Die schneeweißen Blüten und der berauschende Duft verzauberten die Menschen schon immer: Das Maiglöckchen ist eine beliebte Zierpflanze für den Garten und dank ihres charakteristischen Duftes außerdem Bestandteil vieler Parfums und Kosmetika. Früher wurden Teile der Pflanze auch medizinisch genutzt.
einseitige Blütentrauben aus fünf bis zehn Einzelblüten
weiße, glockenförmige Blüten
Blütezeit Mai bis Juni
kleine rote Beeren-Früchte
Heimat
Europa
Nordamerika
Arzneilich verwendete Pflanzenteile
zur Blütezeit geerntetes getrocknetes Kraut, bestehend aus Blättern, Blüten und Stängeln (Maiglöckchenkraut - Convallariae majalis herba)
Inhaltsstoffe
herzwirksame Steroidglykoside mit Convallatoxin
Saponine
Anwendung
Keine Bewertung durch das HMPC vorhanden.
Früher wurde die Droge gemäß Kommission E gegen Herzinsuffizienz eingesetzt. Heutzutage werden einige wenige herzwirksame Steroidglykoside nur noch als isolierte Reinsubstanzen eingesetzt. Ihre Bedeutung in der Therapie der Herzinsuffizienz ist stark rückläufig.
Nebenwirkungen
bei Überdosierung herzwirksamer Glykoside Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Haut- und Augenreizungen, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckanstieg, rasender Puls
Wechselwirkungen
gleichzeitige Einnahme von Diuretika, v.a. Thiazide und Schleifendiuretika erhöht die Gefahr einer Hypokaliämie und dadurch das Intoxikationsrisiko durch Herzglykoside
kaliumspiegelerhöhende Arzneimittel, z. B. Spironolacton, Triamteren und Kaliumsalze begünstigen Herzrhythmusstörungen
gleichzeitige Einnahme von Induktoren (Johanniskraut, Barbiturate, etc.) oder Hemmstoffen (Chinidin, Tetrazykline, etc.) von CYP3A und/oder P-Glykoprotein kann den Plasmaspiegel der Herzglykoside verändern
verringerte Resorption der Herzglykoside durch Colestyramin und Antazida
verstärkte bradykarde Wirkung der Herzglykoside durch Betablocker
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen herzwirksamen Glykosiden
ventrikuläre Tachyarrhythmien
AV-Block II. und III. Grades
Hypokaliämie, -kalzämie, -magnesiämie
frischer Mykoardinfarkt
hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie
gleichzeitige Injektion von Calcium
gleichzeitige Einnahme anderer Arzneimittel mit Herzglykosiden
Schwangere, Stillende
Weitere Informationen
Gefährliche Verwechslung: Laien verwechseln die Blätter des Maiglöckchens leicht mit Bärlauch. Beim Sammeln dieses wertvollen Wildgemüses ist daher ein Geruchstest unerlässlich. Bärlauchblätter riechen stark nach Knoblauch, Maiglöckchenblätter dagegen nicht. Da der Körper die giftigen Inhaltsstoffe des Maiglöckchens nur schlecht resorbieren kann, kommt es nach einem versehentlichen Verzehr von Blättern in der Regel nur zu Übelkeit und Erbrechen. Wegen ihres geringen Körpergewichtes sind Kinder allerdings stärker gefährdet als Erwachsene.
Neben der Gefahr der Überdosierung haben Studien gezeigt, dass Herzglykoside lediglich die Symptomatik von Koronarerkrankungen günstig beeinflussen, jedoch nicht die Mortalität. Daher verlieren Herzglykoside zunehmend an Bedeutung.
Neuer Wind? Anfang des Jahres 2003 versprach die Erkenntnis »Maiglöckchen lockt Spermien an« den Einsatz in der Fertilitätsmedizin. Die Forscher hatten jedoch lediglich nachgewiesen, dass die „Riechrezeptoren“ auf den Spermien auf starke Düfte mit verstärkter Aktivität reagieren.