Prednisolon und Prednicarbat |
Mittlerweile eingespielt: virtuelle Meetings, auch als Rezepturstammtisch. / Foto: Adobe Stock/Andrey Popov
Apothekerin Helga Schmidt begrüßt die zugeschalteten Kollegen und freut sich über den Neuzugang. Timo Kunze wird in Zukunft verstärkt in der Apothekenrezeptur eingesetzt. »Ich habe bisher kaum Rezepturen hergestellt, darum ist es mir wichtig, möglichst viel darüber zu erfahren«, beendet er seine Vorstellung. Dann wird gemeinsam gearbeitet: Schmidt stellt den Stammtischmitgliedern per Mail eine Tabelle zur Verfügung, die nun besprochen werden soll. Sie erklärt: »In meiner Apotheke prangt auf dem Standgefäß mit Prednisolon ein großes [A], denn chemisch betrachtet handelt es sich um einen Wirkstoff mit Alkoholcharakter. Schaut euch bitte die Strukturformel genau an!« Zügig haben die Teilnehmer die entsprechende OH-Gruppe entdeckt. Schmidt fährt fort: »Gleiches löst sich in Gleichem! Nach dieser Faustregel wird deutlich, dass Prednisolon für die Herstellung von Haut- oder Kopfhaut-Spiritus einzusetzen ist. Wird dieser Arzneistoff jedoch in hydrophile Cremes eingearbeitet, löst sich ein Teil der Substanz und fällt anschließend wieder aus!«, warnt sie die Zuhörer. Sie erläutert, dass durch diese Umkristallisation aus den ursprünglich mikrofeinen Partikeln deutlich auf der Haut spürbare Teilchen entstehen.
Als alternativer Arzneistoff ist dann Prednisolonacetat zu verarbeiten. Chemisch betrachtet handelt es sich um einen Ester, der durch Reaktion mit dem alkoholischen Prednisolon und der Essigsäure entstanden ist. Auf dem Standgefäß steht deshalb der Buchstabe [E]. Trotz des chemischen Unterschieds ist es therapeutisch dem Prednisolon äquivalent. Die Apothekerin erläutert weiter, dass bei wasserhaltigen Rezepturen mit suspendiertem Wirkstoff aus Gründen der physikalischen Stabilität grundsätzlich der Ester Prednisolonacetat einzusetzen sei. »Denn Prednisolon schnappt sich Wassermoleküle der hydrophilen Creme und baut sie in seine Kristallstruktur ein. Es fällt dann als Hydrat wieder aus. Dies kennt ihr vom Aluminiumhexahydrat, das in seine Kristallstruktur sechs Wassermoleküle einbaut, die nicht durch Trocknung entfernbar sind.«
Eine der teilnehmenden PTA fragt, ob der Arzt über den Austausch dieser beiden therapeutisch äquivalenten Arzneistoffe informiert werden muss. Die Apothekerin bejaht diese Frage und verweist auf die Apothekenbetriebsordnung.