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ARZNEIPFLANZEN

Tausendgüldenkraut

Als Bitterstoffdroge zählt Tausendgüldenkraut zu den Amara und wird heute bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden angewendet. In der griechischen Mythologie dagegen wurde die Heilpflanze zur Behandlung schwer heilender Wunden eingesetzt.
Luisa Burgers
16.02.2021  17:22 Uhr
Foto: Getty Images/emer1940
Foto: Adobe Stock/tunedin

Im Überblick

NAME
Tausendgüldenkraut
BOTANISCHER NAME
Centaurium erythraea Rafn, Centaurium majus und Centaurium suffruticosum
FAMILIE
Enziangewächse
BOTANISCHE FAMILIE
Gentianaceae
WEITERE NAMEN

Merkmale

  • 10 bis 40 cm hohe, ein- bis zweijährige Pflanze 
  • zarte hellgelbe Wurzel 
  • im ersten Jahr grundständige Rosette mit elliptischen Blätter 
  • im zweiten Jahr aufrechter vierkantiger Stängel mit sitzenden, kreuzweise gegenständigen Blättern 
  • zart bis kräftig rosarote Blüten in Trugdolden 
  • Blüten öffnen sich nur bei Wärme und Sonnenschein 
  • Blütezeit Juni bis September 

Heimat

  • Europa 
  • Nordafrika 
  • Vorderasien 
  • Nordamerika 

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

  • ganze oder zerkleinerte getrocknete oberirdische Teile blühender Pflanzen (Centaurii herba) 

Inhaltsstoffe

  • Bitterstoffe 
  • Flavonoide 
  • Phenolcarbonsäuren 
  • Xanthonderivate mit Eustomin 

Anwendung

  • zur Behandlung leichter dyspeptischer und gastrointestinaler Beschwerden (traditional use gemäß HMPC) 
  • zur Behandlung einer kurzfristigen und vorübergehenden Appetitlosigkeit (traditional use gemäß HMPC) 

Empfohlene Dosierung

  • Tee: bis zu viermal täglich 1 bis 4 g Droge, Tagesdosis 4 bis 16 g  
  • Pulver: bis zu dreimal täglich 0,25 bis 2 g, Tagesdosis 0,75 bis 6 g 
  • Flüssigextrakt: bis zu dreimal täglich 2 bis 4 ml, Tagesdosis 6 bis 12 ml  
  • Tinktur: bis zu dreimal täglich 1,5 bis 5 g, Tagesdosis 4,5 bis 15 g 
  • Dickextrakt: mehrmals täglich 0,2 g, Tagesdosis 1 bis 3 g 

Nebenwirkungen

  • keine bekannt 

Wechselwirkungen

  • keine bekannt 

Kontraindikationen

  • Säuglinge, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren 
  • Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe von Tausendgüldenkraut 
  • Magen- und Darmgeschwür 
  • Sodbrennen 
  • Schwangerschaft und Stillzeit 

Abgabehinweise

  • zur Appetitanregung: Einnahme 30 Minuten vor dem Essen 
  • bei dyspeptischen Beschwerden: Einnahme nach dem Essen 
  • bei Beschwerden, die länger als 2 Wochen andauern, einen Arzt aufsuchen 

Zubereitung

  • Tee: 1 bis 4 g Tausendgüldenkraut mit 200 ml kochendem Wasser übergießen und nach 15 Minuten abseihen 

Beispiele für Monopräparate

  • Salus® Tausendgüldenkraut 

Beispiele für Kombipräparate

  • H&S® Magentee Nr. 9 
  • Sidroga® Magen-Darm-Anregungstee 
  • Weleda Amara-Tropfen 
  • Montana Haustropfen N 
  • Canephron® N 

Weitere Informationen

Das Tausendgüldenkraut soll seinen lateinischen Namen dem heilkundigen Centauren Chiron verdanken. Der Sage nach heilte Chiron mit dem Tausendgüldenkraut eine Wunde am Fuß, wo ihn ein Pfeil verletzt hatte. Irgendwann geriet diese Legende in Vergessenheit und man glaubte, der lateinische Name Centaurium gehe auf die beiden Begriffe »centum« ;für »hundert« und »aureus« für »golden« oder »gülden« her. Im Mittelalter wurde dann aus dem deutschen Namen Hundertguldenkraut schließlich das Tausendgüldenkraut. Damit kommt zum Ausdruck, wie viel Wert die Menschen damals der Pflanze beimaßen.

In Deutschland stehen alle Arten des Tausendgüldenkrautes gemäß de Bundesartenschutzverordnung unter Naturschutz. Eine besondere Ehre wurde dem Tausendgüldenkraut 2004 zuteil, als es zur «Heilpflanze des Jahres» gewählt wurde. Die Schweizer Post würdigte die bescheidene Pflanze im Jahre 2003 mit einer Briefmarke, die die wunderschönen Blüten des Echten Tausendgüldenkrautes zeigt.

Wie alle Enziangewächse gehört das Tausendgüldenkraut aufgrund seines hohen Bitterstoffgehalts zu den Amara. Die intensiv bitter schmeckenden Secoiridoidglykoside enthalten als Hauptkomponenten Swertiamarin, Gentiopikrin, Swerosid und Gentioflavosid. Die Bitterwerte dieser Inhaltsstoffe betragen etwa 12.000. Der bittere Geschmack der Droge wird aber wesentlich von Centapikrin und Desacetylcentapikrin bestimmt, obwohl beide Iridoide nur in Spuren vorhanden sind. Sie gehören zu den bittersten natürlich vorkommenden Substanzen überhaupt – mit Bitterwerten von circa 4.000.000. Den höchsten Bitterwert weisen die Blüten auf, den niedrigsten die Stängelanteile. Drogen mit hohem Blütenanteil sind deshalb wertvoller.

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