles, frisches und wärmendes Aroma. Frisch geriebene Muskatnuss riecht süß-würzig und hat einen bittersüßen, holzigen Geschmack – aromatisch und leicht bitter. Wenn Muskatnuss und Macis luftdicht verpackt und dunkel aufbewahrt werden, sind beide nahezu unbegrenzt haltbar.
Die Muskatnuss (Myristica fragrans) ist ein Samen – keine Nuss – und wächst an dem immergrünen Muskatnussbaum, der zwischen 5 und 18 Meter hochwächst. Er mag es schön warm: Optimale Temperaturen liegen zwischen 20 und 30 Grad. Bei der Ernte gilt es, Geduld zu haben: Erste Früchte trägt der Baum erst nach 8 Jahren, größere Erträge liefert er nach 15 bis 20 Jahren. Dann können aber 30 bis 40 Jahre lang über 2000 Früchte pro Baum und Jahr geerntet werden. Aus der Steinfrucht werden zwei Gewürze gewonnen: die Muskatnuss und die Muskatblüte (Macis), ein netzartiger, leuchtend roter, dünner Samenmantel, der die Muskatnuss umhüllt.
Ursprünglich stammt die Muskatnuss von den indonesischen Banda-Inseln, die auch als Gewürzinseln bekannt sind. Heute wird das Gewürz in Asien, Afrika und Südamerika gewonnen. Das Hauptexportgut Grenadas sind Muskatnüsse. Diese Bedeutung zeigt sich auch in der Flagge des Landes, die eine Muskatnuss ziert.
Aus den Blüten des Muskatbaumes bilden sich nach sieben bis neun Monaten gelbliche, aprikosenähnliche Früchte. Wenn diese reif sind, springen sie auf, ähnlich den Kastanien, und der Samen wird sichtbar. Die Muskatblüte (Macis) und der Samenkern werden entfernt und getrocknet. Der Samenkern, die Muskatnuss, muss zunächst einige Wochen trocknen, bis er sich von der Schale ablöst. Dann wird der Samenmantel (Macis) von der Nuss abgelöst, flach gedrückt und getrocknet und gelangt entweder ganz oder kleingemahlen in den Handel. Auch die Muskatnuss kommt entweder als Ganzes oder gemahlen in den Handel.
Die Muskatnuss enthält Myristicin, Bestandteil des ätherischen Öls, das halluzinogen wirkt und Rauschzustände hervorruft, verbunden mit Übelkeit und Erbrechen, Herzrasen und Kopfschmerzen. Solche Reaktionen können bis zu zwei Tage anhalten und treten ab einer Menge von 5 Gramm auf, was dem Verzehr von einer bis zu zwei ganzen Nüssen entspricht. Ab drei ganzen Muskatnüssen kann der Verzehr für Erwachsene lebensgefährlich werden, für Kinder reichen dazu zwei Nüsse aus.
Myristicin scheint darüber hinaus ein sogenannter MAO-Hemmer (Monoaminooxidase-Hemmer) zu sein. Das heißt, es hemmt Enzyme, die zuständig für den Abbau von Noradrenalin, Dopamin und Serotonin sind.