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ARZNEIPFLANZEN

Artischocke

Die Artischocke wird schon seit der Antike als Delikatesse geschätzt. Doch auch in der Phytopharmazie erfreut sie sich großer Beliebtheit zur Linderung von Beschwerden des Gastrointestinaltrakts. Zudem werden ihr cholesterinsenkende und hepatoprotektive Wirkungen zugeschrieben.
Thomas Zech
25.11.2020  16:38 Uhr
Foto: Adobe Stock/valya82
Foto: iStock/LuVo

Im Überblick

NAME
Artischocke
BOTANISCHER NAME
Cynara cardunculus subsp. scolymus
FAMILIE
Korbblütler
BOTANISCHE FAMILIE
Asteraceae
WEITERE NAMEN
Erddistel, Artischoss, Golddistel, Jockeles, Strobildorn

Merkmale

  • kultivierte Variante der wilden Artischocke (Cynara cardunculus) 
  • ca. 1,5 m hohe, mehrjährige, krautige Pflanze 
  • im ersten Jahr Bildung einer grundständigen Blattrosette
  • im zweiten Jahr Wachstum einer Sprossachse mit in Rosetten stehenden Blättern 
  • Blätter lanzettförmig, meist fiederspaltig geteilt, gedornt oder ungedornt, auf der Unterseite behaart und erhellt 
  • ausschließlich Röhrenblüten in körbchenförmigen Blütenständen 
  • vor der Blüte von schuppenartigen Hüllblättern umschlossen 
  • Früchte: Achänen mit fedrigem Pappus 

Heimat

  • vermutlich Äthiopien 

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • getrocknete, ganze oder geschnittene Blätter (Cynarae folium), die als grundständige Blattrosette vor dem Sprossen wachsen; auch als Trockenextrakt (Cynarae folii extractum siccum) 
  • der aus den Knospen hergestellte Frischpflanzenpresssaft 

Inhaltsstoffe

  • Bitterstoffe: Sesquiterpenlactone (Cynaropicrin) 
  • Kaffee- und Chinasäurederivate, wie Cynarin (entsteht in Extraktions- und Trocknungsprozessen) und Chlorogensäure 
  • Flavonoide  

Anwendung

  • dyspeptische Beschwerden, wie Völlegefühl oder Meteorismus (traditional use gemäß HMPC) 

Empfohlene Dosierung

  • Tee, hergestellt aus 1 bis 2 g Blattdroge, vor den Mahlzeiten trinken, bis zu 6 g pro Tag
  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage

Nebenwirkungen

  • Gastrointestinale Beschwerden, wie  Sodbrennen
  • Müdigkeit 
  • allergische Reaktionen 

Wechselwirkungen

  • keine bekannt 

Kontraindikationen

  • Verschluss oder Verengung der Gallenwege (zum Beispiel Gallensteine) 
  • Allergien gegen Artischocken, Kreuzallergien mit anderen Asteraceen möglich 

Abgabehinweise

  • Einnahme zu oder kurz vor den Mahlzeiten 

Zubereitung

  • Tee: 1 bis 2 g Droge in einem Sieb mit 100 bis 200 ml kochendem Wasser übergießen und mindestens 10 Minuten ziehen lassen. 

Beispiele für Monopräparate

  • Aristochol® Gallekapseln 
  • Hepacyn® 
  • Hepar-SL® 
  • Heparstad® 
  • Schoenenberger® Artischocke 

Beispiele für Kombipräparate

  • Beh® Leber 
  • Basosyx® Hepa 
  • Wurzelsepp® Artischocke-Mariendistel Kapseln 

Weitere Informationen

  • Es gibt einige klinische Studien, die zeigen, dass Artischockenextrakte eine hepatoprotektive, choleretische und cholesterinsenkende Wirkung haben. Es kann also postuliert werden, dass Artischockenpräparate auch zur Prävention von vaskulären Ereignissen in Folge einer Hypercholesterinämie eingesetzt werden könnten, zumindest als unterstützende Behandlung. Einige Präparate verweisen auch auf diese Wirkungen, zum Beispiel über ihren Namen (z.B. Hepacyn®). Registriert sind die meisten Präparate dennoch ausschließlich bei dyspeptischen Beschwerden, da das HMPC nur diese Indikation in der Monografie definiert. 
  • Artischocken gelten als Delikatesse. Vor der Blüte werden die Blütenstände samt Hüllblättern geerntet und gegart. Gegessen werden dann die fleischigen Ansätze der Hüllblätter, die abgezupft und zum Beispiel in Saucen gedippt werden, sowie die „Blütenherzen“, die botanisch gesehen die Blütenstandsachse sind. 
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