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ARZNEIPFLANZEN

Mutterkraut

Die Ähnlichkeit im äußeren Erscheinungsbild täuscht: Mutterkraut und Kamille unterscheiden sich erheblich in ihren Indikationen. Über Jahrhunderte wurde Mutterkraut bei Frauenleiden eingesetzt, in England vor allem gegen Fieber und Kopfschmerzen. Aufgrund klinischer Studien empfehlen Experten Mutterkraut heute zur Vorbeugung von Migräne.
Luisa Burgers
01.12.2020  16:33 Uhr
Foto: Getty Images/ Gail Shotlander
Foto: DAC/NRF

Im Überblick

NAME
Mutterkraut
BOTANISCHER NAME
Tanacetum parthenium (L.) Schultz-Bip., Chrysanthemum parthenium
FAMILIE
Korbblütler
BOTANISCHE FAMILIE
Asteraceae
WEITERE NAMEN
Fieberkraut, Matronenkraut, Mutterkamille

Merkmale

  • ca. 50 Zentimeter hohe mehrjährige Staude
  • kurze Achse mit einem meist einzelnen, im oberen Teil verzweigten Spross
  • längs gerillter leicht behaarter Stängel
  • gestielte bitter schmeckende Fiederblätter
  • Blüten aus weißen Zungenblüten und gelben Röhrenblüten
  • bis zu 30 Blütenköpfe in Doldenrispen
  • Blütezeit Juni bis September
  • kleine braune Achänen-Früchte

Heimat

  • Europa
  • östliches Mittelmeergebiet
  • Vorderasien

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • getrocknete ganze oder geschnittene oberirdische Teile

Inhaltsstoffe

  • Sesquiterpenlactone mit dem wirksamkeitsbestimmenden Parthenolid
  • ätherisches Öl mit Campher
  • Flavonoide

Anwendung

  • Prophylaxe von Migränekopfschmerzen nach Ausschluss schwerer Erkrankungen durch einen Arzt (traditional use gemäß HMPC)

Empfohlene Dosierung

  • 1- bis 3-mal täglich 100 bis 200 Milligramm pulverisierte Droge
  • Tagesdosis: 100 bis 600 Milligramm Mutterkraut

Nebenwirkungen

  • Bauchschmerzen
  • Verdauungsbeschwerden
  • Schwindel
  • allergische Reaktionen
  • bei Langzeitanwendung in seltenen Fällen Aphten und Entzündungen der Mundschleimhaut

Wechselwirkungen

  • keine bekannt

Kontraindikationen

  • Schwangere, Stillende
  • Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
  • Kontaktallergie gegen Korbblütler

Abgabehinweise

  • Von der Einnahme des Mutterkrauts scheinen nur Patienten mit mehr als vier Migräneattacken pro Monat zu profitieren.
  • Begleiterscheinungen einer Migräne wie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen werden erst nach längerer Anwendung gelindert.
  • Tagesdosis kann von 100 Milligramm schrittweise auf maximal 600 Milligramm erhöht werden, bis eine Wirkung eintritt.
  • Bei Anwendung über mehrere Monate immer wieder Einnahmepausen einlegen beziehungsweise während dieser Zeit die Dosis reduzieren.

Weitere Informationen

  • Wie der deutsche Name verweist auch die botanische Bezeichnung auf die seit alters her gebräuchliche Anwendung bei Frauenleiden und in der Geburtshilfe. Das griechische Wort „parthenos“ bedeutet Jungfrau oder jungfräuliche Göttin und bezieht sich auf die als Frauen- und Heilgöttin verehrte Artemis aus der griechischen Mythologie. Traditionell wurde das Mutterkraut auch zur Fiebersenkung und bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Deshalb heißt es im englischen Sprachraum bis heute „feverfew“, was so viel wie „wenig Fieber“ bedeutet. Die Volksmedizin verwendet Mutterkraut ähnlich wie Kamille bei Krämpfen, Verdauungsstörungen, Dysmenorrhoe, als Antiseptikum sowie zur Mundspülung nach Zahnextraktionen. 
  • Fertigarzneimittel mit Mutterkrautextrakt gibt es nur in Großbritannien (MigraHerb® mit 100 mg Extrakt) und in der Schweiz (Arkocaps® Partenelle mit 200 mg Krautpulver).
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