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ARZNEIPFLANZEN

Lein

Schon seit tausenden Jahren dient Lein als Faserpflanzen zur Herstellung von Kleidung. Nützlich ist er auch aus pharmazeutischer Sicht. Seine Samen helfen bei chronischer Verstopfung und Darmentleerungsstörungen und lindern leichte Magen-Darm-Beschwerden.
Luisa Burgers
13.10.2020  17:34 Uhr
Foto: Adobe Stock/wiha3
Foto: Adobe Stock/Dmitrii

Im Überblick

NAME
Lein
BOTANISCHER NAME
Linum usitatissimum
FAMILIE
Leingewächse
BOTANISCHE FAMILIE
Linaceae
WEITERE NAMEN
Flachs

Merkmale

  • 20 bis 150 cm hohe einjährige Pflanze 
  • aufrechter, im oberen Teil verzweigter Stängel 
  • schmale, lineal-lanzettliche, wechselständige, bis 2,5 cm lange Blätter 
  • himmelblaue, fünfzählige Blüten am Ende der verzweigten Sprossachse 
  • Blütezeit Juni bis Juli, nur bei Sonnenschein 
  • kugelige, vorn zugespitzte 6 bis 8 mm lange Kapsel-Frucht mit 8 bis 10 flachen, glänzenden Samen  

Heimat

  • genaue Herkunft bisher unbekannt 
  • weltweite Kultivierung 

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • die getrockneten, reifen Leinsamen (Lini semen) 

Inhaltsstoffe

  • unverdauliche Schleimstoffe aus Zuckermolekülen 
  • fettes Öl, u. a. Omega-3-Fettsäuren wie α-Linolensäure 
  • Ballaststoffe, Eiweiße  
  • Lignane 

Anwendung

  • zur Behandlung von chronischer Verstopfung bzw. bei Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist (HMPC) 
  • zur Linderung leichter Magen-Darm-Beschwerden (ESCOP, HMPC) 
  • äußerlich unterstützend bei schmerzhaften Entzündungen der Haut (ESCOP) 

Empfohlene Dosierung

  • Verstopfung: 2- bis 3-mal täglich jeweils ein Esslöffel (max. 15 Gramm) mit mindestens einem Glas Wasser einnehmen 
  • Hautentzündungen: feucht-heißer Breiumschlag mit 30 bis 50 Gramm Leinsamen-Mehl 

Nebenwirkungen

  • Blähungen 
  • allergische Reaktion 

Wechselwirkungen

  • Die Aufnahme von Arzneistoffe über den Darm kann durch Leinsamen behindert werden, daher sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens einer Stunde eingehalten werden. 

Kontraindikationen

  • Arzneimittel, die die Darmbewegung hemmen (z. B. Loperamid)  
  • Verengungen der Speiseröhre oder des Darms 
  • akute Entzündungen des Verdauungstrakts 
  • Kinder unter 12 Jahren 

Abgabehinweise

  • Wirkungseintritt erst nach einigen Tagen 
  • während der Einnahme viel trinken, da die Samen sonst verklumpen und im schlimmsten Fall ein Darmverschluss droht 
  • Leinsamen nicht vorquellen, damit sich das ganze Volumen erst im Darm entfaltet  
  • nicht mit Milch einnehmen, da dann die Quellung ausbleibt 
  • Geschrotete Leinsamen wirken stärker, halten sich aber nur für kurze Zeit, da die beim Zerkleinern freigesetzten Fettsäuren zu einem schnelleren Ranzig-werden der Samen führen. 
  • Wenn die Verstopfung nach 3-tägiger Anwendung oder leichte Magen-Darm-Beschwerden nach 7-tägiger Anwendung von Leinsamen weiter bestehen, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. 
  • Linustatin, ein Inhaltsstoff der Samen, kann Blausäure abspalten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält den Verzehr von Leinsamen aber für unbedenklich, wenn die Verzehrempfehlung von 15 Gramm pro Mahlzeit eingehalten wird. 

Zubereitung

  • bei Magen- und Darmentzündungen: 1 Esslöffel Leinsamen in eine Tasse kaltes Wasser einrühren, 20 bis 30 Minuten stehen lassen und abseihen. Die schleimhaltige Flüssigkeit trinken und direkt anschließend ein zusätzliches Glas Wasser. 
  • bei lokalen Hautentzündungen: 30 bis 50 Gramm Leinsamenmehl in ein Mullsäckchen füllen, 10 Minuten in heißes Wasser hängen und anschließend als Kompresse auf die betreffende Hautstelle auflegen. 

Beispiele für Monopräparate

  • Leinsamen von Aurica®, Linusit®, Bombastus®, Klenk 
  • Magenschutz Linusit® 

Beispiele für Kombipräparate

Enthalten Lignane aus Leinsamen 

  • Orthomol flavon m 
  • proSan® Femin plus 
  • Haar plus Doppelherz® 

Weitere Informationen

Vielseitige Wirkungen: Im Tierversuch konnten Leinsamen die Cholesterin-Werte senken. Hierfür ist vermutlich der hohe Anteil ungesättigter Fettsäuren verantwortlich.

Das goldgelbe bis grünlichbraune Leinöl wird durch Auspressen der Samen gewonnen. Als Speiseöl hat es nur eine relativ geringe Bedeutung, da es schnell ranzig wird. Außerdem eignet sich das Öl auf Grund des hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren nicht zum Kochen oder Backen. Für technische Zwecke, die Veredelung von Holzoberflächen und als Rohstoff für Naturfarben und Linoleum ist Leinöl hingegen unverzichtbar. Früher wurde es zudem als Firnis für Ölgemälde verwendet: dünn ausgestrichen erstarrt es innerhalb eines Tages zu einem festen, transparenten Film. In der Pharmazie dient Leinöl als Grundlage für einige Rezepturen, außerdem ist es in verschiedenen Kosmetika enthalten.

Interessant sind außerdem die in den Samen enthaltenenLignane. Bestimmte Lignane wirken hormonartig und zählen zu den Phytoestrogenen, die gewebsspezifische strogen-oder antiestrogenartige Effekte ausüben(sogenannte Estrogenrezeptor-modulierende Eigenschaften). Ihnen werden viele positive gesundheitliche Wirkungen z. B. gegen Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs nachgesagt, die allerdings umstritten sind.Phytoestrogen-haltige Pflanzenextrakte aus RotkleeoderSojawerdenals Alternative zur Hormonersatztherapie unter anderem bei Wechseljahresbeschwerdeneingesetzt. Leinsamenhingegen ist für dieses Anwendungsgebiet nicht geeignet,da der menschliche Körper nur sehr geringe Mengen des in den Samen enthaltenenLignansaufnehmen kann.

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