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Fehlgebrauch

Nasenspray mit Suchtgefahr

In der Erkältungszeit klagen viele Apothekenkunden über eine verstopfte Nase. Der Wunsch, durchatmen zu können, ist groß, und so greifen viele von ihnen zu abschwellenden Nasensprays. Der Übergang in eine Abhängigkeit geschieht schneller als gedacht. Eine Entwöhnung ist oft eine Geduldsprobe für die Betroffenen, aber mit der passenden Strategie ist der Dauergebrauch meist schnell Geschichte.
Wiebke Gaaz
13.12.2022  16:00 Uhr

Bei der Nasenspray-Abhängigkeit handelt es sich nicht um eine Sucht im klassischen Sinne wie etwa beim Missbrauch von Drogen, da hier kein euphorisches Gefühl erzeugt wird. Mögliche Anzeichen einer Abhängigkeit können sein, dass wenige Stunden nach Benutzung des Sprays die Nase wieder verstopft ist, und das Einschlafen nur mit Spray möglich ist. Das Haus kann nur mit Spray verlassen werden, und eine gewöhnliche Erkältung dauert länger als bei anderen Menschen.

Die Folgen einer Nasenspray-Sucht für die Gesundheit können unangenehm bis gravierend sein. Die Schleimhaut ist trocken, sie blutet leicht, der Geruchs- und Geschmackssinn geht verloren. Hinzu kommen psychische Belastungen: Über Schlafprobleme, Gereiztheit, bis hin zu Ängsten und Panik berichten Betroffene. In seltenen Extremfällen kann sich eine Stinknase (Ozäna) entwickeln. Dabei siedeln sich Keime auf der geschädigten Nasenschleimhaut an, die einen üblen Geruch verströmen. Die betroffenen Personen bemerken diesen meist selbst nicht.

Nur sieben Tage anwenden

Werden abschwellende Nasensprays sieben Tage und länger angewendet, tritt unweigerlich ein Gewöhnungseffekt ein. Kurz nach dem Sprühen schwillt die Schleimhaut wieder an, dann meist noch stärker, als es während der Erkältung der Fall war (Rebound-Effekt). Der Anwender, dem das nicht bewusst ist, greift abermals zum Spray; doch jetzt ist genau dies die Ursache der verstopften Nase, nicht der Infekt. Das Gewebe bleibt dauerhaft geschwollen, da es als Reaktion auf die gefäßverengende Wirkung des Sprays stärker durchblutet wird (reaktive Hyperämie). Die Zellen der Schleimhaut beginnen, zugrunde zu gehen. Dieser Zustand wird als Rhinitis medicamentosa oder Privinismus bezeichnet.

So erleichternd die freie Nase während einer Erkältung ist, nach sieben Tagen kontinuierlicher Anwendung sollte der Kunde das abschwellende Spray absetzen. Ab diesem Zeitpunkt hat es keinen weiteren Vorteil mehr. Im Gegenteil: die Schleimhaut droht auszutrocknen und ihre Funktion zu verlieren. Jetzt sollten nur noch Sprays mit ätherischen Ölen oder Meersalz, auch in hypertoner Formulierung, angewendet werden, auch wenn noch Erkältungssymptome vorhanden sind. Salzinhalationen sind ebenfalls empfehlenswert. Doch egal, ob der Kunde ein abschwellendes oder befeuchtendes Spray anwendet, es sollte immer frei von Konservierungsmitteln sein. Insbesondere Benzalkoniumchlorid schädigt die Zilien.

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