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ARZNEIPFLANZEN

Salbei

»Unter allen Stauden ist kaum ein Gewächs über den Salbei erhaben, denn er dient dem Arzte, dem Koch, Armen und Reichen«, schrieb 1539 der deutsche Botaniker Hieronymus Bock. Auch die moderne Arzneitherapie schätzt Salbei bei Entzündungen im Mund, Verdauungsbeschwerden und übermäßigem Schwitzen.
Annette Immel-Sehr
23.09.2020  11:37 Uhr
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Im Überblick

NAME
Echter Salbei (oder Dalmatinischer Salbei) | Dreilappiger Salbei
BOTANISCHER NAME
Salvia officinalis | Salvia fruticosa (oder Salvia triloba)
FAMILIE
Lippenblütler
BOTANISCHE FAMILIE
Lamiaceae
WEITERE NAMEN

Merkmale

  • ausdauernde Halbsträucher
  • Echter Salbei bis zu 70 cm hoch, Dreilappiger Salbei bis zu 1,20 m hoch
  • 3 bis 10 cm große graugrüne Blätter, vor allem unterseits weiß-filzig behaart
  • beim Dreilappigen Salbei stärker ausgeprägt
  • beim Dreilappigen Salbei zwei kleine Neben­fiedern am Blattgrund, beim Echten Salbei nicht immer vorhanden und etwas kleiner
  • zahlreiche blaue Lippenblüten in 5- bis 10-blütigen Quirlen als lockere Ähre angeordnet
  • Blütezeit Juni bis Juli

Heimat

  • Echter Salbei: Dalmatien
  • Dreilappiger Salbei: Griechenland
  • Droge stammt aus südosteuropäischen Ländern

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • getrocknete Blätter (Salviae folium oder Salviae trilobae folium)
  • im Europäischen Arzneibuch außerdem beschrieben: Salbeitinktur (Salviae tinctura)
  • im Deutschen Arzneimittel-Codex: Dalmatinisches Salbeiöl (Salviae officinalis aetheroleum)

Inhaltsstoffe

Echter Salbei:

  • ätherisches Öl mit Thujon, 1,8-Cineol und Campher
  • Diterpenphenole
  • Lamiaceen-Gerbstoffe, vorwiegend Rosmarinsäure
  • Flavonoide

Dreilappiger Salbei:

  • ätherisches Öl mit 1,8-Cineol als Hauptkomponente (Geruch erinnert an Eukalyptusöl)
  • Diterpenphenole
  • Lamiaceen-Gerbstoffe, vorwiegend Rosmarinsäure
  • Flavonoide

Anwendung

Salbeiblätter:

  • ESCOP und Kommission E: innerlich bei vermehrter Schweißsekretion, äußerlich bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, bei Zahnfleisch­entzündungen
  • innerlich bei dyspeptischen Beschwerden (nur Kommission E)

Dreilappiger Salbei:

  • ESCOP: Entzündungen und Infektionen in Mund und Hals, wie Zahnfleischent­zündung, Mund- und Rachenschleimhautentzündung, außerdem Verdauungsbeschwerden

Empfohlene Dosierung

  • Teeaufguss: Tagesdosis 4 bis 6 g Salbeiblätter
  • zum Gurgeln und Spülen mehrmals täglich 2,5 g Droge beziehungsweise 2 bis 3 Tropfen des ätherischen Öls auf 100 ml Wasser beziehungs­weise 5 g alkoholischen Auszug (Tinktur) auf ein Glas Wasser
  • zur Pinselung alkoholische Auszüge (Tinktur) mehrmals täglich unverdünnt auftragen

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

  • möglicherweise Wechselwirkungen mit Arznei­stoffen, die an GABA-Rezeptoren wirken, wie Barbiturate und Benzodiazepine. Keine gleich­­zeitige Anwendung

Abgabehinweise

  • Thujon kann bei länger dauernder Einnahme und zu hoher Dosierung Epilepsie-artige Krämpfe auslösen. Deswegen Salbeizubereitungen sicherheitshalber nicht länger als zwei Wochen einnehmen.
  • Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) sieht wegen des Thujongehalts ein negatives Nutzen-Risiko-Verhältnis für Salbeiöl und rät von einer Anwendung ab.
  • Zur Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen liegen keine Untersuchungen vor.

Zubereitung

  • bei vermehrter Schweißsekretion und Ent­zündungen der Mund- und Rachenschleimhaut: 3 g fein geschnittene Salbeiblätter mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und nach 10 Minuten abseihen. Als Gurgellösung warm anwenden, zur Behandlung von vermehrter Schweißsekretion kalt trinken
  • bei Magen-Darm-Beschwerden: 2 g Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und nach 5 Minuten abseihen

Beispiele für Monopräparate

  • Cevitt Hals & Rachen Lutschtabletten Salbei
  • Nosweat® Kapseln
  • Salbei Curarina® Tropfen
  • Salvysat® plus Bürger
  • Sweatosan®

Beispiele für Kombipräparate

  • Abtei Meno Soja plus Melisse und Salbei
  • Doppelherz Heißer Salbei+Honig+Menthol Granulat
  • Salviathymol® N
  • Weleda Salbei Zahnfleischbalsam

Weitere Informationen

In der Apotheke wird mitunter auch das ätherische Öl des nicht-offizinellen Muskatellersalbei (Salvia sclarea) nachgefragt. Die zweijährige bis zu 1,5 m hohe Pflanze mit großen haarigen Blättern und blau-rosa Blüten wird vor allem im Mittelmeerraum angebaut und auch als Römischer Salbei bezeichnet. Sie verströmt einen starken gewürz­artigen Duft. In der Naturheilkunde wird das Öl des Muskatellersalbei vielfältig einsetzt, beispielsweise bei Hautproblemen, Muskel-, Magen- und Erkältungsbeschwerden sowie bei nervöser Anspannung. Zudem wird ihm eine euphorisierende, mindestens aber stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt. Die kosmetische Industrie nutzt das Öl des Muska­tellersalbeis als Duftstoff für Parfüms und andere kosmetische Artikel.

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