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ARZNEIPFLANZEN

Flohsamenkraut

Ihre Bedeutung als Arzneidroge verdanken die Flohsamen ihrem hohen Schleimgehalt. In Wasser quellen sie bis auf das fünfzehnfache Volumen auf und eignen sich daher als mildes Abführmittel.
Annette Immel-Sehr
16.04.2020  15:28 Uhr
Foto: Okapia/Manfred Ruckszio
Foto: Okapia/Bao/Imagebroker

Im Überblick

NAME
Indisches Flohsamenkraut
BOTANISCHER NAME
Plantago ovata, Synonym: Plantago ispaghula
FAMILIE
Wegerichgewächse
BOTANISCHE FAMILIE
Plantaginaceae
WEITERE NAMEN
Indischer Wegerich, Blondes Psyllium, Ispaghula, Indisches Psyllium

Merkmale

  • Einjähriges, niedriges Kraut
  • sehr lange, schmal-lineale, weiß-flaumig behaarte Blätter
  • Blüten in sehr kurzen Ähren zusammenstehend
  • kapselartige Frucht mit ovalen, schiffchenförmigen, 1,5 bis 3,5 mm langen Samen, farblich stark variierend von blassrosa bis grau­braun und rötlich gelb

Heimat

  • Iran, Indien
  • Droge stammt meist aus Kulturen in Pakistan oder Indien

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • Getrocknete reife Samen (Plantaginis ovatae semen)
  • Indische Flohsamenschalen (Plantaginis ovatae seminis tegumentum)

Inhaltsstoffe

  • Schleimstoffe (in der Samenschale)
  • fettes Öl (im Endosperm)

Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung bei

  • Verstopfung
  • zur Erweichung des Stuhls, zum Beispiel bei schmerzhaftem Stuhlgang nach anorektalen Eingriffen, bei Analfissuren und Hämorrhoiden
  • unterstützend bei Durchfällen
  • Reizdarm und Unterstützung einer Cholesterin-senkenden Diät (nur Indische Flohsamenschalen)
  • durch klinische Daten belegte Anwendungsgebiete (Zulassung): Stuhlunregelmäßigkeiten, Reizdarm, Divertikulose, Vorliegen eines künstlichen Darmausgangs sowie
  • unterstützend bei Morbus Crohn

Empfohlene Dosierung

  • Indische Flohsamen: 8 bis 40 g (Tagesdosis) in drei Einzel­dosen mit reichlich Flüssigkeit (mind. 200 ml pro Dosis)
  • Indische Flohsamenschalen: 7 bis 11 g (Tagesdosis) in drei Einzeldosen mit reichlich Flüssigkeit (mind. 200 ml pro Dosis)

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen
  • Blähungen

Wechselwirkungen

Resorption anderer Arzneistoffe aus dem Magen-Darm-Trakt kann durch Flohsamen(schalen) verzögert sein.

Kontraindikationen

  • schmerzhafte oder blutige Darmprobleme
  • Erkrankungen der Speiseröhre und bei Schluckbeschwerden
  • Verdacht auf Darmverschluss (Ileus) – erkennbar an starken Unterleibsschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen
  • Alter unter 6 Jahren

Abgabehinweise

  • unbedingt auf reichliche Flüssigkeitszufuhr achten!
  • Einnahmeabstand von 1/2 bis 1 Stunde zu anderen Arzneimitteln einhalten
  • nicht unmittelbar vor dem Schlafen­gehen einnehmen
  • Anwendung während der Schwanger­schaft und Stillzeit möglich

Beispiele für Monopräparate

  • Agiocur® Granulat
  • Zirkulin® Flohsamenschalen
  • Mucofalk® Orange Granulat
  • Metamucil® Orange Kalorienarm Pulver
  • Bekunis® indische Flohsamen
  • Flosine® Balance

Beispiele für Kombipräparate

  • Agiolax® Granulat
  • Flosa®-Balance

Weitere Informationen

  • Das Arzneibuch nutzt zur Angabe des Quell­vermögens von Drogen die Quellungszahl. Für deren Bestimmung wird eine vorgeschriebene Menge Droge in einen speziellen Kolben ein­gewogen und mit einem bestimmten Volumen an kaltem Wasser bedeckt. Nach vier Stunden ist das Volumen der gequollenen­ Droge abzulesen. Die geforderte Quellungszahl für Indische Flohsamen beträgt mindestens 9, für Indische Flohsamenschalen mindestens 40.

  • Auch die europäischen Verwandten der Indischen Flohsamen sind im Arzneibuch beschrieben. Sie eignen sich ebenfalls zur Behandlung von Ver­stopfung. Stammpflanze der Flohsamen (Psyllii semen­) ist das Flohkraut, auch als Floh­samen-Wegerich bezeichnet. Anders als bei den Indischen Flohsamen lässt sich bei Psyllii semen die Schale nicht abtrennen.
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