Neue Hoffnung bei Katzenallergie |
Katzen zählen zu den liebesten Haustieren. Doch nicht jedem bekommt die Nähe zu einer Katze. Es droht eine Katzenhaarallergie. / Foto: Adobe Stock/galitskaya
Zur Therapie der Symptome einer Katzenallergie stehen bislang zahlreiche Arzneistoffe, so unter anderem Antihistaminika wie Cetirizin und Loratadin, Corticoide oder auch Antiasthmatika wie Salbutamol zur Verfügung. Daneben gilt die Hypo- oder auch Desensibilisierung, also spezifische Immuntherapie, die einer aktiven Immunisierung gleichkommt, bislang als einzige kausale Behandlungsmöglichkeit.
Diese Langzeittherapie, bei der das Immunsystem quasi an das auslösende Allergen »gewöhnt« und zur Produktion von an der Immunabwehr beteiligten Immunglobulinen angeregt wird, wird in Deutschland jedoch nur sehr eingeschränkt empfohlen. Der Grund: Seltene, jedoch schwerwiegende Nebenwirkungen insebesondere bei Katzeallergikern mit Asthma.
Nun scheint jedoch eine effektive und gleichermaßen nebenwirkungsarme Allergietherapie in Sicht zu sein. »Neue Forschungsansätze zielen darauf ab, betroffenen Patienten nicht mehr das Allergen selbst, sondern den gegen das Allergen gerichteten spezifischen IgG-Antikörper, also Immunglobulin G, zu applizieren. Dieser Antikörper kann heute künstlich hergestellt werden«, so Professor Randolf Brehler, Leiter des Bereichs Allergologie, Berufsdermatologie und Umweltmedizin am Universitätsklinikum Münster (UKM).
Entsprechende Phase-2- Studien, also Untersuchungen zur Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffes in unterschiedlichen Dosierungen, hätten gute Ergebnisse gezeigt. »Auch Hauttests belegen, dass Betroffene kaum noch allergisch auf Katzenallergene reagieren«, macht Brehler auf der Homepage des UKM deutlich.
Weltweit ständen nun Phase 3-Studien, also klinische Untersuchungen an, bei der die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des potentiellen Arzneistoffes an größeren Patientenkollektiven – in diesem Fall mehr als tausend – getestet werden soll.
Brehler erhofft sich einen Durchbruch in der Therapie auch anderer allergischer Erkrankungen, da die therapeutischen Immunglobuline durch direkten Eingriff in die Allergiekaskade sowohl die Entstehungsmechanismen als auch die Krankheitszeichen mindern könnten. Derzeit, so der Allergologe, werden unter anderem auch Studien mit IgG-Antikörpern gegen Birkenpollenallergene durchgeführt.
Fest steht: Katzenhaare gehören weltweit zu den häufigsten Auslösern von Allergien. Bei allen findet sich das Hauptallergen Felic domesticus 1 (Fel d 1), ein körpereigenes Protein der Katzen, das in ihren Talg-, Anal- und Speichel- und Tränendrüsen produziert und von dort durch Lecken und Putzen auf ihr Fell übertragen wird.
Die Allergiegefahr ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen, da auch die Haustierhaltung deutlich zugenommen hat und Katzen zu den liebsten Heimtieren zählen. 2019 lebten in deutschen Haushalten 14,7 Millionen Katzen. Nicht zuletzt Kinder sind zunehmend von Katzenallergien betroffen. Das macht die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) in einem aktuellen Elternratgeber deutlich.
Das Paradoxe sei, dass 75 Prozent der Kinder mit einer Katzenallergie nie in einem Haus(halt) mit einer Katze gewohnt haben. Der Grund: Katzenallergene, die sich in den Haaren, den Schuppen, im Speichel und im Urin der Katze finden, seien nicht nur sehr stabil, sondern auch sehr »klebrig«. Sie bleiben, so die GPA, nicht nur an Einrichtungsgegenständen wie Polstermöbeln, Teppichen und Wänden, sondern auch an Kleidung hängen, werden so weiter verbreitet und lassen sich daher auch in nahezu allen öffentlichen Räumen, so zum Beispiel in Schulen und Bussen nachweisen.
Die gängige Empfehlung für Allergiker, Katzenkontakte zu meiden, ist also nicht immer eine Option. Umso mehr Bedeutung könnte dem derzeit in der Prüfung befindlichen Therapieprinzip zukommen. »Noch lässt sich nichts über die Langzeitwirkung des in Testung befindlichen Behandlungsansatzes sagen«, so Brehler.
Potentiell denkbar sei nicht zuletzt die Kombination der Immunglobulin-Therapie mit der allergenspezifischen Immuntherapie, um gleichzeitig sowohl eine effektive Minderung der grundlegenden Pathomechanismen als auch eine schnelle Unterdrückung der Symptome herbeizuführen. Die Richtigkeit der neuen Therapie-These müsse in groß angelegten Studien weiter erforscht werden. Derzeit handele es sich noch um Zukunftsmusik.