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Reaktionsfreudig

Phospohor: Gelegentlich bunt, immer vielseitig

Das Mengenelement Phosphor liegt je nach chemischer Modifikation und Strukturform in verschiedenen Farben vor: weiß, schwarz, rot und auch violett. Das macht auch die unterschiedlichen Eigenschaften dieses außerordentlich reaktionsfreudigen Stoffes in Natur und Technik aus.
Kerstin Pohl
01.02.2021  15:45 Uhr

Der Begriff Phosphor stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „lichtgebend“, was auf das weiße Leuchten des Phosphors zurückgeht, wenn er mit Sauerstoff reagiert. Im menschlichen Organismus hingegen spielt die Farbe dieses Mineralstoffes keine Rolle. Hier gibt es als Phosphat vor allem dem Knochengerüst Stabilität und ist ein wichtiger Energielieferant.

Aufgaben und Funktionen

Im Organismus liegt Phosphor als Phosphat vor, also dem Salz und Ester der Phosphorsäure. Der menschliche Körper speichert zwischen 600 und 700 Gramm Phosphor. Davon entfallen 85 Prozent auf Knochen und Zähne, 65 bis 80 Gramm sind in den Geweben und 2 Gramm im Blut eingelagert.

In Form des Calciumphosphatsalzes Hydroxylapatit ist es Bestandteil von Knochen und Zähnen und gibt diesen die nötige Stabilität. Darüber hinaus ist Phosphor Bestandteil der wichtigsten Energielieferanten des Körpers, Adenosindiphosphat (ADP) und Adenosintriphosphat (ATP), und der Phospholipide. Außerdem hilft Phosphor bei der Aktivierung von Enzymen und ist als Bestandteil von DNA und RNA ein Baustein des Erbgutes. Es dient zudem als Puffer bei der Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts.

Wie viel braucht der Mensch?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Männer und Frauen täglich 700 mg Phosphor.

Alter mg/Tag
Säuglinge
0 bis unter 4 Monate 120 (Schätzwert)
4 bis unter 12 Monate 300
Kinder
1 bis unter 4 Jahre 500
4 bis unter 7 Jahre 600
7 bis unter 10 Jahre 800
10 bis unter 13 Jahre 1250
13 bis unter 15 Jahre 1250
Jugendliche und Erwachsene
15 bis unter 19 Jahre 1250
19 bis unter 25 Jahre 700
25 bis unter 51 Jahre 700
51 bis unter 65 Jahre 700
65 Jahre und älter 700
Schwangere
> 19 Jahre 800
< 19 Jahre 1250
Stillende
> 19 Jahre 900
< 19 Jahre 1250
Empfohlene Zufuhr von Phosphor, Quelle: DGE

Woran erkennt man einen Mangel?

Da Phosphor in fast jedem Lebensmittel vorkommt, tritt ein ernährungsbedingter Mangel nur sehr selten auf, so beispielsweise bei Ess-Störungen oder nach langen Fastenzeiten. Das zeigt sich dann in Appetitverlust, Muskelschwäche und Knochenschmerzen. Ein schwerer Mangel führt zu Störungen im Wachstum und der Knochenmineralisation.

Wer gehört zu einer Risikogruppe?

Bei Personen, die an einer Nierenerkrankung leiden und deren Nierenfunktion eingeschränkt ist, ist die Phosphorausscheidung gestört. Das führt zu einem erhöhten Phosphatspiegel im Blut (Hyperphosphatämie) und einer Verkalkung der Nieren.

Patienten, die komplett parenteral ernährt werden müssen, zeigen hingegen Symptome einer Phosphatunterversorgung. Diese äußert sich in einer Hypophosphatämie und körperlicher Schwäche.

Wie kommt es in den Körper?

Phosphor ist weit verbreitet und kommt fast in allen Lebensmitteln vor, dabei sind Lebensmittel, die reich an Protein sind, auch immer reich an Phosphor. Es ist deshalb auch relevant für die Versorgung mit Proteinen und Calcium zu wissen, dass eine Kost, die arm an Phosphor ist, auch immer arm an Proteinen und Calcium ist.

Besonders protein- und damit auch phosphorreiche Lebensmittel sind Fleisch, Wurst, Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte. Auch pflanzliche Lebensmittel wie Getreide, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte sind gute Phosphorquellen. Allerdings ist die Verwertung von Phosphor hier schlechter, da die im Getreide enthaltenen Phytate die Verfügbarkeit herabsetzen.

Auch andere Stoffe können die Aufnahme verringern, wie die Mineralstoffe Eisen, Calcium und Aluminium. Vitamin D hingegen fördert die Phosphataufnahme.

Zahlreiche industriell verarbeitete Lebensmittel wie Schmelzkäse und Brühwurst enthalten größere Mengen Phosphatsalze. Auch Colagetränken, Energy- und Teedrinks werden Phosphate zugesetzt, ebenso Fast-Food-Gerichten. Diese Phosphatsalze verlängern die Haltbarkeit oder dienen der Farbgebung wie beispielsweise in Colagetränken. Sie verhindern zudem, dass Puddingpulver und Baybrei klumpig werden. Die Phosphat-Additive verstecken sich bei der Lebensmittelkennzeichnung hinter den Codes für Stoffe, die als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen sind, den sogenannten E-Nummern. Phosphat wird mit den E-Nummern E338, E339, E340, E341, E343, E450, E451, E452, E1410, E1412, E1413, E1414, E1442 kenntlich gemacht.

Lebensmittelauswahl mg je 100 g
Butterkäse 500
Edamer 570
Schmelzkäse 1100
Scheibletten 1200
Milch, 3,5% Fett 102
Bierschinken 152
Putenbrust 200
Schweinefilet 173
Kabeljau 194
Kidneybohnen 130
Sojawurst 111
Roggenbrot 118
Quelle: Die große GU Nährwert Kalorien Tabelle, Ausgabe 2020/21

Achtung, Wechselwirkung!

Antazida enthalten Aluminium, das mit Phosphor unlösliche Komplexe bildet. Die Bioverfügbarkeit von Phosphor wird dadurch gemindert.

Die Einnahme von Kalium oder kaliumsparenden Diuretika zusammen mit Phosphor kann zu einem Überschuss an Kalium führen (Hyperkaliämie). Als Symptome treten neuromuskuläre Störungen wie Muskelschwäche, Atemnot und Veränderungen im EKG auf.

Bei einer Niereninsuffizienz wurden früher Aluminiumverbindungen in der Therapie eingesetzt. Da Phosphor mit Aluminium eine unlösliche Verbindung eingeht, wird heute in der Therapie stattdessen Calciumcarbonat verwendet.

Falsch dosiert, was nun?

Eine Intoxikation durch Phosphor über die Ernährung ist nicht bekannt. Anders sieht es aus, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt ist. Ein Überschuss an Phosphat (Hyperphosphatämie) führt zur Kalkeinlagerung in den Organen, vor allem den Nieren (Kalizifizierung), das heißt es werden Calciumsalze wie Calciumphosphat in den Geweben eingelagert.

Auch Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D (Calcitriol) können in sehr hohen Dosierungen zu einer Hyperphosphatämie führen, da sie die Phosphataufnahme fördern. Deshalb sollte in solchen Fällen die Einnahme immer mit dem Arzt abgesprochen werden.

Die tolerierbare Gesamtmenge an Phosphor liegt bei 3,5 Gramm am Tag für Erwachsene. Wenn Medikamente wie Bisphosphonate eingenommen werden müssen, kann diese Menge überschritten werden. Es sind aber bislang trotzdem keine Vergiftungserscheinungen aufgetreten.

Gut zu wissen …

Früher stand Phosphor unter Verdacht, bei Kinder das Symptom des „Zappelphilipps“ (ADHS) auszulösen. Deshalb wurde betroffenen Kindern eine phosphatarme Kost empfohlen. Dabei wurde nicht nur auf phosphathaltige Cola und Energiegetränke verzichtet, die ohnehin nichts auf dem Speiseplan eines Kindes zu suchen haben, sondern auch auf Milch- und Milchprodukte, die unerlässlich für das Wachstum und die Knochenstabilität sind. Die Vermutung, dass Phosphor der Auslöser von ADHS ist, konnte wissenschaftlich jedoch nicht bewiesen werden und eine entsprechende Diät wurde wieder verworfen.

Eine besondere Bedeutung kommt dem Mineralstoff bei voll gestillten Säuglingen zu. Muttermilch enthält nur halb so viel Phosphor wie Calcium. Somit ist Phosphor das limitierende Element für die Mineralisation der Knochen. Durch die geringere Phosphormenge werden die Nieren des Neugeborenen entlastet, die zu dem Zeitpunkt noch unreif sind. Außerdem gelangt das Phosphor mit der Muttermilch in die unteren Darmabschnitte. Hier wird durch die Puffereigenschaft des Phosphats der pH-Wert gesenkt. So wird eine Schutzschicht gebildet, die den Säugling vor bakteriellen Infektionen abschirmt.

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