Neue Regelungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs |
Man müsse mit deutlich mehr falsch-positiven Befunden als früher rechnen, kritisiert BVF-Präsident Dr. Christian Albring. / Foto: BVF
Deshalb bezweifelt der BVF, dass die künftig erforderlichen Kolposkopien zeitnah durchgeführt werden können. BVF-Präsident Dr. Christian Albring bemängelte in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass ein flächendeckender Zugang zu besagter Kolposkopie nicht gewährleistet sei. »Es gibt Bundesländer, in denen nur ein bis zwei Ärzte abklärungskolposkopisch tätig sind beziehungsweise die entsprechende Qualifikation gemäß der neuen Qualitätssicherungsvereinbarung Abklärungskolposkopie erwerben konnten.«
Derzeit gebe es in Deutschland zu wenige Frauenärzte, die diese Untersuchungen anbieten könnten. »Wartezeiten, die schnell über viele Monate anwachsen können, bis hin zu einem völligen Zusammenbruch des Systems, sind bereits jetzt abzusehen.« Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) geht indes davon aus, »dass mit dem Anlaufen des neuen Früherkennungsprogramms auch Gynäkologen, die die neue Leistung bislang nicht abrechnen können, bei ihrer KV eine Genehmigung beantragen werden«, erklärte deren Sprecher Dr. Roland Stahl auf Anfrage von PTA-Forum. Zudem arbeiteten Ärzte auch jetzt schon mit Zytologielaboren und Ärzten, die Abklärungskolposkopien durchführen, zusammen.
Darüber hinaus kritisiert der BVF, dass es für die vorgeschriebene elektronische Dokumentation der Untersuchungsergebnisse noch keine hinreichend zuverlässige Praxis-Software gebe. Diese Dokumentation sei aber Voraussetzung für die wissenschaftliche Evaluierung und auch wichtig, um nach einigen Jahren überhaupt beurteilen zu können, ob das neue Programm tatsächlich eine Verbesserung in der Krebsfrüherkennung bringe.
Humane Papilloma-Viren (HPV) sind so verbreitet, dass sich die meisten Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens durch sexuelle Kontakte anstecken. Meist bleibt eine Infektion unbemerkt und heilt unbehandelt aus. Einige der über 200 verschiedenen Papillomaviren können jedoch lästige Hautwarzen (Papillome) verursachen. Und einige wenige Hochrisiko-Virustypen erhöhen das Risiko für Tumoren etwa an Gebärmutterhals, Schamlippen, Vagina, Anus, Penis und im Mund-Rachen-Bereich. Sie können zu Gewebeveränderungen (Dysplasien) führen, aus denen sich wiederum ein bösartiger Tumor entwickeln kann.
Sind Pap-Abstrich und/oder HPV-Test beim Screening auffällig, muss deshalb der Befund in Abständen wiederholt, gegebenenfalls durch Kolposkopie und Biopsie abgeklärt und dann in geeigneter Form behandelt werden. Gegen die Hochrisiko-HPV empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut die Impfung – für Jungen und Mädchen, möglichst im Alter zwischen 9 und 14 Jahren.