Die Artischocke wird schon seit der Antike als Delikatesse geschätzt. Doch auch in der Phytopharmazie erfreut sie sich großer Beliebtheit zur Linderung von Beschwerden des Gastrointestinaltrakts. Zudem werden ihr cholesterinsenkende und hepatoprotektive Wirkungen zugeschrieben.
kultivierte Variante der wilden Artischocke (Cynara cardunculus)
ca. 1,5 m hohe, mehrjährige, krautige Pflanze
im ersten Jahr Bildung einer grundständigen Blattrosette
im zweiten Jahr Wachstum einer Sprossachse mit in Rosetten stehenden Blättern
Blätter lanzettförmig, meist fiederspaltig geteilt, gedornt oder ungedornt, auf der Unterseite behaart und erhellt
ausschließlich Röhrenblüten in körbchenförmigen Blütenständen
vor der Blüte von schuppenartigen Hüllblättern umschlossen
Früchte: Achänen mit fedrigem Pappus
Heimat
vermutlich Äthiopien
Arzneilich verwendete Pflanzenteile
getrocknete, ganze oder geschnittene Blätter (Cynarae folium), die als grundständige Blattrosette vor dem Sprossen wachsen; auch als Trockenextrakt (Cynarae folii extractum siccum)
der aus den Knospen hergestellte Frischpflanzenpresssaft
Inhaltsstoffe
Bitterstoffe: Sesquiterpenlactone (Cynaropicrin)
Kaffee- und Chinasäurederivate, wie Cynarin (entsteht in Extraktions- und Trocknungsprozessen) und Chlorogensäure
Flavonoide
Anwendung
dyspeptische Beschwerden, wie Völlegefühl oder Meteorismus (traditional use gemäß HMPC)
Empfohlene Dosierung
Tee, hergestellt aus 1 bis 2 g Blattdroge, vor den Mahlzeiten trinken, bis zu 6 g pro Tag
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
Nebenwirkungen
Gastrointestinale Beschwerden, wie Sodbrennen
Müdigkeit
allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
keine bekannt
Kontraindikationen
Verschluss oder Verengung der Gallenwege (zum Beispiel Gallensteine)
Allergien gegen Artischocken, Kreuzallergien mit anderen Asteraceen möglich
Abgabehinweise
Einnahme zu oder kurz vor den Mahlzeiten
Zubereitung
Tee: 1 bis 2 g Droge in einem Sieb mit 100 bis 200 ml kochendem Wasser übergießen und mindestens 10 Minuten ziehen lassen.
Beispiele für Monopräparate
Aristochol® Gallekapseln
Hepacyn®
Hepar-SL®
Heparstad®
Schoenenberger® Artischocke
Beispiele für Kombipräparate
Beh® Leber
Basosyx® Hepa
Wurzelsepp® Artischocke-Mariendistel Kapseln
Weitere Informationen
Es gibt einige klinische Studien, die zeigen, dass Artischockenextrakte eine hepatoprotektive, choleretische und cholesterinsenkende Wirkung haben. Es kann also postuliert werden, dass Artischockenpräparate auch zur Prävention von vaskulären Ereignissen in Folge einer Hypercholesterinämie eingesetzt werden könnten, zumindest als unterstützende Behandlung. Einige Präparate verweisen auch auf diese Wirkungen, zum Beispiel über ihren Namen (z.B. Hepacyn®). Registriert sind die meisten Präparate dennoch ausschließlich bei dyspeptischen Beschwerden, da das HMPC nur diese Indikation in der Monografie definiert.
Artischocken gelten als Delikatesse. Vor der Blüte werden die Blütenstände samt Hüllblättern geerntet und gegart. Gegessen werden dann die fleischigen Ansätze der Hüllblätter, die abgezupft und zum Beispiel in Saucen gedippt werden, sowie die „Blütenherzen“, die botanisch gesehen die Blütenstandsachse sind.