Mutterkorn |
aus Mutterkornalkaloiden abgeleitete Wirkstoffe und deren Indikationsgebiete:
Höllenfeuer, Brandseuche, Kribbelkrankheit oder Antonius-Feuer – so nannten die Menschen im Mittelalter eine Erkrankung, die Tausende dahinraffte, deren Ursache aber niemand kannte. Heute weiß man, dass es sich dabei um Mutterkorn-Vergiftungen (Ergotismus) handelte. Ergotismus war so verbreitet, weil Roggen im Mitteleuropa die fast ausschließlich angebaute Getreideart war. Roggenmehl bestand damals – je nachdem wie feucht der Sommer war – bis zu einem Drittel aus gemahlenem Mutterkorn. Schätzungsweise 200 000 Menschen starben insgesamt, unzählige erlitten dauerhafte körperliche Schäden. Auch Tiere waren betroffen.
Anzeichen einer akuten Mutterkornvergiftung sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Krämpfe, Gefühllosigkeit von Armen und Beinen und Gebärmutterkontraktionen. Eine Aufnahme von 5 bis 10 g Mutterkorn kann für Erwachsene tödlich sein. Eine chronische Mutterkornvergiftung führt über Kribbeln der Haut zu starken Muskelkrämpfen oder zu brennenden Schmerzen einzelner Gliedmaßen, die später gefühllos werden und absterben. Die Krankheit geht oft mit Wahnvorstellungen einher.