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Farn

Ob Adler oder Wurm – diese Farne sind gefährlich

Farne sind hübsch anzusehen und verbreiten sich ohne viel Zutun. Die meisten dieser Urweltpflanzen gelten als schwach-giftig, einige enthalten jedoch sehr hohe Giftkonzentrationen – wie der hierzulande stark verbreitete Adler- und Wurmfarn.
Katja Egermeier
13.07.2022  14:00 Uhr
Noch eingerollte junge Triebe des Adlerfarns. / Foto: Adobe Stock/Subcomandantemarcos
Anders als der in Büscheln wachsende Wurmfarn weist der Adlerfarn eine aufrechte Wuchsform mit langen Stielen auf. / Foto: Adobe Stock/Michael Meijer
Wurmfarn wächst in trichterförmigen Büscheln. / Foto: Getty Images/David & Micha Sheldon
Sichtbare Sporen auf der Unterseite des Wurmfarns. / Foto: Getty Images/Besjunior

Botanik und Bestimmung

Adlerfarn gilt mit einer möglichen Wuchshöhe von 1,5 bis 2 Metern als der größte heimische Farn. Die frischgrünen dreieckigen Wedel sind leicht behaart und dreifach gefiedert. Sie sind zudem an den Rändern eingerollt und bogenförmig geneigt. Anders als der Wurmfarn wächst er nicht in Büscheln sondern aufrecht und mit langen Stielen. Sein Rhizom, der Wurzelstock, kann sehr groß und alt werden. So sollen schon Rhizome mit einer Länge von über 50 Metern und einem Alter von mehr als 1000 Jahren gefunden worden sein.

Der Gemeine Wurmfarn ist mit einer Höhe von 60 bis 100 Zentimetern etwas kleiner als der Adlerfarn. Seine Blätter wachsen in trichterförmigen, lockeren Büscheln, sind zweifach gefiedert und haben jeweils 20 bis 35 Fiedern an der Mittelrippe. Die Oberseite ist dunkel, die Unterseite hellgrün. 

Wie alle Farne bilden auch der Adler- und der Wurmfarn weder Blüten noch Früchte aus. Sie vermehren sich mittels ihrer Sporen, die sich im Herbst auf der Laubunterseite bilden.

Vorkommen und Verbreitung

Farne bevorzugen generell schattige und feuchte Standorte und sich daher hierzulande häufig in Wäldern oder an Bächen zu finden. Adlerfarn findet man in Mitteleuropa und dort meist an Waldrändern und in lichteren Wäldern. Wurmfarn kommt in Europa und Nordamerika vor und bevorzugt dort schattige Wälder, Gärten und Gebüsche, ist aber auch auf Bergweiden zu finden.

Gifte und Gefahren

Adlerfarn ist in allen Pflanzenteilen stark toxisch und enthält Blausäureglykoside, Thiaminase und Saponin (Pteridin). Vor allem jedoch in jungen Blättern finden sich hohe Giftgehalte. Er gilt als die giftigste Farnart Deutschlands, die ihre Giftwirkung auch nach dem Trocknen behält.

Bei diesem Farn kann schon das Berühren von Sporen oder Blättern eine Vergiftung auslösen. In einigen Regionen in Nordamerika, Asien, Neuseeland und Afrika wird junger Adlerfarn traditionell als Wildsalat oder -gemüse verzehrt. Ein Zusammenhang mit einem dort erhöhten Auftreten von Tumoren und Magen- oder Speiseröhrenkarzinomen wird angenommen. In der Landwirtschaft wird Adlerfarn als Unkraut eingestuft, da er auch für Nutzvieh hochgiftig ist.

Beim Gemeinen Wurmfarn sind die Blattstiele, die Wurzeln und besonders die jungen Pflanzen giftig. Er enthält hauptsächlich Butanonphloroglucide. Diese wirken lähmend auf Darmparasiten, haben jedoch starke Nebenwirkungen. Eine Vergiftung äußert sich durch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Sehstörungen, Erblindung, Kopfschmerzen, Leberschäden, Ohnmachtsanfälle, Herzschwäche und eine Störung der Atmung. Starke Vergiftungen treten in der Regel nur bei einer missbräuchlichen Verwendung für eine Wurmkur auf, die tödlich enden kann.

Grad der Gefährlichkeit

giftig bis sehr giftig

Vergiftung, was tun?

Eine Erste Hilfe ist bei einer Vergiftung mit Wurm- oder Adlerfarn nicht möglich. Es ist ein Arztbesuch oder die Kontaktierung eines Giftnotrufzentrums notwendig.

Gut zu wissen

Wurmfarn verdankt seinen Namen der früheren Verwendung als Wurmkur bei Menschen. Die giftigen Inhaltsstoffe verursachten schon damals Nebenwirkungen, die nicht selten bis zum Tod führten.

Der Adlerfarn verdankt seinen Namen wahrscheinlich seinen bogenförmigen Blättern, die an die Schwingen eines Adlers erinnern – die eingerollten Blattränder werden zudem mit den Krallen des Raubvogels verglichen.

Als Heilpflanze ist der Adlerfarn bereits in den Kräuterbüchern des Mittelalters erwähnt, vor allem als Mittel gegen Darmparasiten. Auf den Balearen wurde er traditionell gegen Blähungen und zur Blutreinigung verwendet, während die amerikanischen Ureinwohner das rohe Rhizom bei Bronchitis aßen und es getrocknet und pulverisiert gegen Würmer sowie mit Ingwer vermischt als Aphrodisiakum nutzten. Auch im Magen der Gletschermumie Ötzi soll Adlerfarn gefunden worden sein.

Heutzutage wird aufgrund der Giftigkeit der Pflanze jedoch von jeglicher Verwendung sowohl des Wurm- als auch des Adlerfarns dringend abgeraten. 

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