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ARZNEIPFLANZEN

Süßholz

Bei Magendrücken, Erkältungen, Husten und Heiserkeit, gegen Durst und Heißhungerattacken setzen die Menschen seit Langem Süßholz mit Erfolg ein. Nicht umsonst wurde es 2012 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Zusätzlich erfreut sich die Süßholzwurzel als Ausgangsstoff für Lakritze großer Beliebtheit.
Annette Immel-Sehr
23.09.2020  14:43 Uhr
Foto: Shutterstock/LianeM
Foto: Adobe Stock/Bellini-Orlando

Im Überblick

NAME
Süßholz
BOTANISCHER NAME
Glycyrrhiza glabra
FAMILIE
Schmetterlingsblütler
BOTANISCHE FAMILIE
Fabaceae
WEITERE NAMEN

Merkmale

  • Ausdauernde Staude, 1 bis 2 m hoch
  • Lange, kräftige Pfahlwurzel mit Nebenwurzeln und stark verholztem Wurzelstock (Rhizom)
  • Unpaarig gefiederte Blätter, bis 20 cm lang, eiförmige bis breitelliptische Fiederblättchen, unterseits drüsig behaart.
  • In den Blattachsen kleine zart-lila Schmetterlings­blüten, dicht stehend in 10 bis 15 cm langen Trauben
  • Früchte: 2 cm lange Hülsen mit 3 bis 5 nierenförmigen Samen

Heimat

  • südöstliches Europa bis nach China

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • Getrocknete ungeschälte oder geschälte Wurzel und ­deren Ausläufer.
  • Die Wurzeln werden alle drei Jahre im Spätherbst ausgegraben, gewaschen, ggf. geschält und an der Sonne getrocknet.
  • Das Europäische Arzneibuch kennt zwei Monographien: Süßholzwurzel (Liquiritiae radix) sowie Süßholz­wurzeltrockenextrakt als Geschmackskorrigens (Liquiritiae extractum siccum ad saporandum).
  • Die Qualität von standardisiertem Süßholztrockenextrakt (Liquiritiae extractum siccum normatum) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Inhaltsstoffe

  • Triterpensaponine (hauptsächlich Glycyrrhizin)
  • Flavonoide
  • Isoflavonoide
  • Phytosterole
  • Polysaccharide

Anwendung

  • Dyspeptische Beschwerden und Sodbrennen
  • Schleimiger erkältungsbedingter Husten
  • Süßholzwurzel wurde vom Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel anerkannt.
  • Verwendet werden: geschnittene Süßholzwurzel zur Teebereitung, Trockenextrakt in löslichen Instant-Tees und Kautabletten, alkoholische Auszüge in Tropfen.

Empfohlene Dosierung

  • 5 bis 15 g Droge pro Tag, entsprechend 200 bis 600 mg Glycyrrhizin

Nebenwirkungen

Bei längerer Anwendung und höherer Dosierung: mineralcorticoide Effekte:

  • Natrium- und Wasser-Retention, Kaliumverlust, Ödeme, Bluthochdruck, in seltenen Fällen Myoglobinurie (Eiweiß des Muskel­gewebes im Harn).

Wechselwirkungen

  • Kaliumverluste durch andere Arzneimittel wie Thiazid- und Schleifendiuretika können verstärkt werden; dadurch erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Digitalisglykosiden.

Kontraindikationen

  • Chronische Leberentzündung
  • Bluthochdruck
  • Nierenerkrankung
  • Kaliummangel
  • Schwangerschaft

Abgabehinweise

  • Nicht länger als vier bis sechs Wochen einnehmen
  • Dosierungsempfehlungen nicht überschreiten

Zubereitung

  • 1 bis 1,5 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Süßholzwurzel mit 150 ml Wasser versetzen, kurz aufkochen und nach 10 bis 15 Minuten abseihen.

Beispiele für Monopräparate

  • Sidroga Magen-Heiltee

Beispiele für Kombipräparate

  • Emser Pastillen mit Süßholz zuckerfrei
  • Gasteo®
  • Gastritol®
  • Heumann Bronchialtee Solubifix®
  • Husten- und Bronchialtee Sidroga
  • Iberogast® Muc Sabona® Sirup

Weitere Informationen

Der Name Süßholz kommt nicht von ungefähr: Glycyrrhizin ist 50 Mal süßer als Saccharose.

Aus der Süßholzwurzel wird auch die wichtigste Zutat für die Lakritzherstellung gewonnen: der »Süßholzsaft« (Liquiritiae succus). Dazu werden die frischen Wurzeln zerkleinert und mit Wasser viele Stunden gekocht. Der gewonnene Saft wird bis zur zähflüssigen Konsistenz eingedickt. Bei diesem Vorgang bildet sich das typische Lakritzaroma.

100 g Lakritzware enthalten maximal 200 mg Glycyrrhizin. Produkte mit einem höheren Gehalt müssen als »Stark-Lakritz« gekennzeichnet sein, auf der Packung ist die Höchstverzehrmenge angegeben.

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