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Klimawandel und weltweite Mobilität

Neue Gefahren für die Augen

Durch Klimawandel, Migration und weltweite Mobilität treten in Deutschland neue entzündliche Augenerkrankungen auf, die unbehandelt bis hin zur Erblindung führen können, so die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).
Isabel Weinert
Christiane Berg
12.10.2020  08:00 Uhr

Der Stich der Tigermücken kann das Dengue-, Chikungunga-, West-Nil- und Zika-Virus übertragen. »Diese Viren zählen zu den neuen Erregern für eine Entzündung der Aderhaut im Auge«, erklärt Professor Carsten Heinz, Leitender Arzt am Augenzentrum am St. Franziskus-Hospital Münster auf einer DOG-Pressekonferenz. Heinz warnt: »Komplikationen dieser Entzündungen drohen, die strukturelle Integrität des Auges zu verletzen und damit ihren Funktionsverlust bei gleichzeitiger Reduktion der Lebensqualität herbeizuführen«.

Die frühen okulären Zeichen der durch Tigermücken übertragenen viralen Augeninfektion reichen von leichten Entzündungen im vorderen Teil des Auges mit Druckgefühl und vorübergehender Rötung bis hin zu schweren Netzhaut-Infektionen mit dauerhaftem Verlust der Sehfunktion, erläuterte Heinz. Tigermücken dringen gerade bis nach Süddeutschland vor. Derzeit seien neben Menschen mit Migrationshintergrund vor allem Reiserückkehrer betroffen.

Heinz betonte, dass das ausführliche Patientengespräch und die genaue Anamnese im Rahmen der Diagnostik entscheidend sein können. Betroffene sollten den Augenarzt daher stets über die Endemie-Situation in ihrem Herkunftsland beziehungsweise über ihre Reiseaktivitäten informieren. Die Therapie erfolgt symptomatisch mit Corticoiden, um durch Reduktion der Entzündungen sekundäre Schäden zu mindern. Kausale Therapieoptionen oder prophylaktische Impfmaßnahmen stehen zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Verfügung.

Neue Chlamydien und  »Augen-Tuberkulose«

Vorsicht ist auch geboten bei einer bakteriellen Infektion mit einem Chlamydientyp, der in Afrika vorkommt und sich in Form einer schwer vernarbenden Bindehautentzündung zeigt. »Wird ein solches Trachom rasch erkannt, hilft eine antibiotische Therapie«, so Heinz. »In fortgeschrittenen Stadien kann eine Operation erforderlich werden, um Erblindung zu verhindern.« Die Erkrankung geht nicht wie andere Chlamydien-Infektionen auf die Geschlechtsorgane über. Sie wird durch direkten Kontakt mit Tränenflüssigkeit übertragen, in Afrika ebenfalls durch Fliegen, die ins Auge gelangen.

Tuberkulose kann sich in Form einer Entzündung der Aderhaut auch an den Augen zeigen, als Uveitis. »Durch die Migration aus Risikogebieten, wozu auch Russland und Osteuropa zählen, sehen die Ophthalmologen diese Augen-Tuberkulose hierzulande wieder häufiger«, berichtet Heinz. Die Erkrankung wird über Tröpfcheninfektion übertragen und führt unbehandelt zur Erblindung.

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