Hafer gilt in der Ernährung als besonders gesundes Getreide, das sich neben seiner guten Bekömmlichkeit auch durch einen hohen Gehalt an Ballaststoffen, Mineralstoffen und Vitamin B1 auszeichnet. Medizinisch hat der Echte Hafer traditionell eine breite Palette an Indikationen, so gelten seine Extrakte und Teemischungen als beruhigend und schlaffördernd. Weiterhin wird ihm eine Wirkung gegen Gicht und erhöhte Cholesterinspiegel zugeschrieben.
2-3 fünfzählige Blüten in Ährchen, in Rispen zusammengefasst
spindelförmige, tief gefurchte Haferkörner mit je zwei großen blattartigen Spelzen
Heimat
nördliche Regionen des Nahen Ostens
Arzneilich verwendete Pflanzenteile
kurz vor der Blüte geerntetes getrocknetes oder frisches Kraut (Avenae herba)
der aus dem frischen Kraut hergestellte Presssaft
Inhaltsstoffe
Kohlenhydrate, verdaulich und unverdaulich
Flavonoide
Steroidsaponine
Kieselsäure
Anwendung
bei leichten Schlaf- und Unruhestörungen (traditional use gemäß HMPC)
Empfohlene Dosierung
3 g Teedroge als Einzeldosis z. B. vor dem Schlafengehen oder 3 g über den Tag verteilt in kleineren Einzeldosen
10 ml Frischpflanzenpresssaft 3- bis 4-mal pro Tag
Nebenwirkungen
keine bekannt
Wechselwirkungen
keine bekannt
Kontraindikationen
Allergien gegen Hafer
Abgabehinweise
nicht anzuwenden bei Kindern unter 12 Jahren
Wenn die Beschwerden sich nicht bessern, ist ein Arzt oder Psychotherapeut aufzusuchen.
Zubereitung
1 bis 3 g Droge mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und mindestens 10 min ziehen lassen
Beispiele für Monopräparate
Grüner Hafertee z. B. von Aurica, Alcura
Hafer naturreiner Heilpflanzensaft Schoenenberger
Beispiele für Kombipräparate
Caricol® Gastro
Vollmers präparierter grüner Hafertee
Weitere Informationen
Es gibt wenig Evidenz für die postulierten Effekte des Hafers, sein ernährungsmedizinisches Potential ist jedoch sehr hoch. Insbesondere sein hoher Anteil an löslichen Ballaststoffen (Betaglykane) wird therapeutisch genutzt: Einerseits binden diese Substanzen Gallensäuren, was eine Senkung des Cholesterinspiegels zur Folge hat. Andererseits sorgen sie für eine verlangsamte Resorption der Kohlenhydrate, sodass nach Haferkost eine deutlich geringere Insulinausschüttung erfolgt als nach der Aufnahme anderer Getreide. Aus diesem Grund setzen manche Diabetologen in der Therapie der Insulinresistenz auf sogenannte Hafertage, an denen Patienten zu allen Hauptmahlzeiten Hafer zu sich nehmen. Klinisch konnte so ein signifikant reduzierter Insulinbedarf nachgewiesen werden.
Aufgrund des erhöhten Fettanteils ist Hafer deutlich weniger zur industriellen Mehlherstellung geeignet als andere Getreidearten Hafe wird häufiger zu Flocken oder Schrot verarbeitet. Hafer-Schmelzflocken sind im Prinzip zu Flocken gepresstes Hafermehl; sie können daher als Alternative zu Mehl aus anderem Getreide eingesetzt werden.