Muskelprobleme durch Arzneimittel |
Wer längere Zeit Glucocorticoide einnimmt, kann eine sogenannte Steroidmyopathie entwickeln. Dabei baut der Körper Muskulatur ab (Muskelatrophie), was sich als Schwäche beziehungsweise sogar Lähmung insbesondere der Beckengürtel- und Oberschenkelmuskulatur äußern kann. Auch eine rasche Ermüdbarkeit und Myalgien sind mögliche Symptome. »Auf diese unerwünschte Nebenwirkung ist in der Regel erst ab einer Behandlungsdauer von vier Wochen mit hohen Steroiddosen (ab 20–30 mg Prednisolon täglich) zu achten«, sagt der Experte. »Besonders häufig tritt die Steroidmyopathie bei fluorierten Steroiden wie Dexamethason auf.« Ursache ist wohl, dass Glucocorticoide proteinkatabol wirken, also Proteine in der Muskulatur abbauen. Wer die Arzneimittel längere Zeit einnimmt, büßt an Muskelmasse im gesamten Körper ein. Setzen Patienten die Glucocorticoide ab, bildet sich die Steroidmyopathie zumindest teilweise zurück. Kommt ein Abbruch der Behandlung nicht in Frage, können eine Dosisreduktion und regelmäßiges Muskeltraining in einigen Fällen die Beschwerden verbessern.
Auch Diuretika können zu muskulären Problemen führen – über eine indirekte Wirkung. Die Arzneimittel verändern den Elektrolythaushalt, Folgen können sowohl eine Hypo- als auch eine Hyperkaliämie sein. Ein Kaliummangel kann zu Muskelschwäche und sogar Lähmungserscheinungen an der Muskulatur der Gliedmaßen führen, ein Kaliumüberschuss wiederum verursacht Muskelzuckungen oder auch Parästhesien, also Missempfindungen wie ein Kribbeln, »Ameisenlaufen« oder Prickeln. Störungen im Kaliumhaushalt können auch bedrohliche kardiale Auswirkungen nach sich ziehen und zu Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern führen. Außer Diuretika können unter anderem auch Amphotericin B, Laxanzien und Lakritz den Kaliumhaushalt stören. Normalisiert sich der Kaliumspiegel, bilden sich die muskulären Störungen zurück.
Eine allgemeine Muskelschwäche kann auch Folge einer Hypophosphatämie sein. Diese entsteht zum Beispiel, wenn Patienten langfristig aluminiumhaltige Antacida einnehmen. Sie vermindern die Phosphatresorption aus dem Magen-Darm-Kanal.