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ARZNEIPFLANZEN

Faulbaum

Der Faulbaum wurde in der Phytopharmazie mindestens seit dem Mittelalter als Abführmittel eingesetzt. Auch heute noch wird er in dieser Indikation als positiv bewertet, auch wenn die Anwendung wegen möglicher Nebenwirkungen auf eine kurze Therapiedauer beschränkt sein sollte.
Thomas Zech
05.01.2021  16:00 Uhr
Foto: Getty Images/alexmak72427
Foto: Okapia/imageBROKER/BAO

Im Überblick

NAME
Faulbaum
BOTANISCHER NAME
Frangula alnus Mill. (Synonym: Rhamnus frangula L.)
FAMILIE
Kreuzdorngewächse
BOTANISCHE FAMILIE
Rhamnaceae
WEITERE NAMEN
Pulverholz

Merkmale

  • Strauch oder kleiner Baum von 1 bis 3 m, maximal 8 m Höhe 
  • wechselständige ganzrandige eiförmige Blätter 
  • kleine fünfzählige Blüten als Trugdolden in den Blattachsen 
  • grüne-rote, bei Reife schwarze Steinfrüchte 
  • Rinde mit hellen Korkporen 

Heimat

  • Europa, Westasien und Nordafrika

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • getrocknete Rinde der Stämme und Zweige (Frangulae cortex) 

Inhaltsstoffe

  • Anthrachinon- und Anthranoidglykoside zum Beispiel Glucofranguline 
  • Naphthalinderviate 
  • Gerbstoffe 
  • Peptidalkaloide 

Anwendung

  • als Laxans zur kurzzeitigen Anwendung bei gelegentlicher Verstopfung (well-established use gemäß HMPC) 

Empfohlene Dosierung

  • Tee hergestellt mit 30 mg Anthranoiden (entspricht ca. 0,5 g Droge) kurz vor dem Schlafengehen trinken 

Nebenwirkungen

  • Verschlimmerung der Symptomatik bei Langzeitanwendung aufgrund von Elektrolytverschiebung 
  • gastrointestinale Krämpfe und Durchfall 
  • Albuminurie und Hämaturie 
  • unkritische Veränderung der Farbe des Urins (kann bräunlich sein=> nicht mit Hämaturie verwechseln!) 
  • allergische Reaktionen 
  • Pigmentierung der Darmmucosa 

Wechselwirkungen

  • verstärkte/veränderte Wirkung von Antiarrhythmika, insbesondere herzwirksamen Steroiden 
  • mögliche Kaliumverluste in Kombination mit Glucocorticoiden, Diuretika und Süßholzwurzel (cave! Lakritze) 

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft und Stillzeit 
  • Allergie gegen Faulbaumrinde 
  • intestinale Blockaden und Stenosen, etwa bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, starker Dehydratation oder Darmatonie 
  • Kinder unter 12 Jahren 

Abgabehinweise

  • Einnahme spät abends 
  • Kombinationen mit Kümmel, Fenchel und Sennes sind sinnvoll 

Zubereitung

  • 0,5 bis 2 g Droge mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und mindestens 10 Minuten ziehen lassen 

Weitere Informationen

  • Faulbaumrinde wird vor der Verwendung als Droge meistens künstlich gealtert, da die frische Droge Anthrone und Dianthrone enthält, die stark reizend auf Magen und Darmschleimhaut wirken und erst durch Alterung zu den besser verträglichen und wirksamen Anthrachinonen umgewandelt werden. 
  • Der Faulbaum war, vor der Erfindung von Cellullosenitrat, ein sehr beliebter Ausgangsstoff zur Herstellung von Schwarzpulver, da er sich zu einer besonders aschearmen Kohle verarbeiten lässt. Der Name Pulverholz stammt von dieser Verwendung. 
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