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ARZNEIPFLANZEN

Ananas

Die Ananas ist vor allem durch ihren intensiv süßen Geschmack und ihr besonderes Aussehen bekannt geworden. Sie enthält zudem Proteasen, die aufgrund ihrer antiphlogistischen, verdauungsfördernden und fibrinolytischen Wirkung unter dem Namen Bromelain therapeutisch eingesetzt werden.
Thomas Zech
25.08.2020  15:50 Uhr
Foto: Getty Images/Tobias Raddau/EyeEm
Foto: Getty Images/Kunnapat Jitjumsri/EyeEm

Im Überblick

NAME
Ananas
BOTANISCHER NAME
Ananas comosus
FAMILIE
Bromeliengewächse
BOTANISCHE FAMILIE
Bromeliaceae
WEITERE NAMEN

Merkmale

  • ca. 1-1,5 m hohe, mehrjährige, krautige Pflanze
  • kurzer, verdickter Stamm
  • dicke, lange Blätter, je nach Sorte gezahnt und spiralförmig am Stamm angeordnet, wachsartige Oberfläche, scharf und spitz zulaufend
  • Blütenstände mit vielen dreizähligen Blüten, in Zapfen gewachsen
  • ganzjährige Blütezeit
  • Früchte sind Beeren, die um die Blütenstandsachse zu einer zusammengesetzten Scheinfrucht zusammenwachsen
  • charakteristischer Blattschopf oben aus der Blütenstandsachse

Heimat

  • Südamerika
  • Anbauländer: vor allem Costa Rica, Philippinen und Brasilien, aber auch Gewächshauskultivierung in Europa
  • Arzneilich verwendete Bestandteile: Stamm und unreife Früchte. Aus diesen wird Bromelain isoliert.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

Stamm und unreife Früchte. Aus diesen wird Bromelain isoliert.

Inhaltsstoffe

  • Bromelain (Proteasengemisch aus Stamm-Bromelain und Frucht-Bromelain)
  • Andere Proteasen: Ananain und Comosain
  • Invertasen
  • Vitamin C

Anwendung

  • Medizinische Anwendung von Bromelain:
  • Schwellungen
  • Embolien
  • Entzündungen (z. B. nach Entfernung der Weisheitszähne, Sinusitis)
  • Thrombophlebitis
  • Verdauungsstörungen
  • Als orphan drug zugelassen bei tiefen Verbrennungen, zur Entfernung des Schorfes; sowie als Injektion bei Pseudomyxoma peritonei (hier jedoch noch ohne Produkt auf dem Markt)

Empfohlene Dosierung

  • 500 bis maximal 5.400 F.I.P. Bromelain pro Tag oral

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen
  • gastrointestinale Beschwerden
  • verlängerte Blutungszeit (sehr selten)

Wechselwirkungen

wegen möglicher Verlängerung der Blutungszeit nicht mit anderen blutungsverlängernden Arzneimitteln (z. B. Cumarine, Heparine, Faktor-Xa- und Faktor-IIa-Antagonisten, Thrombozytenaggregationshemmer) kombinieren

Kontraindikationen

  • Therapie mit Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern
  • Überempfindlichkeiten gegen Ananas oder Bromelain

Abgabehinweise

  • Einnahme mind. 30 Minuten vor oder 90 Minuten nach dem Essen
  • Tabletten nicht teilen/zerkauen
  • keine Kombination mit Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern
  • keine Kombination mit Acetylsalicylsäure als Analgetikum
  • einige Präparate sollten kühl gelagert werden.

Beispiele für Monopräparate

  • Bromelain-POS®
  • Bromelaintabletten hysan®
  • Phlogenzym® mono

Beispiele für Kombipräparate

  • Enzymax® K
  • Phlogenzym®
  • Phlogenzym® immun
  • Wobenzym®

Weitere Informationen

In Zeiten, in denen Zucker ein Luxusgut war, galt die Ananas lange Zeit als ein Statussymbol unter Adeligen. Sie musste teuer in Gewächshäusern angebaut werden, da ihre kurze Haltbarkeit einen Import per Schiff praktisch unmöglich machte. Aufgrund dieser Tatsache wurde die Ananas oft bis zu ihrem Verfall als Schmuckstück in Obstkörben ausgestellt und konnte sogar gemietet werden.

Bromelain wird in der Lebensmittelindustrie verwendet, um Fleisch zu erweichen. Auch hier nutzt man die proteolytischen Eigenschaften. Aufgrund dieses Effektes kann frische Ananas nicht auf Früchtekuchen mit einem Überguss aus Gelatine verwendet werden. Dosenananas ist dagegen für solchen Kuchen geeignet, da die Enzyme durch die Pasteurisierung des Konservenobstes inaktiviert sind.

Ananas und Ananasextrakte werden in der Traditionellen Medizin bei gastrointestinalem Wurmbefall eingesetzt, diese Wirkung scheint wegen der proteolytischen Eigenschaften auf den ersten Blick plausibel, allerdings werden die Enzyme durch einen fehlenden magensaftresistenten Überzug im Magen inaktiviert. Außerdem können sich Würmer häufig gut gegen enzymatischen Verdau schützen.

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