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Nicht immer reicht eine Brille

Nächtliche Sehstörung

Obwohl sich das Verkehrsaufkommen nachts verringert, steigt die Gefahr von Unfällen. Unfallforscher vermuten, dass Schwierigkeiten beim nächtlichen Sehen eine wesentliche Rolle spielen. Wer diese bemerkt, sollte nicht zögern und einen Augenarzt aufsuchen.
Isabel Weinert
Carina Steyer
02.11.2020  13:10 Uhr

Gesunde Augen passen sich neuen Lichtverhältnissen schnell an. Wenn es anfängt zu Dämmern, weiten sich die Pupillen, damit möglichst viel des verbleibenden Lichts auf der Netzhaut ankommt. Die Zapfen, die bei guten Lichtverhältnissen das Sehen von Farben ermöglichen, verlieren mit zunehmender Dunkelheit an Bedeutung. Das ist auch der Grund, warum Farben im Dämmerlicht verändert, Blautöne häufig sogar intensiver wahrgenommen werden. Das Sehen wird nun immer mehr von den Stäbchen übernommen. Sie sind besonders empfindlich für kurzwelliges Licht, können aber nur unterschiedliche Grautöne wahrnehmen. Die Umstellung vom Sehen bei Tageslicht auf das Sehen in der Nacht wird als Dunkeladaption bezeichnet und dauert etwa 20 Minuten. Je besser sich das Auge an die dunklen Lichtverhältnisse gewöhnt, umso feinere Nuancen an Grautönen können unterschieden werden. Im Durchschnitt ist das menschliche Auge in der Lage, 500 verschiedene Grautöne auseinander zu halten. Autofahrer, die über ein gutes Dämmerungssehen verfügen, können dadurch Kontraste besser wahrnehmen und vorausfahrende Autos oder Fußgänger auf größere Entfernungen erkennen.

Verborgene Sehfehler

Bei vielen Menschen sind die Sehschärfe und das Kontrastsehen bei Dämmerung und Nacht wesentlich schlechter ausgeprägt als am Tag. Sie haben das Gefühl, bei schwachem Licht schlechter zu sehen, fühlen sich leicht geblendet oder sehen Lichtkränze um Lichtquellen. Gerade beim Autofahren im Dunklen kann dies zum Problem werden. Der Berufsverband der Augenärzte schätzt, dass jährlich 300.000 Verkehrsunfälle durch schlechtes Sehen verursacht werden. Anders als in vielen anderen Ländern, gibt es in Deutschland aber keine gesetzliche Verpflichtung, dass Autofahrer regelmäßig einen Sehtest durchführen lassen müssen. Laut Fahrerlaubnisverordnung (FeV) muss allerdings jeder Fahrer sicherstellen, dass er fahrtüchtig ist. In Bezug auf die Augen bedeutet das, dass eine Mindestsehstärke von 70 Prozent gegeben sein muss.

Augenärzte raten zu regelmäßigen Überprüfungen der Sehkraft, um beim Autofahren auf der sicheren Seite zu sein. Angst vor einem Führerscheinentzug muss in der Regel niemand haben, selbst wenn plötzlich Probleme beim nächtlichen Sehen bemerkt werden. Mit Hilfe von Untersuchungen zur Kontrastwahrnehmung, zur Blendeempfindlichkeit und zur Anpassung des Auges beim Wechseln von einer hellen in eine dunkle Umgebung, finden Augenärzte oder erfahrene Optiker schnell heraus, welche Ursachen für die nächtliche Sehstörung verantwortlich sind.

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