PTA-Forum online
Entwicklung von Antibiotika

Neue Targets, alte Resistenzprobleme

Während sich Resistenzen weltweit rasend schnell verbreiten, sind neue Antibiotika rar. Bei der Neuentwicklung gibt es viele Hürden – die finanziellen Risiken sind hoch, die Chancen gering.
Anna Carolin Antropov
13.08.2021  15:00 Uhr

Mittel gegen multiresistente Keime werden dringend gebraucht. Denn schon jetzt sterben weltweit rund 700000 Menschen pro Jahr durch Infektionen mit solchen Erregern. Werden keine Lösungen gefunden, drohen Experten zufolge im Jahr 2050 sogar mehr als 10 Millionen Tote jährlich.

Problemkeime wie MRSA, VRE und MRGN (siehe Kasten) haben gemeinsam, dass sie auf gängige Antibiotika nicht mehr ansprechen. Lungenentzündungen, Weichteilinfektionen, Tuberkulose, aber auch Geschlechtskrankheiten oder Harnwegsinfekte werden so zu nahezu unbehandelbaren Krankheiten. Besonders gramnegative Bakterien stellen zunehmend ein Problem dar. Die Covid-19-Pandemie zeigt, was passiert, wenn sich ein Erreger global verbreitet und kein Wirkstoff zur Behandlung existiert.

PTA-Forum sprach mit Professor Dr. Ulrike Holzgrabe über den aktuellen Stand der Forschung. Seit 1999 ist sie Lehrstuhlinhaberin für »Pharmazeutische Chemie« an der Universität Würzburg. Die Apothekerin und Chemikerin erklärt, wieso die Forschung so schwierig ist, finanzielle Anreize fehlen und welche Wirkstoffe gerade entwickelt werden. »Manche prognostizieren, dass es zurück ins präantibiotische Zeitalter geht«, so Holzgrabe.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind aktuell 43 Antibiotika in klinischer Erprobung. Dennoch konstatiert die WHO, dass kein einziger von ihnen das Resistenzproblem der gefährlichsten Keime lösen kann. Die Welt scheitere nach wie vor, die so dringend benötigten Behandlungen zu entwickeln. »Wir haben dennoch eine Chance, den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen«, findet Holzgrabe. »Aber wir müssen alles dafür tun.« Die düsteren Aussichten sind Grund genug, die Wirkstoffentwicklung etwas genauer zu beleuchten.

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