Nicht alkoholische Fettleber kann jeden treffen |
Die Fettleber tritt auch bei schlanken Menschen auf. Mit Hilfe einer angepassten Ernährung kann die Leber wieder genesen. / Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt
Eine NAFLD kann mit Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und mit einem allgemein stark erhöhten Körperfettanteil in Zusammenhang stehen. Doch auch stoffwechselgesunde Normalgewichtige sind betroffen. »Wir gehen heute davon aus, dass circa 7 Prozent der normgewichtigen Menschen in der westlichen Welt eine NAFLD haben (sogenannte lean NAFLD)«, sagt Professor Dr. Wolf Peter Hofmann, Mitglied des Wissenschaftlichen Komitees der Deutschen Leberstiftung und Arzt im MVZ für Gastroenterologie am Bayerischen Platz in Berlin, gegenüber PTA-Forum.
Bei Normalgewichtigen erweist sich meistens die Kombination aus wenig Muskelmasse und viel Bauchfett als Risikofaktor. Die Patienten erscheinen dann zwar von außen schlank und auch der Body-Mass-Index (BMI) liegt mit einem Wert von unter 25 im Bereich des Normalgewichts. Allerdings berücksichtigt der BMI nicht das Verhältnis von Fett und fettfreier Masse beziehungsweise Muskelmasse. Genau das ist aber das Problem vieler schlanker Fettleberpatienten. »Dabei kommt dem aus der Boulevardpresse bekannten Begriff des ›skinny fat‹ eine anschauliche Rolle zu«, erzählt der Experte für NAFLD. »Der sitzende Lebensstil mit wenig körperlicher Aktivität, gepaart mit einer kohlenhydratreichen Ernährung führt zu einer gefährlichen Umverteilung der Körpermasse und ist eben nicht zwangsläufig mit Übergewicht vergesellschaftet.«
Überschüssiges Fett lagert der Körper in den Leberzellen ein. Die Hepatozyten blasen sich auf, in schweren Fällen schwillt die Leber dadurch auf ihr doppeltes Volumen an. Anders als andere Organe bereitet die kranke Leber jedoch meist kaum Probleme. »Patienten berichten gelegentlich über einen Spannungsschmerz im rechten Oberbauch, welcher möglicherweise mit einer entzündlichen Aktivität der Lebererkrankung einhergeht, aber ein typisches klinisches Bild zeigt sich meist erst, wenn bereits irreversible Schäden vorliegen«, erklärt der Hepatologe aus Berlin. Dem Arzt können erhöhte Leberwerte Hinweise auf die Erkrankung geben, oft ist die Fettleber aber ein Zufallsbefund bei einer Ultraschalluntersuchung. Wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, kann der Arzt durch eine Biopsie feststellen. Bei der Anamnese sind Faktoren wie Alkoholabusus, hepatotoxische Medikation oder relevante Vorerkrankungen abzuklären.
Die Fettleber an sich ist noch kein Gesundheitsproblem. Die Leber nimmt jedoch spätestens dann Schaden, wenn sich das Organ entzündet (nicht alkoholisch bedingte Fettleberentzündung, NASH). »Wir gehen davon aus, dass circa 10 Prozent der Menschen mit einer NAFLD auch eine Steatohepatitis entwickeln. Die Entzündung führt zu einem rasanten Fortschreiten der Erkrankung«, berichtet der Experte. Dabei gehen fortwährend Leberzellen zugrunde und es bildet sich ein fibröses Narbengewebe. Dabei schrumpft das zunächst aufgeschwemmte Organ und die Leberzellen verlieren ihre Funktion. Schließlich resultiert eine Zirrhose. Dieses Stadium ist irreversibel und erhöht das Risiko für Leberzellkrebs (HCC). Leberkrebs kann bei einer NASH aber auch auftreten, ohne dass zuvor eine Zirrhose entstanden ist. Die Fettleber ist daher nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Die gute Nachricht ist, dass sie sich bei früher und konsequenter Behandlung wieder vollständig zurückbilden kann.