Der Faulbaum wurde in der Phytopharmazie mindestens seit dem Mittelalter als Abführmittel eingesetzt. Auch heute noch wird er in dieser Indikation als positiv bewertet, auch wenn die Anwendung wegen möglicher Nebenwirkungen auf eine kurze Therapiedauer beschränkt sein sollte.
Frangula alnus Mill. (Synonym: Rhamnus frangula L.)
FAMILIE
Kreuzdorngewächse
BOTANISCHE FAMILIE
Rhamnaceae
WEITERE NAMEN
Pulverholz
Merkmale
Strauch oder kleiner Baum von 1 bis 3 m, maximal 8 m Höhe
wechselständige ganzrandige eiförmige Blätter
kleine fünfzählige Blüten als Trugdolden in den Blattachsen
grüne-rote, bei Reife schwarze Steinfrüchte
Rinde mit hellen Korkporen
Heimat
Europa, Westasien und Nordafrika
Arzneilich verwendete Pflanzenteile
getrocknete Rinde der Stämme und Zweige (Frangulae cortex)
Inhaltsstoffe
Anthrachinon- und Anthranoidglykoside zum Beispiel Glucofranguline
Naphthalinderviate
Gerbstoffe
Peptidalkaloide
Anwendung
als Laxans zur kurzzeitigen Anwendung bei gelegentlicher Verstopfung (well-established use gemäß HMPC)
Empfohlene Dosierung
Tee hergestellt mit 30 mg Anthranoiden (entspricht ca. 0,5 g Droge) kurz vor dem Schlafengehen trinken
Nebenwirkungen
Verschlimmerung der Symptomatik bei Langzeitanwendung aufgrund von Elektrolytverschiebung
gastrointestinale Krämpfe und Durchfall
Albuminurie und Hämaturie
unkritische Veränderung der Farbe des Urins (kann bräunlich sein=> nicht mit Hämaturie verwechseln!)
allergische Reaktionen
Pigmentierung der Darmmucosa
Wechselwirkungen
verstärkte/veränderte Wirkung von Antiarrhythmika, insbesondere herzwirksamen Steroiden
mögliche Kaliumverluste in Kombination mit Glucocorticoiden, Diuretika und Süßholzwurzel (cave! Lakritze)
Kontraindikationen
Schwangerschaft und Stillzeit
Allergie gegen Faulbaumrinde
intestinale Blockaden und Stenosen, etwa bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, starker Dehydratation oder Darmatonie
Kinder unter 12 Jahren
Abgabehinweise
Einnahme spät abends
Kombinationen mit Kümmel, Fenchel und Sennes sind sinnvoll
Zubereitung
0,5 bis 2 g Droge mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und mindestens 10 Minuten ziehen lassen
Weitere Informationen
Faulbaumrinde wird vor der Verwendung als Droge meistens künstlich gealtert, da die frische Droge Anthrone und Dianthrone enthält, die stark reizend auf Magen und Darmschleimhaut wirken und erst durch Alterung zu den besser verträglichen und wirksamen Anthrachinonen umgewandelt werden.
Der Faulbaum war, vor der Erfindung von Cellullosenitrat, ein sehr beliebter Ausgangsstoff zur Herstellung von Schwarzpulver, da er sich zu einer besonders aschearmen Kohle verarbeiten lässt. Der Name Pulverholz stammt von dieser Verwendung.