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Desensibilisierung

Orale Immuntherapie bei Erdnussallergie

Die erste orale Immuntherapie gegen eine Allergie auf Erdnüsse bei Kindern und Jugendlichen ist in Europa zugelassen. Bis zu einer Erhaltungsdosis dauert die Desensibilisierung ein halbes Jahr.
Annette Immel-Sehr
07.01.2022  12:00 Uhr

Die Erdnuss gehört zu den häufigsten Allergenen bei Kindern und Jugendlichen. Um einer allergischen, unter Umständen lebensbedrohlichen Reaktion vorzubeugen, mussten Betroffene bis vor Kurzem strikt alle Lebensmittel meiden, die Erdnüsse enthalten. Seit etwa einem halben Jahr ist die erste orale Immuntherapie mit entfettetem Erdnussproteinpulver (Palforzia®) in Europa zugelassen. »Das Prinzip der Behandlung ist eine Desensibilisierung«, erklärt Professor Dr. Randolf Brehler, Leiter des Bereichs Allergologie, Berufsdermatologie und Umweltmedizin des Universitätsklinikum Münster.

Die Therapie erfolgt anfangs in der Klinik. Wird die Dosis toleriert, kann der Patient das Erdnussprotein selbständig zu Hause zu sich nehmen. Danach wird die Dosis alle zwei Wochen unter ärztlicher Aufsicht erhöht. »Es ist eine sehr aufwendige Behandlung und es dauert ungefähr ein halbes Jahr, bis die Erhaltungsdosis erreicht ist«, so Brehler. Am Ende verträgt etwa die Hälfte der behandelten Kinder die Höchstdosis von 1000 Milligramm Erdnussprotein, was ungefähr vier Erdnusskernen entspricht. Somit gibt die Therapie kein Freifahrtschein für Erdnussflips und Co. – am Erdnussverzicht ändert sich nichts. Aber weil nun geringe Mengen toleriert werden, entfällt die ständige Angst, unbeabsichtigt Spuren von Erdnüssen aufzunehmen. Die Behandlung gelingt bei Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 17 Jahren, bei Erwachsenen wurde bislang keine ausreichende Wirkung belegt.

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