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ARZNEIPFLANZEN

Rhabarber

Zubereitungen des Arznei-Rhabarbers kommen innerlich bei gelegentlicher Verstopfung und lokal bei Entzündungen im Mundraum zum Einsatz. Seine Wirkungen hängen von der Dosierung ab.
16.09.2020  16:53 Uhr
Medizinal-Rhabarber (Rheum palmatum) ist in China und Indien beheimatet. / Foto: Okapia/Manfred Ruckszio
Foto: Colourbox
Foto: Getty Images/Kathy Collins

Im Überblick

NAME
Medizinal-Rhabarber
BOTANISCHER NAME
Rheum palmatum
FAMILIE
Knöterichgewächse
BOTANISCHE FAMILIE
Polygonaceae
WEITERE NAMEN
Als Stammpflanze wird ebenfalls Chinesischer Rhabarber (Rheum officinale) verwendet.

Merkmale

Medizinal-Rhabarber

  • Ausdauernde, bis zu 1,5 m hohe Pflanze
  • bis zu 90 cm große Blätter, handförmig gelappt, oberseits rau
  • runde Blattstiele
  • beblätterte Blütenschäfte mit zahlreichen kleinen rosa Blüten, in Rispen angeordnet
  • Blütezeit Mai bis Juni

Chinesischer Rhabarber

  • Ausdauernde, 2 bis 3 m hohe Pflanze
  • rundliche bis nierenförmige Blätter mit bis zu 70 cm Durchmesser
  • grünliche Blüten
  • Blütezeit Mai bis Juni

Heimat

  • Tibet, China
  • Droge meist aus China und Indien

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • getrocknete unterirdische Teile beider Arten (Rhei radix)

Inhaltsstoffe

  • Anthrachinone, hauptsächlich Glykoside des Rheins, Rheum-Emodins, Aloe-Emodins und Chrysophanols
  • Gerbstoffe

Anwendung

  • innerlich zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation
  • lokal als Pinselung bei Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundschleimhaut

Empfohlene Dosierung

  • mittlere Tagesdosis als Laxans 1,2 bis 4,8 g Droge
  • 1 Teelöffel entspricht etwa 2,5 g Droge

Nebenwirkungen

  • selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden
  • bei längerer Einnahme (Abführmittelmissbrauch): Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts, insbesondere Kaliumverluste, Auftreten von Eiweiß und Blut im Urin

Wechselwirkungen

bei chronischem Gebrauch (Abführmittelmissbrauch):

  • Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten
  • Wechselwirkungen mit Antiarrhythmika, Thiaziddiuretika, Steroiden der Nebennierenrinde und Süßholzwurzel

Kontraindikationen

  • Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündliche Darmerkrankungen, abdominale Schmerzen unbekannter Ursache und schwere Dehydratationserscheinungen
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Alter unter 12 Jahre

Abgabehinweise

  • kurz vor dem Schlafengehen einnehmen; die laxierende Wirkung setzt nach acht bis zwölf Stunden ein
  • nicht länger als 1 bis 2 Wochen anwenden (Daueranwendung verstärkt Darmträgheit und erhöht das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen.)
  • leichte gelb- oder rotbraune Verfärbung des Urins während der Einnahme möglich

Zubereitung

  • ½ bis 2 Teelöffel grob pulverisierte Rhabarberwurzel mit circa 150 ml siedendem Wasser übergießen und nach 5 Minuten abseihen

Beispiele für Kombipräparate

  • Pyralvex®

Weitere Informationen

Je nach Dosierung zeigt Rhabarberwurzel eine unterschiedliche Wirkung. Niedrig dosiert wirkt sie aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe adstringierend und leicht antidiarrhöisch. Höher dosiert kommt die abführende Wirkung der Anthrachinone zum Tragen. Dies bezeichnen Pharmakologen als »sich kreuzende Dosis-Wirkungs-Kurve«. Gegen Durchfall genügen bereits 0,1 bis 0,2 Gramm Droge. Zur Behandlung von Verstopfung ist mindestens 1 Gramm der Droge erforderlich.

Der Gartenrhabarber, Rheum rhabarbarum, gehört ebenfalls zur Familie der Knöterichgewächse und ist dem Medizinal-Rhabarber recht ähnlich. Formal zählt er zu den Gemüsen, weil nicht die Frucht, sondern die fleischigen Stängel verzehrt werden. Diese sind kalorienarm und reich an Vitamin C und Fruchtsäuren. Anthrachinone sind nur in sehr geringen Mengen enthalten. Wie sauer der Rhabarberstängel ist, lässt sich an der Farbe erkennen: Je grüner die Schale und das Innere, desto mehr Säure. Umgekehrt gilt: Je röter, desto milder ist der Geschmack.

Nach dem Verzehr von Rhabarber werden die Zähne »stumpf«. Ursache dafür ist die reichlich enthaltene Oxalsäure. Oxalsäure reagiert mit Calcium im Speichel, beispielsweise aus Milchprodukten, zu Calciumoxalat, das an den Zähnen haftet.

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