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Atopische Dermatitis

Neue Ära in der Neurodermitis-Therapie

Über viele Jahrzehnte gab es mit Blick auf die Behandlung der Neurodermitis kaum Fortschritte und medikamentöse Weiterentwicklungen. In neuerer Zeit jedoch ermöglichen innovative Therapieoptionen eine Minderung auch schwerer Krankheitsverläufe.
Christiane Berg
14.09.2021  08:30 Uhr

Denn: Nachdem für die systemische Therapie der Neurodermitis lange Zeit nur unspezifisch breit wirkende entzündungshemmende Wirkstoffe wie Glukokortikoide oder auch Ciclosporin beziehungsweise spezifische Off-label-Therapeutika wie Azathioprin, Mycophenolat-Mofetil oder Methotrexat zur Verfügung standen, sind heute mit Dupilumab und Tralokinumab sowie den Januskinase (JAK)-Inhibitoren Baricitinib und Upadacitinib Biologika mit wesentlich spezifischeren Wirkprinzipien zugelassen.

»Die modernen Therapieoptionen in Form von Zytokin-blockierenden Antikörpern und Januskinase-Inhibitoren haben eine neue Ära in der Neurodermitis-Therapie eingeleitet«, macht Professor Michael Hertl, Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in einem gemeinsamen Statement mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) anlässlich des Welt-Neurodermitis-Tages deutlich.

Wesentliche Verbesserung der Lebensqualität

Mit bisherigen Immunsuppressiva wie Ciclosporin zur Hemmung des Entzündungsprozesses ließen sich Erfolge erzielen, aber wegen potentiell ungünstiger Nebenwirkungen ist die Therapie meist zeitlich begrenzt, führt Hertl aus. »Mit Dupilumab haben wir nunmehr für mittelschwere Krankheitsformen eine Option, die bei 60 bis 70 Prozent der Patientinnen und Patienten sehr effektiv und gleichermaßen gut verträglich ist.«

Zwar könne nicht von Heilung gesprochen werden. Doch trügen die entscheidende Verbesserung des Hautbildes und nicht zuletzt die Reduktion des Juckreizes und somit Stärkung des Schlafvermögens zu einer wesentlichen Steigerung der Lebensqualität bei.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Zwar könne es auch beim Einsatz von Dupilumab zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen unter anderem am Auge kommen. Die Verträglichkeit des Biologikums, das alle zwei Wochen mittels Fertig-Pen oder Fertigspritze verabreicht wird, werde jedoch insgesamt auch in der Langzeittherapie als sehr gut eingestuft. Auch dem seit Juni dieses Jahres zugelassenen Antikörper Tralokinumab werde ein günstiges Nebenwirkungsprofil zugeschrieben. Weitere Biologika wie Nemolizumab und Lebrikizumab seien in der klinischen Entwicklung.

Sind mit Baricitinib und Upadacitinib seit Ende 2020 beziehungsweise August 2021 die ersten oralen entzündungshemmenden JAK-Inhibitoren zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Neurodermitis zugelassen, so sei ihr Vorteil eine schnelle Wirksamkeit sowie die Möglichkeit der schrittweisen Modulation ihrer Effektivität bei gleichzeitig erleichtertem Management der Nebenwirkungen.

Zu diesen zählen unter anderem Entzündungen der oberen Atemwege oder auch Kopfschmerzen. Dennoch seien die JAK-Inhibitoren eine willkommene und fortschrittliche Ergänzung der bisherigen therapeutischen Möglichkeiten bei Neurodermitis. Auf der Basis entsprechender Zulassungsanträge könnten mit Abrocitinib bald ein weiterer oraler und mit Ruxolitinib auch ein topischer JAK-Inhibitor folgen.

Hertl betonte, dass entscheidende Nachweise zur Effektivität der neuen Medikamente vorliegen. Im vergangenen Jahr seien daher entsprechende Behandlungsempfehlungen zur Systemtherapie des atopischen Ekzems in die aktuelle Leitlinie »Neurodermitis« aufgenommen worden.

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